Die Bilanz eines traurigen Sonntags! 577 Anzeigen, 27 verletzte Personen, beschädigte Einsatz-Gegenstände und ein kapitaler Imageschaden. Das 343. Duell zwischen Rapid und der Austria geht als „Derby der Schande“ in Österreichs Fußball-Geschichte ein. Unzählige Besucher schilderten der „Krone“ ihre Stadion-Eindrücke, auch zwei Kollegen unserer Sport-Redaktion verbrachten ihren freien Sonntag in Hütteldorf. Um mit den Kindern einen stimmungsvollen Nachmittag zu erleben. Doch dann kam alles anders ...
Schämt euch, ihr Chaoten!
Es begann als Fest und endete mit Furcht: Meine Tochter wird das Derby so schnell leider nicht vergessen. Kinder weinten aus Angst auf den Tribünen.
Womit bereitet man seiner14-jährigen Tochter, die vom Papi das Faible für Fußball geerbt hat, eine Freude? Zum Beispiel mit Derby-Tickets. Unser „Aufwärmen“ begann tags zuvor in Rapids Fanshop, die junge Dame an meiner Seite wollte schließlich topaktuell erscheinen, tat dies im Matthias-Seidl-Look und der Nummer 18 am Rücken.
Das Derby selbst? Ist zunächst auf den Rängen ein Fest, Rapids Choreografie bringt auch viele Kinderaugen zum Leuchten. Doch je länger das Duell dauert, desto mehr bekommt das Derby wieder seine hässliche Fratze - mit ohrenbetäubenden Knallkörpern, Leuchtraketen und Wurfgeschoßen. Dinge, die im Stadion nichts verloren haben! Ebenso einige Kinderaugen rund um uns, die nun nicht mehr strahlen, sondern weinen. Vor Angst!
Elena steckt all dies gut weg, doch als nach Schlusspfiff Rowdys von beiden Fan-Gruppierungen das Spielfeld einnehmen, ist uns endgültig klar: Nix wie raus hier!
„Schauts, dass ihr die Kinder rausbringts!“, werden Eltern von Securitys aufgefordert. Ein Anflug von Panik, der sich gottlob verflüchtigt, als wir aus dem Stadion draußen sind! Was bleibt von diesem Tag? Mit Siegtorschütze Seidl vorab die richtige, mit dem Spiel aber die falsche Wahl getroffen zu haben. Ein solches Hass-Derby wollen wir nie wieder erleben. Schämt euch, ihr Chaoten!
Christian Reichel
Die Mamas haben leider recht
Aus freundschaftlichem Sonntags-Vorgeplänkel in die totale Eskalation. Warum die Kids jetzt völlig berechtigte „Fußball-Sperren“ ausfassen.
Zwei Mädchen (13, 11) im Austria-Trikot. Anreise zum 343. Wiener Derby mit der U-Bahn Richtung Hütteldorf. Alles läuft problemlos, fast freundschaftlich. Der Schmäh rennt, harmloses Derby-Vorgeplänkel. Fünf Stunden später kauern die Mädels verängstigt und zitternd am Boden, Tränen der Angst fließen. Leuchtraketen fliegen ihnen knapp über ihren Köpfen um die Ohren.
Wenige Meter vor ihnen prügeln erwachsene Männer minutenlang aufeinander und auf am Boden liegende „Kontrahenten“ ein, sogar die Corner-Fahne wird zur Tatwaffe. Von der Polizei keine Spur. Die Ab- und Heimreise wird zum stundenlangen Spießrutenlauf. Was bleibt? Die Mamas haben leider recht.
„Meine Kinder gehen auf kein Derby mehr!“ Die Argumentationskette der Gegenseite ist seit diesem Derby der Schande aufgebraucht. Die Schuldsuche ist Sache der Klubs, der Liga. Aber wie bei kleinen Kindern, die keine Grenzen gesetzt bekamen, hat sich das Derby-Fass über Jahre gefüllt, schwappt beim kleinsten Funken über.
Verstärkend kommt hinzu, dass beide Lager an den Derby-Tagen internationale, meist besonders motivierte „Verstärkung“ von befreundeten Klubs erhalten. Jetzt muss man den Chaoten und normalen Fans ihr liebstes Spielzeug wegnehmen. „Normale“ Derbys kann und darf es bis auf Weiteres nicht mehr geben.
Alex Hofstetter
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.