Tritt morgen in Kraft

Ab sofort strengere Regeln bei Tiertransporten

Tierecke
19.09.2024 12:47

Nach langem Ringen mit dem Koalitionspartner hat sich Tierschutzminister Johannes Rauch durchgesetzt und legt nun eine neue Tiertransportverordnung für Österreich vor. Die „Krone“ begrüßt die strengeren Richtlinien und sieht unser Land in der Vorreiterrolle. 

Das Leid und das Elend bei Tiertransporten ist kaum zu beschreiben. Auch in diesem Sommer wurden wieder zahlreiche Transporter auf unseren Autobahnen gestoppt und beanstandet. Tierschützer möchten das „Leid auf Rädern“ schon lange beenden, doch der Weg dahin ist zäh.   

Die neue Verordnung des Tierschutzministers kann als Etappensieg gewertet werden, denn die nun kommenden schärferen Bestimmungen bringen zahlreiche Verbesserungen. 

Im Sommer mussten die Tiere von der Feuerwehr gekühlt werden.  (Bild: FF Wörgl, Krone KREATIV)
Im Sommer mussten die Tiere von der Feuerwehr gekühlt werden. 

So sind etwa regelmäßige Fütterungen und ständige Verfügbarkeit von Wasser so geregelt, dass es hier endlich keine Schlupflöcher mehr gibt. Denn immer wieder wurden Schweinetransporter kontrolliert, die mit Rindertränken ausgestattet waren, aus denen die Tiere jedoch kein Wasser aufnehmen können. Ebenso können Rinder nicht von dem kleinen Wassernippel auf Schweinetransportern trinken.

Die Verbesserungen: 

  • Maßnahmen gegen Hunger und Durst: Fütterung spätestens alle neun Stunden mit Milch oder Milchersatz für Kälber, ständige Verfügbarkeit von Wasser für alle ausgewachsene Tiere (nicht nur Rinder, auch Schweine, Schafe, Ziegen, etc.) auf Langstrecken. 
  • Schutz vor Hitze und Kälte: Die Temperatur muss bei der Verladung und während des gesamten Transports zwischen 5 und 30 Grad liegen. Ansonsten muss der Transport in einem klimatisierten Fahrzeug erfolgen.
  • Gegen schrottreife Transporter: Die Verordnung macht klare Vorgaben für die Ausstattung der Transporter bezüglich Beschaffenheit von Tränken, Höhe und technische Ausstattung wie Navigationssysteme oder Fahrtenschreiber.
  •  Bessere Kontrollen: Tiertransporte unterliegen bereits jetzt einer Plausibilitätskontrolle. Mit den neuen Vorgaben wird sichergestellt, dass die geplante Transportstrecke unter Einhaltung aller Ruhezeiten innerhalb der gesetzlich erlaubten Zeit möglich ist. 

Tausende Tiere mussten deshalb bei großer Hitze stunden-, tagelang ohne Wasser auskommen – und damit ist nun endlich Schluss. Künftig reicht es nicht, dass der LKW mit Wasserversorgung ausgestattet ist – es wird endlich auch wirklich kontrolliert, ob es auch die Richtige ist. 

Weiters dürfen Transporte nur zwischen 5 und 30 Grad Außentemperatur durchgeführt werden, ansonsten muss der LKW klimatisiert sein. Die Einhaltung der Vorschriften muss mit Fotos und Videos dokumentiert werden. „Tiere sind keine Ware. Es sind fühlende Lebewesen. Wir schaffen nun noch strengere Standards zum Wohl der Tiere“, betont Tierschutzminister Johannes Rauch. „Zudem ermöglichen wir strenge Kontrollen, auch beim Transport auf Schiffen.” 

Thomas Waitz machte sich selbst ein Bild von den Zuständen. Er will endlich EU-weite Verbesserungen für die Tiere erreichen.  (Bild: Paul Schwarzl )
Thomas Waitz machte sich selbst ein Bild von den Zuständen. Er will endlich EU-weite Verbesserungen für die Tiere erreichen. 

Brüssel entscheidet
Thomas Waitz, Europaabgeordneter und Grüner Verhandler für die europäische Tiertransportverordnung, die gerade auf dem Weg ist, sieht in dem österreichischen Vorstoß einen großen Fortschritt für das Tierwohl auf Österreichs Straßen und eine riesengroße Chance für Europa: „Österreich zeigt, wie es geht. Und nun liegt es an Brüssel, um diese Vorschriften für die gesamte EU endlich umzusetzen“ so Krone-Tierressortleiterin Maggie Entenfellner, die sich seit Jahren für Verbesserungen bei Tiertransporten einsetzt.

Giesinger deckte kürzlich den leidvollen Weg unserer Rinder bis nach Algerien auf.  (Bild: themarker.org)
Giesinger deckte kürzlich den leidvollen Weg unserer Rinder bis nach Algerien auf. 

Grausamer Tod im Nahen Osten
Auch Tobias Giesinger von der Rechercheplattform „The Marker“ hat wohl auch maßgeblich zu dieser Verbesserung beigetragen. Denn durch seine Recherchen wurde eindeutig aufgedeckt, dass österreichische Rinder und Kälber unter abscheulichsten Bedingungen bis in den Nahen Osten gekarrt werden. „Wenn diese neue Verordnung tatsächlich kontrolliert wird, dann würde dies das Ende der Exporte von trächtigen Rindern nach Algeriern bedeuten. Denn die Infrastruktur vor Ort entspricht absolut nicht den europäischen Standards“, so der Aufdecker. 

„Ein wichtiger, weiterer Schritt ist gesetzt, aber es werden wohl noch Millionen Tiere leiden müssen, bis es endlich in ganz Europa zu strengeren Regeln kommt. Und, es bleibt zu hoffen, dass die zukünftige Regierung in Österreich diese Tierschutz-Errungenschaft auch konsequent umsetzt“, so Maggie Entenfellner. 

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