Mit einer Eisenstange geprügelt, erniedrigt und angezündet: Diese Folter musste eine 14-Jährige über sich ergehen lassen. Anfang Juni stach sie einem Mitglied jener Mädchenbande, von der sie gequält worden war, in der Grazer Innenstadt ins Gesäß. Die Staatsanwaltschaft erhebt nun deshalb Anklage wegen versuchten Mordes.
Fast vier Monate sitzt die nun 15-jährige Mila (Name geändert) bereits in der Justizanstalt Graz-Jakomini in Untersuchungshaft. Weil sie am 3. Juni einer Gleichaltrigen mit einem Messer ins obere Gesäß stach. „Es ist nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass das Messer keine großen Blutgefäße oder innere Organe getroffen hat“, schreibt die Staatsanwaltschaft Graz in ihrer Anklageschrift gegen das Mädchen – wegen versuchten Mordes. Der laut der Behörde aus Rache passiert sein soll.
Geschlagen, getreten und angezündet
Mila wurde Anfang Februar Opfer unsagbarer Gewalt durch eine Mädchenbande: In einem Abrisshaus prügelten sie die 14-Jährige mit einer Eisenstange, traten mehrmals zu. Als sie bereits mit verdecktem Gesicht in einer Ecke kauerte, zwangen sie Mila, sich auszuziehen, verbrannten ihre Kleidung und Haarspitzen.
Peinigerinnen lachten über Prügelattacke
„Das Geschehen wurde auch mitgefilmt und die Videos sodann auf Social-Media-Plattformen veröffentlicht“, so die Staatsanwaltschaft. Im Hintergrund der Videos hört man immer wieder lautes Lachen. Verletzt und erniedrigt ließen die Täterinnen ihr Opfer schließlich in dem Haus zurück – in das sie Sonja (Name geändert) zuvor gelockt hatte.
Meine Mandantin hatte mit Sicherheit keinen Tötungsvorsatz. Ich bin zuversichtlich, dass das auch das Verfahren ergeben wird.
Anwalt Frank Carlo Gruber verteidigt Mila
Bild: Benjamin Gasser
„Aufgrund dieses Vorfalls beschloss die Beschuldigte, sich an dem beteiligten Mädchen zu rächen.“ Laut Anklage habe sich Mila mit einem Messer bewaffnet, sei zum Jakominiplatz in der Grazer Innenstadt gefahren und habe nach der Gleichaltrigen gesucht. „Sie wollte erreichen, dass sie sich für den Vorfall entschuldigt“, schreibt die Staatsanwaltschaft. Weil sich Sonja weigerte, soll die 15-Jährige zugestochen haben.
„Ich wollte mich verteidigen, weil sie zu mir hergekommen ist. Ich wollte niemanden umbringen. Ich wollte die Person in den Hintern stechen. Nicht in den Rücken“, sagt die Mandantin von Anwalt Frank Carlo Gruber bei der Polizei aus. Sie sei verzweifelt und frustriert gewesen, dass auch nach Monaten von Seiten der Justiz nichts gegen ihre Peinigerinnen passiert ist. Denn die Prügel-Mädchen sind auf freiem Fuß, während Mila am 14. November vor Gericht in Graz stehen wird und ihr bis zu zehn Jahre Haft drohen.
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