Institut ist pleite

Benkos Signa-Strudel reißt nun Schweizer Bank mit

Wirtschaft
21.09.2024 13:00

Die Abwärtsspirale von René Benkos marodem Signa-Konstrukt sorgt nun für einen Aufsehen erregenden Kollateralschaden. Denn just wegen eines Kredits an die Signa-Gruppe schlittert jetzt sogar ein Schweizer Bankinstitut in die Pleite. Im Verwaltungsrat dieser Bank sitzt übrigens auch ein früheres Beiratsmitglied der Signa ...

Die IHAG Privatbank mit Sitz in Zürich gewährte Benko Anfang 2023 noch einen 30 Millionen Euro schweren Kredit – ein gehöriges Risiko für das Geldinstitut, welches per Ende 2022 ein Eigenmittel von 132 Millionen Franken auswies. Wenn man den Signa-Kredit in Franken umrechnet, machte er ganze 21,4 Prozent der Eigenmittel aus. Die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma nennt das ein „Klumpenrisiko“. 

Kredit nur teilweise durch Aktien abgesichert
Warum wagte man in Zürich ein derartiges Geschäft? Die finanziellen Turbulenzen der Signa Gruppe zeichneten sich damals bereits ab, die Schulden waren hoch. Gegenüber Schweizer Medien bestätigte ein Sprecher der IHAG Bank lediglich im Mai 2024 die Summe von 30 Millionen, mehr wollte man dazu nicht sagen.

Ein Teil des Kredits, berichtet der Schweizer „Tagesanzeiger“, nämlich rund zwölf Millionen Euro, sei durch Aktien börsennotierter Unternehmen abgesichert worden. Diese konnte die IHAG verkaufen und somit die Forderung von 30 Millionen Euro zumindest teilweise decken. Doch der übrige Verlust war zu groß und am Freitag kurz vor Börsenschluss teilte das Züricher Institut mit, dass man die Kundengeschäfte an Vontobel übertrage – defacto das Aus für IHAG nach 75 Jahren. 

Auffällige Personalie im Verwaltungsrat
Blickt man allerdings genauer hin, so springt eine durchaus brisante Personalie ins Auge. Denn im Verwaltungsrat der IHAG sitzt niemand geringeres als Susanne Riess-Hahn, Ex-FPÖ-Vizekanzlerin im Kabinett von Wolfgang Schüssel. Riess-Hahn bekleidete lange Jahre Beiratsämter in der Signa, noch im September 2023 lobte sie René Benko als „vorsichtigen und risikobewussten Finanzmanager“. Zu diesem Zeitpunkt, das ist heute klar, war das „Signa-Kind“ bereits in den Brunnen gefallen ...

Susanne Riess-Hahn war lange Jahre Beirätin der Signa. (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Susanne Riess-Hahn war lange Jahre Beirätin der Signa.

Der Schweizer Privatbank hilft das nichts mehr, für die 76 Mitarbeiter der IHAG wurde ein Sozialplan erarbeitet. Ein Drittel wird seine Stelle verlieren, der Rest soll durch Frühpensionierungen abgedeckt werden bzw. zu Vontobel wechseln, teilte die Bank mit. Für die Kunden soll der Übergang reibungslos vonstattengehen, verspricht man. 

Diskretion selbst in der Krise
Und selbst in der Krise üben sich Schweizer Geldinstitute in Diskretion: Offiziell heißt es, man sei durch „die fehlende kritische Größe der Privatbank sowie mangelnde anorganische Wachstumschancen“ in die Pleite geschlittert. Lediglich im Geschäftsbericht für das vergangene Jahr heißt es: „Der Verlust ist maßgeblich auf die Bildung einer Wertberichtigung für eine gefährdete Forderung in der Höhe von 16,98 Millionen Franken zurückzuführen.“

Ein Sprecher bestätigte später, dass es diese Wertberichtigung „einen strukturierten Kredit an eine Immobiliengruppe“ betreffe, die Signa selbst verschwieg man aber tunlichst. Besonders bitter: Ohne den geplatzten Signa-Kredit hätte die IHAG Bank sogar ihr Vorjahresergebnis verbessert. 

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