Erschreckende Bilder, zum Glück nur drei Leichtverletzte – das ist die Bilanz des jüngsten Unfalls auf einer GKB-Eisenbahnkreuzung in Graz. Das Problem ist seit jeher bekannt, Lösungen lassen weiter auf sich warten.
Ein Pkw-Lenker hatte am Montag am Jägergrund in Straßgang die rote Ampel am Bahnübergang übersehen. Der Zusammenstoß mit einer S-Bahn-Garnitur war heftig, das Fahrzeug wurde weggeschleudert und gegen einen Masten gedrückt. Neben dem Lenker wurden auch zwei Fahrgäste im Zug verletzt.
Tote und Verletzte: Serie reißt nicht ab
Der Vorfall reiht sich ein in eine schwarze Serie, erst im Juni wurden keine zwei Kilometer entfernt in der Hafnerstraße drei Personen bei einem ähnlichen Unfall verletzt. In Seiersberg-Pirka kam es in den vergangenen beiden Jahren zu tödlichen Unfällen auf GKB-Übergängen, eine Frau und ein Mann starben. Auch dort gibt es keine Schrankenanlage. Vor drei Jahren starb ein 85-Jähriger in Graz bei der Kollision seines Seniorenfahrzeugs mit einem GKB-Personenzug, auch er hatte das Rotlicht übersehen.
Elektrifizierung bringt Licht am Ende des Tunnels
Zwölf GKB-Kreuzungen befinden sich im Grazer Stadtgebiet. Sie alle sollen besser gesichert werden – allerdings zieht sich das laut aktueller Planung bis zum Ende der derzeit laufenden Elektrifizierung auf der Gesamtstrecke im Jahr 2031. Fünf neue Unterführungen sollen in Graz gebaut werden, die erste in der Peter-Rosegger-Straße. „Auch für Wetzelsdorfer und Kärntner Straße sind die Planungen im Gang“, bestätigt man im Büro von Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang (SPÖ). Sechs Gefahrenpunkte werden laut ÖBB bis 2028 mit Schranken entschärft, der Übergang in der Straßganger Bahnhofstraße wird zu einer Rad-Unterführung.
Es spießt sich nicht nur an der Finanzierung, immerhin wird für das Umrüsten einer einzigen Kreuzung rund eine halbe Million Euro veranschlagt. Jeder einzelne Schranken muss erstritten werden, verlängern sich dadurch doch die Stehzeiten für den Autoverkehr gegenüber einer Ampelanlage teils erheblich. Und rein baulich ist es eine völlig andere Herausforderung, im dicht bebauten Wohngebiet ans Werk zu gehen – noch dazu teils zweigleisig, wie in einem 1,2 Kilometer langen Abschnitt in Graz-Wetzelsdorf geplant – als auf der sprichwörtlichen grünen Wiese, gibt ÖBB-Sprecherin Rosanna Zernatto-Peschel zu bedenken.
Zuständig für die GKB-Kreuzungen sind neuerdings die Bundesbahnen, die heuer die Infrastruktur der Graz-Köflacher Bahn übernommen haben. Und damit die Probleme. „Die beste Eisenbahnkreuzung ist die, die es nicht gibt“, sagt Zernatto-Peschel. So werden im Zuge der Modernisierungsarbeiten in der südlichen Steiermark so viele Bahnübergänge wie möglich aufgelöst – also mit Unter- bzw. Überführungen entschärft oder gänzlich gestrichen.
Halb so viele Bahnübergänge wie im Jahr 2000
Ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass sich bei dem Thema durchaus etwas bewegt: Seit dem Jahr 2000 wurde die Zahl der Eisenbahnkreuzungen in ganz Österreich von gut 6000 auf rund 2900 mehr als halbiert. In Graz sind ersatzlose Auflassungen freilich keine Option. Dort heißt es weiter warten und hoffen, dass es bis Abschluss der Umbau- und Sicherungsarbeiten möglichst selten kracht.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.