Corona-Pandemie

Neue Indizien: Tiermarkt in Wuhan war Ursprung

Wissenschaft
20.09.2024 11:05

Eine neue Studie erhärtet den Verdacht, dass die Corona-Pandemie mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Wildtiermarkt in der chinesischen Metropole Wuhan ausgegangen ist. Demnach häuften sich mit SARS-CoV-2 kontaminierte Proben rund um einen Marktstand, der Zibetkatzen und Marderhunde verkaufte.

Beide Tierarten waren bereits 2002/2003 Überträger der damaligen SARS-Pandemie und stehen auch für SARS-CoV-2 als Zwischenwirte im Verdacht. Damals sind bei weltweit über 8000 Fällen knapp 800 Menschen gestorben. Hauptsächlich betroffen waren China, Taiwan, Vietnam, Singapur und Kanada (Toronto).

Das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (SARS) ist eine durch das SARS-Coronavirus (SARS-CoV) hervorgerufene Infektionskrankheit, die das klinische Bild einer atypischen Lungenentzündung vorweist. Die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch erfolgt überwiegend über das Einatmen infektiöser Tröpfchen bei Kontakt mit erkrankten Personen.

Bei wildlebenden chinesischen Kleinsäugern – wie z.B. Waschbärhunden (Bild unten) oder Zibetkatzen – wurden dem SARS-Virus ähnliche Coronaviren nachgewiesen, sodass anzunehmen ist, dass die Infektion primär von solchen Tieren ausging.

(Bild: AFP/Greg Baker)

Eine neue Studie liefert eine kurze Liste der Wildtierarten, die auf dem Markt vertreten waren, aus dem SARS-CoV-2, jener Erreger, der für die Covid-19-Pandemie verantwortlich zeichnet, mit hoher Wahrscheinlichkeit Ende 2019 hervorgegangen ist.

Mehr als 800 Proben ausgewertet
Die in der Fachzeitschrift „Cell“ veröffentlicht Studie basiert auf einer Analyse genetischer Daten, die vom chinesischen Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC) veröffentlicht wurden. Sie stammen von mehr als 800 Proben, die ab 1. Jänner 2020 in und um den Huanan Seafood Market in Wuhan gesammelt wurden, sowie von viralen Genomen der ersten Covid-19-Patienten.

Ein Team um Michael Worobey von University of Arizona analysierte für die Studie DNA und RNA von Tierständen, Oberflächen und Abwasserrinnen sowohl auf die Präsenz von SARS-CoV-2 hin als auch auf die genaue genetische Linie des Coronavirus (Bild unten).

(Bild: AP)

Anders als in früheren Studien bestimmte das Team diesmal auch genauer, welche Tiere in den am stärksten mit dem, Coronavirus kontaminierten Marktständen präsent waren. Das ermöglichte es ihnen, eine „Shortlist“ der potenziellen Überträgertiere und ihrer Herkunft zu erstellen.

„Letztes Puzzlestück in relativ klarem Bild“
„Wir haben die Daten auf neue, gründliche Weise analysiert und zeigen, wie es mit den restlichen Belegen zusammenpasst, die wir über den Beginn der Pandemie schon haben“, sagt Worobey. „Es ist ein letztes Puzzlestück in dem bereits relativ klaren Bild“, so der Wissenschaftler.

Die jüngste Analyse der Daten ergab, dass SARS-CoV-2 in einigen der Stände vorkam, an denen auch Wildtiere auf dem Markt verkauft wurden. Zu diesen Wildtieren gehörten Waschbärhunde und Zibetkatzen In einigen Fällen wurde genetisches Material des Coronavirus und dieser Tiere auf denselben Abstrichen gefunden.

Die Forscher führten auch eine evolutionäre Analyse der frühesten viralen Genome durch, die gemeldet wurden. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass vor dem Ausbruch der Pandemie – wenn überhaupt – nur sehr wenige Menschen infiziert waren. Das spreche für eine Übertragung von Tieren auf Menschen auf dem Markt und eine anschließende Verbreitung in Wuhan und schließlich in der ganzen Welt, so Worobey.

„Der Funke in einer Zunderbüchse“
Wildtiere, die mit Viren infiziert sind, im Herzen von Großstädten mit Menschen in Kontakt zu bringen, wo die Bevölkerungsdichte es den Erregern leicht macht, sich festzusetzen, sei eine der riskantesten Sachen, die Menschen tun können, sagte Worobey.

„Nicht alle diese Viren haben das Potenzial, eine Pandemie auszulösen, aber wenn man sie einschleppt, ist das wie ein Funke in einer Zunderbüchse“ (Zunder ist ein sehr leicht brennbares Material, das zum Entzünden von Feuer dient; Anm.), so der Forscher.

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