Zwei Drittel der Uni-Graz-Absolventen sind weiblich, aber unter Professorinnen und Professoren beträgt der Frauenanteil nur 35 Prozent – bei manchen Unis sogar noch niedriger! Woher kommt das Ungleichgewicht? Und was tun die Universitäten, um auszugleichen?
Während in den Reihen der Hörsäle zwei Drittel Studentinnen sitzen, ist die Situation bei Professuren nach wie vor umgekehrt: Die meisten Stellen werden von Männern belegt. Oder anders ausgedrückt: Je weiter oben in der universitären Hierarchie, desto männlicher wird es.
Woher kommt dieses Ungleichgewicht, diese „leaky pipeline“, also tropfende Wasserleitung, wie das Phänomen bezeichnet wird? „Die Ursachen dafür werden seit den 1990er-Jahren intensiv erforscht“, sagt Barbara Hey, Leiterin der Koordinationsstelle für Geschlechterstudien und Gleichstellung an der Uni Graz. „Teils ist das historisch bedingt, weil Frauen auf dem Feld Newcomerinnen sind: Erst in den 1950er-Jahren gab es die erste Professorin überhaupt, bis in die 90er-Jahre lag die Quote bei drei Prozent.“
Dennoch löst sich das Problem nicht von selbst mit der Zeit. „Es geht auch darum, wie die Definition einer wissenschaftlichen Höchstleistung zustande kommt. Das Bild eines perfekten Professors ist männlich geprägt und auf typisch männliche Biografien ausgerichtet.“ Frauen kämpfen mit Vorurteilen, etwa, dass sich Familie und Wissenschaft ausschließen. In einem System, im dem man vor allem durch persönliche Förderung aufsteigt, ist das Gift.
Einen Rückschritt, sagt Barbara Hey, sieht man nicht. Vielmehr kämpfen die Unis generell um wissenschaftlichen Nachwuchs: „Das lässt Diskriminierung in den Hintergrund treten.“
Das Problem ist sehr komplex. Wir schulen Personalauswahl-Kommissionen, damit sie ihre Wahl ohne Vorurteile treffen.
Barbara Hey, Leiterin der Koordinationsstelle für Gleichstellung
Bild: Alumni UNI Graz/Marco Reif
Technische Universität und Montanuni hinken nach
Vergleicht man die steirischen Universitäten, so zeigt sich, dass die Montanuniversität Leoben mit 11 Prozent Professorinnen und die Technische Universität Graz mit 20 Prozent die Schlusslichter bilden. Auch unter den Studierenden bilden Männer die Mehrheit.
Montanuniversität Leoben
Universität Graz
Med Uni Graz
Technische Universität Graz
Kunstuni Graz
Es gehe aber auch darum, Männer in weiblich dominierte Felder zu bringen, etwa in die Pädagogik: „In Zukunft wird man nicht nur die PR, sondern auch das Curriculum ändern und sich breiter aufstellen müssen. Man muss sich fragen: Was brauchen die Leute, damit sie gerne bei uns studieren?“ Fächer wie die Rechtswissenschaften hätten gezeigt, dass das funktionieren kann.
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