14 Jahre lang war ein Kärntner im Exekutivdienst und galt als tadelloser Beamter, ehe eine Anschuldigung nach der anderen gegen ihn auftauchte: Zunächst wurde bei ihm ein auf einem Polizeiposten gestohlenes Sturmgewehr entdeckt, dann gestand er auch Urkundenunterdrückung. Das Warum bleibt rätselhaft.
Vor Richter Dietmar Wassertheurer sitzt Donnerstag einer, der normalerweise für Nachschub auf der Anklagebank sorgt: Ein Polizist, über Jahre hinweg bestens beleumundet und auf dem Karriereweg nach oben. Doch ein Zufallsfund brachte dem 37-Jährigen jede Menge Ärger – und könnte ihn nun auch seinen Beruf kosten.
2015 war auf einem Polizeiposten in Oberösterreich ein Sturmgewehr SG77 verschwunden. Samt vier Magazinen und Tausenden Schuss Munition. Bei den Ermittlungen gab der Kärntner, der damals dort stationiert war, an, nichts zu wissen. „Wäre das nicht die Chance gewesen zu sagen, hey, das habe ich mitgenommen, aus dem und dem Grund?“, will der Richter von dem Beamten wissen. „Nein, das hätte schon zu meiner Entlassung führen können.“
Also blieb das Gewehr jahrelang bei ihm zu Hause. Und erst als es wegen der Waffenbefähigung eine Überprüfung gab, wurde es entdeckt – samt vieler anderer Waffen, die der Mann aber rechtmäßig besessen hatte, da er leidenschaftlicher Jäger war. „Die Jagdkarte ist jetzt aufgrund der Sache natürlich weg“, seufzt er. Und der Posten wackelt auch – derzeit ist er noch suspendiert, aber was die Diszipinarbehörde von den fragwürdigen Vergehen hält, wird sich erst zeigen.
Denn zu dem merkwürdigen Waffencoup – der Diebstahl ist nach neun Jahren zwar verjährt, aber es bleibt ein Kriegsmaterialdelikt übrig – kommt noch Urkundenunterdrückung samt Datenbeschädigung hinzu. Der Polizist hat beim Dienst in Klagenfurt Dienstunterlagen, die ihn selbst, aber auch andere betreffen, verschwinden lassen. Auch hier bleibt die Frage nach dem Warum völlig offen: „Ich hatte gedacht, dass mir meine Unterlagen schaden könnten“, meint er bloß.
Bedingte Haft samt Geldstrafe
Das Gericht gibt sich mit dem Geständnis voller Fragezeichen zufrieden. Und das Urteil – fünf Monate bedingte Haft samt 720 Euro Geldstrafe – ist bereits rechtskräftig. Die Strafe ist übrigens deswegen so niedrig, weil der Beamte derzeit aufgrund der Suspendierung nur wenig verdient, damit fällt der Tagsatz mit vier Euro auffallend freundlich aus.
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