Die Hochwasserkatastrophe machte auch vor Ordinationen nicht halt. Viele Mediziner mussten vorübergehend schließen, ein St. Pöltner Hausarzt sperrt erst gar nicht mehr auf.
„Ich kann und will nicht mehr weitermachen“ – Stefan Mrass ist mit den Nerven am Ende. Seine Ordination beim Alpenbahnhof in St. Pölten wurde regelrecht überflutet. Der Nadelbach, normalerweise ein kleines Rinnsal in einem Naherholungsgebiet, hatte die Gegend während der Unwetterkatastrophe völlig unter Wasser gesetzt.
Die Schäden sind auch in der Praxis des Allgemeinmediziners enorm. „Ich müsste 100.000 Euro investieren, um wieder aufsperren zu können“, schildert Mrass.
„Nicht nochmal alles aufbauen“
Für den mittlerweile 62-Jährigen zu viel – zumal er eine ähnliche Summe bereits vor 15 Jahren, ein Jahr nach der Eröffnung seiner Ordination, hineinstecken musste. Auch damals war der Nadelbach übergegangen.
„Ich möchte nicht noch einmal alles aufbauen und dann kommt in zwei Jahren wieder das Wasser“, hat er resigniert. An die Pension möchte er aktuell zwar nicht denken, eine Ordination werde er in St. Pölten aber keinesfalls mehr betreiben.
Damit reißt Mrass eine große Lücke in die Gesundheitsversorgung der Landeshauptstadt. Seine Patienten müssen sich nun an andere Kassenärzte wenden, die oftmals aber selbst bereits am Kapazitätslimit sind. Im Schnitt kamen bereits Anfang des Jahres auf einen Hausarzt in St. Pölten rund 2200 Patienten.
Auch Gesundheitszentren vom Unwetter betroffen
Mrass ist aber bei Weitem nicht der einzige Doktor, der in Niederösterreich vom Hochwasser betroffen ist. Laut Gesundheitskasse (ÖGK) mussten drei weitere Vertragspartner in den Bezirken Amstetten, Lilienfeld und Tulln für längere Zeit zusperren. Acht Mediziner konnten zwei Tage ihre Praxen nicht öffnen, 20 konnten sich zumindest einen Tag lang nicht um ihre Patienten kümmern.
Ich hatte vor fast genau 15 Jahren dasselbe Ereignis. Auch damals ist das Rückhaltebecken des Nadelbachs übergegangen und die Gegend wurde überschwemmt. Ich bin mir sicher, dass das in ein bis zwei Jahren wieder passiert und möchte keine 100.000 Euro investieren.
Stefan Mrass befürchtet weitere Katastrophen in naher Zukunft
Folgen für die Gesundheitsversorgung
St. Pölten und den beiden Zahngesundheitszentren in Amstetten und Krems wurden auch Einrichtungen der Gesundheitskasse selbst zum Opfer der Fluten. Laut ÖGK hätten sich die Folgen der Katastrophe auf die Gesundheitsversorgung in Niederösterreich insgesamt aber in Grenzen gehalten. „Weil die meisten Ordinationen nur maximal zwei Tage geschlossen waren, mussten keine weiteren Maßnahmen getroffen werden“, heißt es zur „Krone“.
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