Unter Haien

Schönbrunner Zoo präsentiert endlich Aquarium-Plan

Wien
23.09.2024 17:30

Der Schönbrunner Zoo hat Pläne für das neue Aquarium präsentiert, geplant vom Ex-Partner des Zoochefs. Noch immer gibt es aber nur ein „grobes Konzept“ und vage Kostenschätzungen. Die Beantwortung der heikelsten Fragen verweigert Zoodirektor Stephan „Dirty“ Hering-Hagenbeck.

Bunte Computer-Visualisierungen sollen Lust auf das neue Schönbrunner Aquarium machen, das ab nächstem Jahr gebaut wird und 2028 öffnen soll. Ein nachgebauter Amazonas-Ast, ein Korallenriff und ein Haibecken, bei dem die Fische meterweit über den Köpfen der Besucher schwimmen, sollen die größten Attraktionen werden – wenn alles wirklich so kommt. Selbst Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck räumt ein, dass man weiterhin nur ein „grobes Konzept“ vom Bau hat – drei Jahre, nachdem sein Hamburger Ex-Firmenpartner Sezai Candan den Wettbewerb dafür gewonnen hat.

Drei Jahre nach Zuschlag erst „grobes Konzept“
Weder Hering-Hagenbeck noch Candan konnten oder wollten sagen, was die Vorteile ihres Projekts gegenüber jenem sind, das ihnen Tiergartendirektorin Dagmar Schratter – bereits genehmigt und bezahlt – hinterlassen hatte. Die Genehmigungen für das neue Projekt sind samt und sonders jedenfalls noch ausständig. Dazu, wie er den 2020 neu ausgeschriebenen Architektenwettbewerb mit einem „groben Konzept“ gewinnen konnte, wollte Candan ebenso wenig Stellung nehmen.

Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck, Eva Landrichtinger vom Wirtschaftsministerium, Architekt und Hering-Hagenbeck-Intimus Sezai Candan und der ihm zur Seite gestellte Wiener Architekten-Doyen Manfred Wehdorn. (Bild: Jöchl Martin)
Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck, Eva Landrichtinger vom Wirtschaftsministerium, Architekt und Hering-Hagenbeck-Intimus Sezai Candan und der ihm zur Seite gestellte Wiener Architekten-Doyen Manfred Wehdorn.

Von einer Verbindung zwischen seiner ZQD und der Consultingfirma ZQC, die Hering-Hagenbeck und dann dessen Tochter gehörte, und die nach dem Wettbewerbssieg liquidiert wurde, wollte er nichts wissen. Im Wettbewerb versprach Candan, er könne das Aquarium um 36,7 Millionen Euro hinstellen. So viel hätte auch das ursprüngliche Aquarium gekostet, das allerdings fast dreimal so groß gewesen wäre.

Ein „Hamburger Projekt“ mit ungeklärten Kosten
Inzwischen werden die Baukosten mit 36,7 Millionen „plus Valorisierung“ geworden. Dass es dabei nicht bleiben dürfte, ist wahrscheinlich: Erst nach dem Wettbewerbssieg wurde Candan etwa der Wiener Architekt Manfred Wehdorn zur Seite gestellt, der natürlich nicht gratis arbeitet, wie er gegenüber der „Krone“ lachend bestätigt.

Ein 15 Meter langes Becken soll die Lebenswelt des Amazonas zeigen. (Bild: Tiergarten Schönbrunn)
Ein 15 Meter langes Becken soll die Lebenswelt des Amazonas zeigen.
So stellt sich der Tiergarten das künftige Quallenbecken vor. (Bild: Tiergarten Schönbrunn)
So stellt sich der Tiergarten das künftige Quallenbecken vor.
Zumindest ein erster Grundriss vom Aquariumsbau wurde der Öffentlichkeit nun drei Jahre nach dem Wettbewerbssieg präsentiert. (Bild: Jöchl Martin)
Zumindest ein erster Grundriss vom Aquariumsbau wurde der Öffentlichkeit nun drei Jahre nach dem Wettbewerbssieg präsentiert.

Drei Jahre Bauzeit

Drei Jahre Bauzeit veranschlagt der Schönbrunner Zoo für den Bau des neuen Aquariums. 2028 soll es öffnen. Während des Umbaus werden die Fische in die neue Aqua-Forschungsstation ausgelagert. Auch dort kann man sie dann sehen, allerdings nur gegen Extra-Entgelt bei Führungen. Die Forschungsstation sei ja nicht Teil des Zoo-Angebots, argumentiert Hering-Hagenbeck.

Wehdorn tritt nunmehr als Sprecher einer „Generalplaner-ARGE“ auf. So kann Candan im Hintergrund bleiben. Gegenüber der „Krone“ bestätigt Wehdorn aber, dass sein Beitrag sich auf die Bauaufsicht und die Genehmigungsverfahren beschränkt. Für ihn ist klar: „Das ist ein Hamburger Projekt.“ Zumindest steht Wehdorn aber, zum Unterschied von allen anderen Beteiligten, in Sachen Aquarium Rede und Antwort. Er meint: „Ich habe ja nichts zu verstecken.“

Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck (Bild: Jöchl Martin)
Zoodirektor Stephan Hering-Hagenbeck

Tiergarten-Chef flüchtet vor Fragen
Hering-Hagenbeck hat demgegenüber keine Lust auf Antworten, die ihn aus dem schiefen Licht rücken könnten. Von der „Krone“ damit konfrontiert, gab der Mann, der sich mit einer Pumpgun wilden Tieren in den Weg stellen wollte, Fersengeld. Offen bleibt damit:

  • Wie viel wird das Aquarium nun wirklich kosten? Genannt werden immer noch 36,7 Millionen Euro, nun allerdings „plus Valorisierung“. Ob damit tatsächlich nur Inflation gemeint ist, will der Zoochef nicht sagen.
  • Warum hat der Zoo zu 2020 – als einzigem Jahr – noch keine Geschäftszahlen abgeliefert? 2020 war Hering-Hagenbecks erstes Jahr im Amt. Gleich zu Beginn wurde das fertige und bezahlte Aquarienprojekt seiner Vorgängerin „eingestampft“ (Hering-Hagenbeck). Auch das Wirtschaftsministerium als Eigentümervertreter stört offenbar nicht, dass diese Zahlen unter den Tisch gekehrt werden.
  • Was passiert mit den Reptilien im Zoo? Im neuen Aquarium ist kein Platz für sie. „Nur wenige Arten werden an andere Zoos abgegeben“, heißt es. Ob damit auch Alligatoren gemeint sind, will der Zoochef nicht sagen.
  • Sollen Teile des UNESCO-geschützten Schönbrunner Gartens einer neuen Elefantenzuchtstation zum Opfer fallen?
  • Beschäftigt „Dirty Hering“ heimische Gerichte nun ein drittes Mal mit seinen Träumen von Magnum und Pumpgun, obwohl er schon zweimal den Kürzeren zog?

In seinem Zoo-Leitbild wünscht sich Hering-Hagenbeck, dass seine Anliegen „von einer breiten Öffentlichkeit mitgetragen werden“. Aber offenbar, ohne unangenehme Fragen zu stellen.

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