In der gesamten Filmwelt ist es das bestimmende Thema: Die Künstliche Intelligenz und wie sie eine ganze Branche in ihren Grundfesten erschüttert. Die ARTE-Doku „KI: Maschinenträume im Film“ (ARTE, heute, 22 Uhr) wirft einen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven auf die Causa.
Ein Blick zurück ins Jahr 2013. In Ari Folmans Film „The Congress“ reist eine alternde Schauspielerin (Robin Wright) eine „Animationszone“ und lässt sich digitalisieren, was dazu führt, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschmelzen. Die Vision, dass man sich als Mensch für eine virtuelle Kopie scannen lässt, war vor gut zehn Jahren „so weit weg wie ein Marsflug“, wird in der neuen ARTE-Doku „K.I.: Maschinenträume im Film“ erklärt. Nur eine Dekade später gingen Drehbuchautoren in Hollywood auf die Straße, um gegen die zunehmende Nutzung von Künstlicher Intelligenz bei der Erstellung von Drehbüchern zu protestieren – ein aktualisierter, vorerst bis Mai 2026 beschlossener Tarifvertrag hat temporär Ruhe in die Angelegenheit gebracht.
Fragen in den Raum geworfen
Der deutsche Journalist und Publizist Mario Sixtus hat sich für seine Dokumentation den durch KI radikal verändernden Filmmarkt angesehen und entscheidende Fragen in den Raum geworfen. Werden Schauspieler in naher Zukunft flächendeckend durch KI-generierte virtuelle Wesen ersetzt? Schreiben Maschinen ihre Drehbücher wirklich selbst oder lernen sie langsam von jenen der Menschen? Wird es Jobs wie Komparsen, Synchronsprecher und Animationsexperten überhaupt noch geben, wenn sich die technische Revolution weiter so schnell entwickelt?
Als Selbstversuch lässt sich der Filmemacher etwa in den Babelsberger Filmstudios 3D-scannen und wird Zeuge davon, wie breitflächig sein virtuelles Alter Ego einsetzbar ist. Bei der anhaltenden Diskussion um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im Filmbusiness geht es aber nicht nur um Jobs, sondern auch um die Persönlichkeitsrechte. Das Recht auf die Stimme ist etwa nicht gleich gut geschützt wie das Recht auf Bild, weshalb man im Netz mittlerweile auch Beatles-Songs mit der Stimme von Liam Gallagher (Oasis) findet.
Wahre Revolutionäre
Die verstorbenen Hollywood-Giganten Christopher Reeve („Superman“) und Carrie Fisher („Star Wars“) wurden lange nach ihrem Ableben bereits durch KI in Filme integriert, Harrison Ford wurde für den letzten „Indiana Jones“ für gewisse Szenen um 41 Jahre verjüngt. Sixtus geht aber nicht nur technischen, sondern auch menschlichen Fragen nach. Werden wir als virtuelle Figuren als Rezipienten überhaupt akzeptieren, wenn wir Emotionen und Dramen von echten Menschen gewohnt sind, oder lässt sich das in unseren Gehirnen trainieren? Er richtet das Licht auf YouTube und Instagramer, die wahren Revolutionäre von KI-generiertem Videomaterial, und befragt sie detailliert.
In der noch lange nicht ausgereiften, aktuellen Form der KI lernt man, warum sie uns meist Bizarres und Albtraumhaftes vermittelt und weshalb die pure Erzählung bis auf Weiteres eine rein menschliche Ausdrucksform bleibt. Künstliche Intelligenz lernt aber unentwegt dazu. Sie adaptiert und baut weiter auf. Sie verändert die Wahrnehmung und Berufsbilder. „Die KI ist ein fantastisches Werkzeug, um das Unterbewusste zu erforschen“, gibt ein Experte kund. Die 52-minütige Dokumentation beleuchtet das Unumgängliche in einer nüchternen Art und Weise – zurückbleiben Erstaunen und die Erkenntnis, dass man eben mit der Zeit gehen muss. Ansonsten geht man mit der Zeit.
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