Michael Diettrich:

„Die Wohnbaupolitik des Landes ist ambitionslos“

Vorarlberg
19.09.2024 14:55

Scharfe Kritik äußert Michael Diettrich von der Armutskonferenz am Bauprogramm des Landes. Es brauche weit mehr leistbaren Wohnraum. Stattdessen betreibe der zuständige Landesrat Marco Tittler „Klientelpolitik“ für die Vermögenden. 

Der gemeinnützige Wohnbau sei wohl nicht das Steckenpferd von Landesrat Marco Tittler (ÖVP), urteilte Michael Diettrich von der Armutskonferenz am Donnerstag. Diettrich beließ es aber nicht bei bloßen Behauptungen, sondern lieferte auch Zahlen, die schwer wegzudiskutieren sein werden. Fakt ist, dass Vorarlberg zum teuersten Wohnpflaster Österreichs zählt. Die Preise haben sich in den vergangenen Jahren sowohl beim Eigentum als auch bei den Mieten vom Spürbaren ins Schmerzhafte gesteigert. Umso mehr bräuchte es leistbaren Wohnraum.

Zielvorgabe im Regierungsprogramm
Doch genau in diesem Punkt kritisiert Diettrich eine mangelhafte Performance der Landespolitik: „Der Blick auf die zu Ende gehende Legislaturperiode ist ernüchternd. Die Zielvorgabe im Regierungsprogramm – 4000 neue gemeinnützige Wohnungen – wurde krachend verfehlt. Ende Juni waren es gerade mal 2031“, erläutert Diettrich. Damit bleibt Vorarlberg weiterhin gemeinsam mit Tirol das Schlusslicht beim Anteil von gemeinnützigen Wohnungen. Zum Vergleich: Im Österreichschnitt sind immerhin 23,6 Prozent aller Wohneinheiten gemeinnützig, im Ländle sind es dagegen nur 13,3 Prozent.

Zitat Icon

Ich habe nichts gegen Eigentumsförderung, aber der Fokus muss auf dem gemeinnützigen Wohnbau liegen.

Sprecher der Armutskonferenz, Michael Diettrich im „Krone - Interview“. (Bild: Mathis Fotografie)

Michael Diettrich, Armutskonferenz

Wer glaubt, dass die Vorarlberger die Wohnkostenlast aufgrund der höheren Löhne im Land locker schultern können, der irrt: Laut einer aktuellen Umfrage der Arbeiterkammer (AK) geben 43 Prozent aller Mieter über 40 Prozent ihres Monatseinkommens fürs Wohnen aus – eine überaus hohe Belastung. Umso irritierender ist es, dass sich die Zahl der neuen gemeinnützigen Wohnungen im ersten Halbjahr 2024 auf dem niedrigsten Stand seit 2011 befindet, nämlich bei 151. Warum ist das so? Der zuständige Landesrat Tittler führt immer wieder die Überhitzung des Wohnungsmarkts, Corona und die Teuerungen in der Baubranche ins Treffen. Argumente, die niemanden weiterbringen, der sich seine Wohnung nicht mehr leisten kann. Auch Michael Diettrich lässt das nicht gelten und nennt die Landeswohnbaupolitik „ambitionslos“.

Ausbau des gemeinnützigen Wohnbaus
Wenig Freude hat er auch mit der „Vorarlberger Wohnoffensive für mehr Eigentum“ und der Wohnbauförderung der Landesregierung. Denn Eigentum, so Diettrich, könne sich zum Großteil ohnehin nur mehr leisten, wer es geschenkt bekomme. Ursache dafür sind die unverhältnismäßig stark gestiegenen Immobilienpreise – vor allem, wenn diese in Relation zu der moderaten Einkommensentwicklung gesetzt werden. „Wer also Eigentum fördert, fördert einkommensstarke Haushalte“, kritisiert Diettrich, der in diesem Zusammenhang von „Klientelpolitik“ spricht. Für die Armutskonferenz ist klar: Der Fokus des Landes muss auf dem Ausbau des leistbaren, also des gemeinnützigen Wohnbaus liegen, nicht auf Eigentumsförderung.

Wenig verwunderlich also, dass Diettrich eine Mittelumschichtung in diese Richtung fordert. Am Ende seiner Ausführungen erinnerte Diettrich noch daran, dass Landesrat Tittler ein Verfechter der Marktwirtschaft ist – und als solcher müsse er eigentlich wissen, wie man auf Nachfrage reagiert: nämlich mit einem Angebot.

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