Trotz Gegenoffensive
Ukrainisches Heer muss Dorf um Dorf aufgeben
Seit Jahresbeginn rücken die russischen Truppen langsam in der Ukraine vor. Die ukrainische Verteidigung muss Dorf um Dorf aufgeben. In den Kampf mussten bereits ungenügend ausgebildete und ausgerüstete Einheiten ziehen.
Dazu hat unter anderem die Blockade der US-Militärhilfen im Kongress beigetragen. Monatelang sperrten sich die Republikanerinnen und Republikaner gegen die Lieferung von Waffen, Ausrüstung und Munition. In der Zeit habe das ukrainische Heer praktisch alle verfügbaren eigenen Reserven aufgebraucht, um die Front zu halten, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kürzlich.
Wichtige Festung verloren
Dies führte dann zum Verlust der wichtigen Festung Awdijiwka, die seit 2014 zu einem Bollwerk gegen den erwarteten russischen Angriff ausgebaut worden war. Nur dort hatten die ukrainischen Streitkräfte vielerorts unterirdische Verteidigungsstellungen.
Eine weitere Herausforderung für die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten ist eine neue „Geheimwaffe“ des Kriegsgegners. Russische Flugzeuge werfen Gleitbomben viele Kilometer von den eigentlichen Frontstellungen entfernt ab. Diese Kampfjets sind für die ukrainische Flugabwehr daher unerreichbar. Gleitbomben wurden während des Kriegs so weiterentwickelt, dass sie einigermaßen präzise ins Ziel steuern. Sie sollen auch dazu beigetragen haben, die Festungsanlagen von Awdijiwka zu zerstören.
Kräfte umgeleitet, aber nicht abgezogen
Was die russischen Truppen gewinnen, erinnert in den wenigsten Fällen noch an menschliche Behausungen. In den eroberten Dörfern finden sich beispielsweise Ruinen, zu Steinhaufen zerbombte Häuser und versengte Erde.
Ein erfolgter Überraschungsangriff der ukrainischen Streitkräfte auf das russische Grenzgebiet bei Kursk (siehe Video oben) habe keine Entlastung gebracht, sagte der militärische Chefkoordinator der deutschen Ukraine-Hilfe, Christian Freuding. Der Kriegsgegner habe Kräfte umgeleitet, aber keine Kampftruppen aus dem Donbass abgezogen. Dort liegen derzeit die Verteidigungslinien.
„Russland hat eigene Mathematik“
„Wenn wir mit unserer westlichen Einstellung, mit unserem westlichen Blick immer gedacht haben, die russische Gesellschaft erträgt auch nur eine bestimmte Anzahl an Opfern, dann müssen wir jetzt erkennen, dass Russland seine eigene Mathematik hat“, sagte Freuding.
Auch die Ukrainerinnen und Ukrainer würden ein „bewusst hohes Risiko“ eingehen. Sie steuern auf den dritten, bitteren Kriegswinter zu. Mit zusätzlicher Luftverteidigung – unter anderem finanziert von der EU und GZ – soll die Abwehr russischer Angriffe auf Infrastruktur und Energieversorgung bald besser werden.
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