Trotz großer Schneemengen wollten drei deutsche Kletterer am Sonntag in Tirol über den Kopftörlgrat zur Elmauer Halt (2344 m). Sie kamen wegen des Schnees viel zu langsam voran und steckten abends im Notabstieg fest. Der Notarzthubschrauber RK-2 holte sie in einer spektakulären Nachtaktion aus ihrer Notlage.
„Schon im Sommer ist die Wegfindung auf dieser klassischen Kletterroute im Wilden Kaiser schwierig“, weiß Christian Treichl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Scheffau/Söllandl. Nur absolute Kenner der Route kommen bei einer Schneelage wie derzeit klar.
Wir rieten ihnen ab, weiterzugehen und boten eine Bergung noch bei Tageslicht mit einem Hubschrauber an – sie lehnten allerdings ab.
Christian Treichl
Erster Alarm um 19 Uhr
Dazu gehörte das Trio offenbar nicht. Denn gegen 19 Uhr meldeten sich die Alpinisten erstmals telefonisch bei der Leitstelle Tirol. Sie würden nur eine telefonische Wegbeschreibung für den Notabstieg benötigen, teilten sie mit. „Wir rieten ihnen ab, weiterzugehen und boten eine Bergung noch bei Tageslicht mit einem Hubschrauber an – sie lehnten allerdings ab“, schildert Bergretter Treichl.
Der in Reutte im Außerfern stationierte Notarzthubschrauber RK-2, der in der Nacht Bergungen mit der Seilwinde durchführen kann, befand sich aufgrund einer Anforderung aus Salzburg gerade im Anflug auf Hüttau. „Wir mussten dort drei Bergsteiger aus schwierigem Gelände holen, als gegen 21.20 Uhr auch noch die Anfrage der Leitstelle Tirol für den Wilden Kaiser eintraf“, schildert Pilot Herbert Graf.
Von Salzburg in den „Koasa“
Nach dem erfolgreichen Rettungseinsatz in Hüttschlag flog der RK-2 daher Richtung Wilder Kaiser. „Wir tankten noch am Stützpunkt des C 4 in Reith auf und bereiteten dann die Rettungsaktion für die drei Deutschen am Kopftörlgrat vor, die sich in steilstem Gelände befanden“, erzählt Graf.
Wir verwenden bei solchen Nachteinsätzen einen Hochleistungsscheinwerfer, der Pilot trägt eine spezielle Brille, die das Restlicht verstärkt.
Herbert Graf, Pilot RK-2
„Das Trio steckte in einer Verschneidung und in teils überhängendem Gelände“, schildert RK-2-Flugretter Elmar Flatz. Vor Ort in rund 2000 Meter Höhe angekommen, musste es daher schnell gehen. Flatz wurde mit der Winde zu dem Trio herabgelassen, Pilot Graf schwebte mit der Maschine darüber. Flatz: „Wir machten eine Kappbergung. Sobald ein Kletterer bei mir eingehängt war, habe ich dessen Sicherung durchgeschnitten, der Windenoperator zog uns in die Maschine – das dreimal hintereinander.“
Eisige Nacht drohte
Die spektakuläre Bergung ganz nahe an der Wand dauerte nicht länger als rund 20 Minuten. Dann flog der Heli das Trio nach Elmau, wo die Bergrettung Scheffau/Söllandl den Landeplatz ausleuchtete und auf die Kletterer wartete. „Sie schienen offensichtlich unverletzt, aber nervlich fertig zu sein“, weiß Flatz.
Ein terrestrischer Einsatz wäre wegen der Schneelage aus Sicherheitsgründen nicht möglich gewesen.
Christian Treichl, Ortsstellenleiter der Bergrettung Scheffau/Söllandl
Hätte der RK-2 nicht fliegen können, wäre den Deutschen eine eisige Nacht bevorgestanden. „Ein terrestrischer Einsatz hätte wegen der Schneelage aus Sicherheitsgründen nicht gemacht werden können“, betont Bergrettungschef Treichl.
Zurück nach Reutte
Die Crew des RK-2 traf schließlich nach Mitternacht am Stützpunkt Reutte am anderen Ende Tirols ein – mit zwei erfolgreichen Rettungseinsätzen für sechs Alpinisten in zwei Bundesländern im Gepäck.
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