Lehren aus dem Derby

„Opas schmuggelten Böller in Kinderwägen hinein“

Fußball National
23.09.2024 19:20

Beim Hallenfußball-Spektakel in der Wiener Stadthalle haben einst Opas in den Kinderwägen ihrer Enkelkinder Böller reingeschmuggelt. Veranstalter Heinz Palme führte rigorose Einlasskontrollen ein. Als Vize-Generaldirektor des International Center for Sports Security war der Steirer später viele Jahre für Sicherheitskonzepte im Sport verantwortlich. Beim Wiener Derby fehlt ihm die nötige Konsequenz der Klubs.

Der Sportmanager sagt: „Die Klubs schauen, dass sie die bestmögliche Mannschaft, den bestmöglichen Trainer, die bestmöglichen Sponsoren und das bestmögliche VIP-Catering etc. haben. Das höchste Gut bei einem Fußballspiel ist aber die Sicherheit. Daher muss auch hier der höchste Standard herrschen. Wenn es zu solchen Vorkommnissen wie am Sonntag kommt, war der Sicherheitsstandard für so ein Hochrisikospiel nicht hoch genug, hat es an Professionalität und Konsequenz aller Beteiligten gefehlt. Dazu ist so etwas ja nicht das erste Mal bei einem Derby passiert.“

Heinz Palme (re.), hier mit dem heutigen FIFA-Sicherheitsdirektor Helmut Spahn, beim Fußball-WM-Finale 2018 in Moskau. (Bild: Heinz Palme)
Heinz Palme (re.), hier mit dem heutigen FIFA-Sicherheitsdirektor Helmut Spahn, beim Fußball-WM-Finale 2018 in Moskau.

Palme betont: „Kein Mensch darf als Stadionbesucher in Gefahr geraten, verletzt oder gar getötet zu werden. Die Vereine müssten sich dem Problem ohne Kompromisse stellen.“ Das beginnt mit der Sicherheits-Infrastruktur. Der Sportmanager, der bei der Fußball-WM 2006 Generalkoordinator des Organisationskomittees und Protokollchef war, sagt: „Du brauchst einen top geschulten Ordnungsdienst, der kompromisslos agiert, am besten eine Sondereinsatzgruppe. Natürlich kostet das Geld. Du musst beim Einlass jeden einzelnen Gast rigoros kontrollieren, auch wenn das lange dauert. Dazu wären auch teure Körperscanner eine sinnvolle Investition.“

„Die Leute haben mich wegen der Einlasskontrollen beschimpft“
Palme erzählt in diesem Zusammenhang seine Erfahrungen als Veranstalter des früheren Hallenfußball-Spektakels in der Wiener Stadthalle: „Wir hatten im ersten Jahr viel zu viele Böller in der Halle. Daraufhin habe ich im zweiten Jahr rigorose Einlasskontrollen angeordnet. Die Leute haben mich deswegen beschimpft, aber wir haben das Problem deutlich reduziert und dabei festgestellt, dass sogar Opas in den Kinderwägen ihrer Enkelkinder Böller in die Stadthalle geschmuggelt haben.“

Die Polizei griff Sonntag beim Derby sehr spät ein. (Bild: APA/EDGAR SCHÜTZ)
Die Polizei griff Sonntag beim Derby sehr spät ein.

Ein entscheidender Punkt bei einem professionellen Risikomanagement sind weiters die Szenarienplanung und die laufende Kommunikation mit allen Beteiligten: „Man muss bis zum Schluss einer Sportveranstaltung hellwach sein. Diese endet nicht mit dem Schlusspfiff. Das Derby hat den Eindruck vermittelt, dass Ordnungskräfte überfordert waren und die Polizei zu spät eingegriffen hat.“

Anwalt überrascht, dass nicht früher eingegriffen wurde
In diesem Zusammenhang sagt der Anwalt Anton-Alexander Havlik, der im Stadion war: „Es flogen schon während des Spiels Böller aus dem Austria-Sektor, die erschreckend laut waren. Man konnte das nicht überhören. Mich hat sehr überrascht, dass nicht bereits zu diesem Zeitpunkt eingegriffen wurde und die Störenfriede aus dem Sektor entfernt wurden. Das hätte vielleicht schon geholfen, dass nicht alles nach dem Schlusspfiff komplett eskaliert ist.“

Menschen, die andere gefährden, gehören konsequent aus den Stadien verbannt. (Bild: GEPA/z.V.g.)
Menschen, die andere gefährden, gehören konsequent aus den Stadien verbannt.

„Das Problem bei der Wurzel bekämpfen“
Der wichtigste Punkt ist für Palme aber, dass die Menschen, die andere gefährden, ausgesiebt werden. Palme dazu: „Man muss alles in Mini-Puzzlesteine zerlegen und das Problem bei der Wurzel bekämpfen. England hat das vorgemacht. Beim Thema Stadionverbote würde ich auch Gesichtsscanner für sinnvoll erachten. Man muss in die vorhandene Technologie investieren.“

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