Über mehrere Jahre kultivierten Vater und Mutter eine Cannabis-Plantage im Mittelburgenland. Ihre Kinder brachten den Stoff unter die Leute. Das lukrative Geschäft flog auf. Dem Quartett steht ein Prozess in Eisenstadt bevor.
Kann man der Tochter einen Wunsch abschlagen? Vor Jahren hatte der Vater zugestimmt, sich im Mittelburgenland um ihre Cannabis-Pflanzen zu kümmern, weil sie „die Ernte für den Eigenbedarf“ haben wollte. Passt schon, ist ja nur mein Kind.
Kaum von der Schicht heimgekommen, goss der Mann die Pflanzen, ach, wie super die doch wachsen! Er kaufte neue Zöglinge, Monat für Monat, setzte sie im Garten, betreute sie im Keller unter UV-Licht, bis er es schließlich zum „Plantagenbesitzer“ gebracht hatte. Das Cannabis wurde akribisch gepflückt, getrocknet und abgewogen. Weil der Nebenjob anstrengend gewesen sein dürfte, erfuhr der Vater Hilfe von seiner Gattin.
In trauter Zweisamkeit, verpackte man das Gras in Plastiktüten zu je zehn Gramm. „Was tun damit?“, wird sich das Ehepaar wohl gefragt haben, das noch nicht einmal eine Zigarette geraucht hat im Leben. Wofür haben wir eine Tochter und einen Sohn? Also wurden die Abnehmer gefunden.
Ab dem Jahr 2020 kauften die Kinder den Eltern die Packerl um jeweils 70 Euro ab und brachten den Stoff für 100 Euro im Bezirk Oberpullendorf in Umlauf. „Es war gute Ware“, sagt ein Abnehmer, „und die Übergabe hat immer ohne Probleme funktioniert.“
Mit der Hausdurchsuchung hatte der Vater gerechnet. Er riss die Pflanzen im Garten aus und entsorgte sie im Biomüll. 16 wurden dennoch sichergestellt. Er versuchte, den Keller aufzuräumen. Gänzlich loswerden konnte er das Plantagen-Equipment nicht. Ebenso wenig die minutiös geführten Aufzeichnungen über die produzierten Mengen.
Hohe Stromkosten
Erst gab er an, die Sachen für den Ex-Freund der Tochter versteckt zu haben, mit dem er immer noch einen guten Kontakt pflege, ehe er doch einlenkte: „Die Kinder haben pro Deka 30 Euro für sich selbst erwirtschaftet. Zu bedenken ist, dass meine Gattin und ich auch die Stromkosten zu bezahlen hatten, die Geräte angeschafft und instand gehalten haben. Deshalb blieb uns auch mehr vom Umsatz.“
Meine Mandantin hat in diesem sogenannten Familienbetrieb eine untergeordnete Rolle gespielt. Sie war nur beim Schneiden der Blüten und beim Abpacken beteiligt. Dafür wird sie sich auch schuldig bekennen.
Rechtsanwältin Ina-Christin Stiglitz vertritt die Mutter beim Prozess in Eisenstadt.
Bild: Julia Dax-Sinkovits
Die Rolle der Ehefrau, die von Anwältin Ina-Christin Stiglitz vertreten wird, spielt der Mann hinunter. Sie habe ihm nur beim Schneiden der Ernte und beim Gewinn der Blüten geholfen. Eine Gesamtmenge der erzeugten und in Verkehr gesetzten Cannabisblüten kann der Mittelburgenländer nicht nennen, obwohl es, wie erwähnt, eine Stricherlliste gab. „Sämtliche erzeugten Suchtmittel waren für den Verkauf und Konsum durch unsere Kinder bestimmt.“
Im Oktober muss sich die Familie am Landesgericht Eisenstadt verantworten.
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