Kritik von AK

Regierung setzte kaum Miet- und Wohnbauvorhaben um

Politik
23.09.2024 14:56

Die türkis-grüne Regierung hat sich nach Ansicht der Arbeiterkammer (AK) um „wesentliche Punkte“ des Regierungsprogramms 2020-2024 im Bereich Wohnbau und Mieten nicht gekümmert. Von 46 Vorhaben seien 40 nicht umgesetzt worden, sagte der Leiter der Abteilung Kommunalpolitik und Wohnen der AK Wien, Thomas Ritt.

Unter anderem seien eine Novellierung des Mietrechts und eine erneute Zweckbindung der Wohnbaufördermittel nicht erfolgt. Auch eine im Regierungsprogramm angekündigte verstärkte Bereitstellung öffentlicher Grundstücke für den geförderten Wohnbau und Initiativen zur Baukostensenkung seien nicht umgesetzt worden, kritisierte der AK-Experte.

Der aktuellen Regierung stellt die Arbeiterkammer insgesamt kein gutes Zeugnis im Bereich Wohnen aus: Private Mieten, Wohnungskaufpreise und befristete Mietverhältnisse seien in den vergangenen fünf Jahren „stark gestiegen“.

Im Vergleich mit anderen europäischen Staaten ist Österreich Spitzenreiter bei Wohnungspreisen:

AK kritisiert: „Keine wirkungsvolle Mietenbremse“ 
In Zeiten der Rekordinflation habe die Regierung „keine wirkungsvolle Mietenbremse“ implementiert und das Baukonjunkturpaket sei zu spät geschnürt worden, sagte Ritt. Als positive Maßnahmen der Regierung führte er die Delogierungsprävention in der Pandemie und die Abschaffung der Maklerprovision für Mieter an.

AK-Wien-Wohnbauexperte Lukas Tockner verwies bei der Pressekonferenz auf das Auseinanderdriften der Immobilienpreise und Mieten im Vergleich zur allgemeinen Inflationsrate. Die Preise für Häuser und Wohnungen seien seit dem Jahr 2008 österreichweit im Schnitt um 133 Prozent nach oben geklettert, Hauptmietzins-Neuverträge hätten sich um 71 Prozent verteuert und der Verbraucherpreisindex sei nur um 48 Prozent gestiegen.

Trotz „Überproduktion“ von Wohnraum seit 2019 habe dies die Immobilienpreise und Mieten nicht gedrückt, so Tockner. Über 320.000 neue Wohneinheiten seien gebaut worden, obwohl der Bedarf bei unter 250.000 gelegen habe. Zwei Drittel der Wohnungen seien „frei finanziert“, oftmals für Anleger, gebaut worden und nur ein Drittel mit Wohnbauförderung, sagte der AK-Experte. Als wohnpolitisches Problem bezeichnete Tockner auch den Anstieg der befristeten Mietverträge um 82.000 auf rund 400.000. „Befristungen haben fast nur Nachteile.“

AK appelliert an neue Regierung für leistbares Wohnen 
Nach den Nationalratswahlen Ende September fordert die AK von der kommenden Bundesregierung mehr Maßnahmen im Bereich Mieten und Wohnbau. „Die neue Regierung muss leistbares Wohnen ernsthaft angehen“, sagte Ritt. Die AK plädiert unter anderem für die Abschaffung von befristeten Mietverträgen, eine Mietrechtsreform mit einem Mietpreis-Deckel und Strafen für überzogene Mieten. Außerdem müsse es „eine dauerhafte Wohnbauförderungsmilliarde“ geben und die öffentliche Hand dürfe eigene Grundstücke nur mehr für geförderten Wohnbau zur Verfügung stellen.

Porträt von krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spielechevron_right
Vorteilsweltchevron_right