Nach 60 Jahren wird die Neuauflage des Köchel-Verzeichnises mit neuen Entdeckungen in Salzburg veröffentlicht.
Alle 30 Jahre verdoppelt sich das Wissen über Mozart und seine Musik, sagen Experten. Demnach hat sich dieses Wissen bereits zweimal verdoppelt, seit 1964 die letzte Ausgabe des mozartschen Werkkatalogs herausgegeben wurde, der umgangssprachlich immer schon Köchel-Verzeichnis hieß und jetzt erstmals offiziell unter diesem Namen als Neuausgabe von der Stiftung Mozarteum veröffentlicht wird. Die erste Ausgabe erschien 1862 und geht auf Ludwig von Köchel zurück, der erstmals mit systematischem naturwissenschaftlichem Denken an eine Erfassung von Mozarts Gesamtwerk heranging.
Die aktuelle Neuausgabe wurde von Neal Zaslaw von der Cornell University erarbeitet und vom wissenschaftlichen Bereich der Stiftung Mozarteum betreut. Die Leitung übernahm Dr. Ulrich Leisinger, der, unterstützt von einem Expertenteam, 25.000 Originalseiten von Mozart neu geordnet und bewertet hat und dabei immer noch Neues entdecken konnte. „Mozart hat viele Stücke in der Annahme angefangen, er könne sie auch zu einem viel späteren Zeitpunkt fertig schreiben. Es gibt erschreckend viele Stücke aus Mozarts letzten Lebensjahren, die dann doch liegengeblieben sind. Wäre er nicht zu früh gestorben, hätten wir heute eine ganze Reihe zusätzlicher Streicherwerke. Das zu sehen ist schon sehr berührend“, so Leisinger.
Das Köchel-Verzeichnis ist allerdings mehr als nur ein umfängliches Werksverzeichnis. Es erzählt Geschichten, denn auch Kommentare, Informationen zur Entstehung und Hinweise auf verschollene Werke finden sich darin. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass durchaus Stücke wieder auftauchen können, die als verschollen galten. Im Augenblick haben wir da eine Statistik von 10 bis 15 Jahren“, sagt Leisinger und erklärt, dass es deshalb auch so etwas wie Platzhalter im Köchelverzeichnis gibt, also auch Werke verzeichnet sind, von denen man kein Fragment hat, die aber beispielsweise in einem Brief erwähnt werden. Dank einzelner Wiederentdeckungen konnten in der Neuausgabe ein paar solcher Plätze gefüllt werden.
„Ein Beispiel ist Mozarts allererster Konzertsatz, der vor einigen Jahren identifiziert werden konnte. Und jetzt im Zusammenhang mit den Arbeiten am Köchel-Verzeichnis ist uns in Leipzig ein Streichtrio von Mozart in die Hand gefallen, das auf den ersten Blick ganz bescheiden, aber auf den zweiten Blick für den Wissenschaftler verdächtig war, denn dazu gab es Erwähnungen in einem Briefwechsel von Mozarts Schwester Nannerl mit dem Verlag. Sie schreibt, sie habe ein Trio von ihrem Bruder. Sie habe sich aber nicht getraut, es zu schicken, weil es ganz jugendlich sei und sie das Gefühl hätte, das sei eines von seinen kleineren Werken“, berichtet Leisinger.
Das Buch erscheint, wie schon die erste Ausgabe, in gedruckter Form beim Verlag Breitkopf & Härtel. Die Stiftung Mozarteum präsentiert zusätzlich die erste Stufe eines neuen digitalen Angebots, „Köchel digital“, das Menschen in aller Welt einen Zugang zu Mozart geben soll. Larissa Schütz
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