NEOS-Gründer Matthias Strolz lässt nach Politikrückzug und Parteiaustritt bezüglich seiner eigenen Pläne Nicht-Esoteriker mit vielen Fragen zurück, klare Botschaften übermittelt er hingegen in Sachen Bildung.
Bereits am Dienstagabend sorgte der NEOS-Gründer bei einer Veranstaltung im Salomon-Sulzer-Saal in Hohenems für Verwirrung und Begeisterung zugleich. Die pinke Landessprecherin Claudia Gamon und Johannes Gasser, Spitzenkandidat der Vorarlberger NEOS bei der Nationalratswahl, hatten zur Bildungsdiskussion eingeladen, über 100 Teilnehmer waren gekommen. Strolz, der die einleitenden Worte sprach, zeichnete Bilder von satten Kühen, bemühte Schneckenhaus-Metaphern – und sorgte damit für viele fragende Blicke. Kaum aber beschränkte sich der Klostertaler auf sein Steckenpferd, das Thema Bildung, nahm die Diskussion Fahrt auf. Positionen und Ideen wurden ausgetauscht – unterm Strich also ein gelungener Abend.
Für weitere Verwirrung hatte Strolz bereits im Vorfeld des Abends mit einem Post auf der „Plattform X“ gesorgt – die „Krone“ berichtete. Klar war danach, dass Strolz aus der von ihm gegründeten Partei austreten will. Nicht ganz klar war, ob er sich vorstellen könne, irgendwann einmal parteifreier Bildungsminister zu werden. Auch im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch in Dornbirn blieb Strolz vage, was seine politische Zukunft und das Bildungsministerium angeht: „Der Enzian blüht, wenn der Enzian blüht“, ließ er wissen.
Es darf nicht dem Zufall oder den finanziellen Möglichkeiten der Eltern überlassen bleiben, ob ein Kind Betreuung und Förderung erhält.
Claudia Gamon, NEOS-Landessprecherin
Bild: APA/GEORG HOCHMUTH
Jetzt werde er sich aus der unmittelbaren Parteipolitik zurückziehen, um sich künftig mit „völlig freien Händen“ der internationalen Friedensarbeit und dem Bildungsbereich zu widmen. Gefragt, ob eine solche Entscheidung kurz vor der Wahl nicht der Partei schade, meinte Strolz: „Ich wollte nicht lügen, sondern sagen was ist. Bei mir schließt sich ein Lebenskapitel, aber ich bleibe den NEOS verbunden.“ Nicht nur für Johannes Gasser, der die Vorarlberger NEOS-Liste bei der Nationalratswahl am Sonntag anführt, sondern auch für die pinke Spitzenkandidatin der Landtagswahl, Claudia Gamon, gab er eine klare Wahlempfehlung ab.
Absoluter Stillstand auf Bundes- und Landesebene
In Sachen Bildung war sich der Parteigründer mit Claudia Gamon einig, dass dieses Thema zu wenig Stellenwert im Wahlkampf gehabt hätte und forderte eine „Bildungsrevolution“. Die Vorarlberger Landessprecherin kündigte an, diese in der kommenden Landtagsperiode voranzutreiben. „Das Bildungssystem krankt an allen Ecken und Kanten. Wir können nicht hinnehmen, dass Lehrer sagen, sie wollen aufhören, weil der Druck zu groß wird und sie zu wenig Zeit finden beziehungsweise nicht das richtige Umfeld haben, um ihre Kernaufgaben zu erfüllen“, echauffierte sie sich. Was den Ausbau von ganztägigen verschränkten Schulformen angehe, würden die ÖVP-regierten Bundesländer hinterherhinken. In Vorarlberg sei das Angebot sogar zurückgegangen. Dort aber, wo die NEOS in der Verantwortung stünden, wachse das Angebot kontinuierlich.
Zugleich pochte die Chefin der Vorarlberger Pinken darauf, dass Eltern einen Rechtsanspruch auf einen solchen Ganztagsplatz in Vorarlberg erhalten: „Es darf nicht dem Zufall oder den finanziellen Möglichkeiten der Eltern überlassen bleiben, ob ein Kind eine umfassende Betreuung und Förderung erhält“, meinte sie. Durch ganztägige Betreuung würden sich soziale Ungleichheiten besser ausgleichen lassen, da alle Kinder die gleiche Unterstützung bei den Hausaufgaben und im Lernprozess erhielten. Zusätzlich erleichtere eine ganztägige Betreuung berufstätigen Eltern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
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