Nach guten Erfahrungen mit Ausbildungskollegs für junge Flüchtlinge müssen nun auch die Älteren in Wien die Schulbank drücken, um geblockt Sprache, Orientierung in der Gesellschaft und Schritte in die Arbeitswelt zu lernen – geht es nach der Stadt, irgendwann alle von ihnen.
Seit Februar werden junge Flüchtlinge in Wien in „Jugendcolleges“ des AMS geschickt, wo sie geblockt Sprach- und Berufskenntnisse erwerben, nun sind die Erwachsenen dran: Am 30. September startet das „College 25+“, mit dem ältere Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden sollen. Im Vollbetrieb ab Jänner sollen alle 1008 verfügbaren Plätze ständig belegt sein.
„Integration passiert nicht von selbst“
Rund neun Monate dauert das Programm mit 26 Wochenstunden: 16 davon für Bildung vor allem in sprachlicher Hinsicht, 5 auf Beratung und Orientierung und 5 auf die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt. Betreut werden die Teile von den Volkshochschulen (Bildung), der Caritas (Beratung) und der Volkshilfe (Arbeit). Die Kosten von 9,7 Millionen Euro pro Jahr übernimmt zu 60 Prozent die Stadt und zu 40 Prozent der Europäische Sozialfonds. Teilnehmer erhalten vom AMS täglich 26,69 Euro Kursgeld – und beziehen um diese Summe weniger Mindestsicherung.
Das Angebot ist für anerkannte Flüchtlinge, aber auch subsidiär Schutzberechtigte und zu einem Zehntel für Asylwerber gedacht – das laut Sozialstadtrat Peter Hacker, weil „Integration gar nicht früh genug begonnen werden kann“ und Wien dem fremdenrechtlichen „Verbot, etwas zu lernen und zu arbeiten“ etwas entgegensetzen wolle: „Integration passiert nicht von selbst. Wer anderes behauptet, hat keine Ahnung.“
Wir haben unsere Pflicht getan. Warum? Weil es sich gehört.
Bezirksvorsteherin Saya Ahmad über ihre Unterstützung für das College-Projekt
Bild: Antal Imre
Die Kurse finden im ehemaligen WU-Gebäude am Alsergrund statt. Bezirksvorsteherin Saya Ahmad zeigt sich darüber erfreut, denn: „Flüchtlinge wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben. Man muss ihnen nur die Chance geben, dass sie das können.“
„Nur wenige wollen ohne Sinn herumkugeln“
Caritas-Wien-Direktor Alexander Bodmann findet das College „bisher einzigartig“, da es dabei zugleich „um das Ankommen in der Gesellschaft, aber am Ende den Einstieg in den Arbeitsmarkt“ gehe. Wiens Volkshilfe-Geschäftsführerin Tanja Wehsely unterstreicht ebenso, das College sei „kein Streichelkurs, wir verlangen etwas!“ Ohnehin hätten aber „wenige Leute, egal welcher Nationalität, Spaß daran, ohne Sinn im Leben herumzukugeln.“
Zumindest im Jugendcollege ergreifen bisher 70 Prozent der Kandidaten – derzeit überwiegend junge syrische Männer – sofort die Gelegenheit für einen Ausbildungsplatz. Hier werden die Kapazitäten gerade auf rund 4000 Plätze ausgebaut. Auch für das Erwachsenen-College schweben Hacker am Ende 2000 bis 4000 Plätze vor. Damit wäre laut ihm der Bedarf gedeckt, und man könnte aus dem jetzigen Angebot eine Verpflichtung machen.
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