Soldatenmangel

Israel rekrutiert Migranten aus Afrika für Krieg

Ausland
24.09.2024 11:37

Vor einigen Jahren noch wollte Israel Zehntausende afrikanische Migranten aus dem Land abschieben, die kein Recht auf Asyl bekommen haben. Doch die Pläne scheiterten am mangelnden Willen von Drittstaaten, die betroffenen Personen – vorwiegend aus dem Sudan und Eritrea – aufzunehmen bzw. am Obersten Gericht. Nun sind die israelischen Streitkräfte offenbar auf Asylwerber angewiesen. Medienberichten zufolge werden sie nämlich derzeit für den Gaza-Krieg rekrutiert.

Der Mehrfrontenkrieg gegen die Hamas und die Hisbollah nach dem Terrorangriff am 7. Oktober 2023 tobt bereits knapp ein Jahr. Ein Ende ist derzeit nicht in Sicht, vielmehr stehen die Zeichen derzeit auf Eskalation. Denn vor wenigen Tagen erklärte Verteidigungsminister Yoav Gallant „eine neue Phase“ im Kampf gegen die schiitische Terrormiliz Hisbollah.

Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärt den Beginn einer „neuen Phase“ im Krieg gegen die Hisbollah. (Bild: APA/AFP/Alberto PIZZOLI)
Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärt den Beginn einer „neuen Phase“ im Krieg gegen die Hisbollah.

Nach koordinierten Explosionen tragbarer Funkempfänger und Funkgeräte im Libanon mit Tausenden Verletzten und neun Toten begannen massive Luftschläge gegen Munitionsdepots der pro-iranischen Miliz im Süden des Libanon. Am Montag wurde in Israel – in Erwartung von Vergeltungsschlägen – ein landesweiter Ausnahmezustand verhängt.

Seit Tagen wird der Süden Libanons bombardiert, um die Hisbollah von dort zu vertreiben. (Bild: APA/AFP/Ammar Ammar)
Seit Tagen wird der Süden Libanons bombardiert, um die Hisbollah von dort zu vertreiben.

Bereits vor Monaten hatte es Warnungen vor einem drastischen Mangel an kampffähigen Soldaten gegeben. Ein wenig Verstärkung erhoffen sich die Generäle von Tausenden ultraorthodoxen Juden, die nach Auslaufen einer jahrzehntelangen Befreiung vom Militärdienst, nun ebenfalls einberufen werden sollen. Für heuer wird die Zahl der dadurch gewonnenen neuen Rekruten auf rund 3000 geschätzt.

Hamas massakrierte auch Migranten
Nun wird die Armee aber offenbar auch durch Migranten aus Afrika verstärkt. Mehrere israelische Medien berichteten am Wochenende von den Rekrutierungsmaßnahmen, die bereits laufen sollen. Den teilnehmenden Personen wird eine permanente Aufenthaltserlaubnis in Aussicht gestellt. Da es unter den Todesopfern des Hamas-Massakers im Vorjahr auch Asylwerber gab, wollen sich zahlreiche Landsleute sogar freiwillig an der Bekämpfung der Terroristen beteiligen.

Doch Flüchtlingsorganisationen und Menschenrechtsexperten warnen davor, sich zu sehr auf das Versprechen seitens der israelischen Regierung zu verlassen. Die Verfahren liefen vollkommen intransparent ab, wird beklagt. Der Flüchtlingsstatus sollte nicht an einen Deal geknüpft, sondern an das Völkerrecht, erklärte Julia Grignon, Völkerrechtsprofessorin am französischen Institut für Strategische Forschung, vor wenigen Tagen gegenüber dem TV-Sender France 24. „Rekrutierung sollte nie das Kriterium sein, damit man den Flüchtlingsstatus bekommt“, so Grignon weiter. Im israelischen Verteidigungsministerium weist man die Kritik zurück. Die Rekrutierungen liefen „im Einklang mit dem Recht“, wird betont.

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