Kopien explodiert?

Hersteller: Walkie-Talkies zuletzt 2014 produziert

Ausland
19.09.2024 09:50

Nachdem im Libanon zuvor Tausende Pager detonierten waren, erfolgte am Mittwoch eine zweite Explosionswelle: Neuerlich flogen Hunderte Walkie-Talkies in die Luft, insgesamt starben rund 30 Menschen, Tausende wurden verletzt. Nun meldete sich der Hersteller der Walkie-Talkies zu Wort und betonte, dass diese Geräte seit 2014 nicht mehr produziert werden – sie könnten demnach illegal nachgebaut worden sein.

„Das IC-V82 ist ein Handfunkgerät, das von 2004 bis Oktober 2014 gebaut und exportiert wurde, unter anderem in den Nahen Osten“, erklärte das Unternehmen Icom am Donnerstag. „Die Produktion wurde vor etwa zehn Jahren eingestellt und von unserem Unternehmen nicht mehr ausgeliefert.“

Explosion bei Trauerfeier für Opfer des Pager-Anschlags
Bei der Explosionswelle am Mittwoch detonierten Walkie-Talkies auch in einem südlichen Vorort der Hauptstadt Beirut, als dort eine Trauerfeier für am Vortag durch explodierende Pager getötete Mitglieder der libanesischen Hisbollah-Miliz stattfand.

Die von Israels Erzfeind Iran unterstützte Miliz macht Israel für die Explosionen der Pager und Walkie-Talkies verantwortlich und droht mit Vergeltung. Israel äußerte sich nicht.

Medienberichten zufolge trugen die am Mittwoch explodierten Funksprechgeräte das Icom-Logo. Das japanische Unternehmen erklärte zunächst am frühen Donnerstagmorgen: „In weltweiten Medien gibt es Berichte, dass Walkie-Talkies mit dem Icom-Logo im Libanon explodiert sind.“ Dies werde untersucht.

Auch Produktion der Batterien längst eingestellt
Später dann veröffentlichte die Firma eine längere Stellungnahme, in welcher verkündet wurde, dass die Geräte seit zehn Jahren nicht mehr produziert werden. „Die Produktion der Batterien, die zum Betrieb des Hauptgerätes notwendig sind, wurde auch eingestellt“, hieß es weiter.

Hersteller schließt illegale Kopien nicht aus
Icom wies zudem darauf hin, dass es keine Hologramm-Siegel oder ähnliche Schutzmaßnahmen gegen Produktfälschung an den Geräten angebracht habe. „Deshalb ist es nicht möglich festzustellen, ob die Produkte von unserer Firma ausgeliefert wurden“ oder ob es sich um illegal nachgebaute Walkie-Talkies handle.

Israel spricht von „neuer Phase des Krieges“
Israels Verteidigungsminister Joav Galant hat nach den Detonationen, denen vor allem Mitglieder der Hisbollah zum Opfer fielen, eine „neue Phase“ des Kriegs angekündigt.

„Der Schwerpunkt verlagert sich nach Norden“, sagte Galant nach Angaben seines Büros. Dort liefert sich Israels Armee seit Beginn des Gaza-Krieges vor fast einem Jahr Gefechte mit der Hisbollah. Es besteht die Sorge, dass ein ausgewachsener Krieg gegen die Miliz bevorstehen könnte.

UNO befürchtet dramatische Eskalation in Nahen Osten
Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah kündigte für Donnerstagnachmittag eine Rede an. Angesichts der brandgefährlichen Lage plant der UNO-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitagabend treffen. UNO-Generalsekretär António Guterres sieht die „ernsthafte Gefahr einer dramatischen Eskalation“ im Nahen Osten.

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