Erste Anhörung

Startänzer wollte Bolschoi-Chef “nur Lektion erteilen”

Ausland
07.03.2013 12:49
Nach dem heimtückischen Säureangriff auf den Ballettchef des Moskauer Bolschoi-Theaters hat der festgenommene Startänzer bestritten, das Okay für die Attacke gegeben zu habe. Bei einer ersten Anhörung vor Gericht am Donnerstag sagte der prominente Solist Pawel Dmitritschenko, dass er lediglich dem Vorschlag seines Bekannten zugestimmt habe, Filin zu verprügeln.

Dmitritschenko gab am Donnerstag an, er sei entsetzt gewesen, als er von der Verätzung erfahren habe. Ihm sei es lediglich darum gegangen, Filin "eine Lektion zu erteilen", so der Tänzer, der auf Bildern aus dem Gerichtssaal in einem Gitterkäfig zu sehen war. Ein Säureattentat habe er sicher nicht bestellt, es ging nur darum, Filin "auf die Fresse zu hauen".

In einem Polizeivideo hatte er zuvor eingeräumt, den Überfall organisiert zu haben. In dem am Mittwoch im russischen Fernsehen gezeigten Geständnis sagt Dmitritschenko, er "habe dieses Verbrechen angeordnet". Motiv der Tat sei "die persönliche feindliche Beziehung" zwischen ihm und Filin "in Verbindung zu ihrer Arbeit" gewesen, erklärte die Polizei. Dmitritschenko machte Filin dann auch vor Gericht indirekt für Korruption und Vetternwirtschaft am weltberühmten Theater verantwortlich. Bald werde alles ans Licht kommen, meinte er.

50.000 Rubel für Attentat bezahlt
Neben dem Startänzer waren zwei Männer im Alter von 32 und 35 Jahren festgenommen worden. Einer von ihnen, Juri S., soll Filin mit Schwefelsäure das Gesicht verätzt haben - im Auftrag des Tänzers. Dmitritschenko soll 50.000 Rubel (1.250 Euro) für den Angriff auf Filin bezahlt haben. S., der bereits sieben Jahre im Gefängnis gesessen hatte, schwieg zu den Vorwürfen.

Haftbefehl gegen Dmitritschenko erlassen
Bei der ersten Anhörung wurde auch sogleich ein Haftbefehl gegen Dmitritschenko erlassen. Es bestehe Fluchtgefahr, begründete das Gericht in Moskau seine Entscheidung.

Kollegen des Tänzers kritisierten den Haftbefehl. Sie vermuten, dass Dmitritschenko Opfer einer Intrige am größten Staatstheater des Landes sei - und sich unter äußerem Druck selbst belastet habe. "Sie wissen doch, wie das in unserem Land läuft", sagte der Bolschoi-Künstler Roman Denissow.

Ballettstar als "explosiv" und "größenwahnsinnig" beschrieben
Dagegen berichteten Medien unter Berufung auf Ermittler und Informanten im Bolschoi, dass Dmitritschenko es seit Langem auf den einflussreichen Posten des Ballettchefs abgesehen haben soll. Seine Gegner innerhalb des Bolschoi schilderten den Ballettstar, der unter anderem die Titelpartie in "Iwan der Schreckliche" tanzte, als "explosiv" und "größenwahnsinnig".

Unterdessen wurde der 42-jährige Chef der mit 220 Tänzern größten Balletttruppe der Welt nach Angaben seiner Anwältin erneut in der Augenklinik in Aachen operiert. "Der Eingriff verlief gut", sagte sie der Agentur Interfax. Filin konzentriere sich auf die Heilung, um seine Arbeit im Sommer wieder aufzunehmen.

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