Marko Raguz steht 27 Monate nach seinem Wechsel zur Austria vor seinem Debüt bei den Profis der Wiener. Nach einer langen Leidenszeit, zig Untersuchungen samt mehr und weniger hilfreichen Diagnosen scheint der Angreifer zumindest für Kurzeinsätze fit.
Mit dem großen Wiener Fußball-Derby bei Rapid am Sonntag (17 Uhr/live im sportkrone.at-Ticker) könnte die Bühne für ein Comeback für den 26-Jährigen kaum größer sein. Mehr als die Rolle als „Joker“ wird vorerst nicht möglich sein.
„Ich schätze ihn so weit ein, dass er jetzt schon in der Verfassung ist, Spielminuten zu machen. Die Qualitäten, die er speziell im Strafraum hat, Bälle weiterzuleiten und festzumachen, sind so, wie sie immer schon waren“, sagte Cheftrainer Stephan Helm über den vormaligen Dauerpatienten. Bei den Young Violets hat Raguz in dieser Saison seine ersten Schritte auf dem Weg zurück gemacht. 11, 23 und 45 Minuten lang waren seine drei Einsätze in der Regionalliga Ost. Bis es so weit kam, ist eine längere Geschichte.
„Echtes Schnäppchen“
Im Sommer 2022 glaubte Jürgen Werner, „ein echtes Schnäppchen“ gemacht zu haben. Nicht weniger als 1,3 Millionen Euro soll der damals noch als Strippenzieher im sportlichen Bereich werkende, nunmehrige Sport-Vorstand für den Stürmer an den LASK überwiesen haben. Raguz kam mit Verletztenstatus, nach einem Kreuzbandriss im November 2020 hatte er fitnesstechnisch nicht wieder in die Spur gefunden. Werner war sich sicher: In wenigen Monaten sollte der einst am Sprung ins ÖFB-Team stehende Angreifer wieder fit sein. Es sollte anders kommen. Die Leidenszeit von Raguz zog sich.
Der 6. März 2022 sollte noch länger der bis dato letzte Einsatz in der Bundesliga bleiben. Danach aufgetretene Probleme mit der Hüfte zwangen ihn wieder zu einer Pause. In Linz sah sich Raguz – so wurde es kolportiert – dann nicht mehr richtig aufgehoben. Werner schlug zu und ging davon aus, dass sein oberösterreichischer Landsmann spätestens im Frühjahr 2023 wieder voll fit sein würde. Ein Trugschluss, wie der Manager später zugab.
Man habe zunächst „in die Verletzung hineintrainiert“, gab Werner ein Jahr nach der Verpflichtung zu. Sportdirektor Manuel Ortlechner hatte davor und danach fast mantraartig auf immer wiederkehrende Nachfragen betont, Raguz „alle Zeit der Welt“ geben zu wollen. Der Profi selbst war derweilen in Wien-Favoriten nicht oft gesehen. Deutschland, Belgien, England waren nicht die einzigen Stationen, wo er Rat bei Ärzten suchte. Mehr als ein Dutzend Mediziner sollen es gewesen sein. Monatelang dauerten die Aufenthalte im Ausland.
Sinnfrage zu Jahresbeginn
Die Frage, ob die Mühen noch Sinn machen, wurde schließlich lauter. Anfang des Jahres sei es „sehr, sehr hart gewesen“, sagte Raguz im August auf Sky. „Da war ich schon am Überlegen, ob das Ganze noch Sinn macht.“ Angst habe es vor jeder Bewegung auf dem Platz gegeben. Er wollte aber endlich einmal in Wien bleiben, sagte Raguz rückblickend. Ab Jänner war er bei den Profis immer dabei, „einfach, damit ich einmal Kontakt pflegen kann“. Er trainierte Torabschlüsse, Passübungen und Slalomläufe – step by step lautete das Motto.
In der jüngsten Länderspielpause kam Raguz endgültig an. Im Testspiel gegen den SKN St. Pölten spielte er eine Spielhälfte lang. Tor war ihm keines vergönnt, den nächsten, finalen Schritt sah Raguz aber absolviert. „Das Shirt der ersten Mannschaft überzustreifen, war ein sehr schönes Gefühl“, meinte er danach. Körperlich sei er nun sehr stabil, berichtete der Angreifer. Was nun noch fehle seien Mannschaftstraining und Spiele. „Der Prozess geht langsam dem Ende zu. Wir freuen uns alle sehr.“
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