Wirbel um Plakate

„Zeichen gegen Rechts“: Muss Bewohner vor Gericht?

Salzburg
26.09.2024 21:19

Weil ein Bürmooser (Salzburg) mittels eines selbst gestalteten Plakats offen auf den Rechtsruck in Österreich aufmerksam machen wollte, sind die Behörden aufmerksam auf ihn geworden – eine Anzeige soll bei ihnen eingegangen sein. Plötzlich sei auch ein FPÖ-Plakat gegenüber des Hauses aufgestellt worden, welches daraufhin entfernt wurde. Der Bewohner dementiert den Raub: Trotzdem droht ihm eine Vorladung ...

Nur noch vier Tage bis zur Wahl und recht hässlich wird es vielerorts vor allem mit politisch motivierten Sprüchen und Beschmierungen auf Plakaten. Ein Bürmooser in der Nähe Salzburg wollte gemeinsam mit seiner Tochter – die Vorarlberger Grünen Abgeordnete Nadine Kasper – ein „Zeichen gegen Rechts“ setzen und gestaltet hierfür ein recht aufwendiges Plakat an seinem Gartenzaun. Als ihrem Vater nun eine Vorladung bei den Behörden droht, macht seine Tochter den Fall auf der Plattform X öffentlich.

Öffentlicher Aufruf „gegen Rechts“
„Kurz vor der Wahl wollten wir die Bewohner in Bürmoos noch einmal auf den drohenden Rechtsruck im Falle eines FPÖ-Siegs durch Herbert Kickl aufmerksam machen. Wir wollten uns damit klar positionieren.“ Auf den Plakaten liest sich „Kickl ist Gift für unsere Zukunft“ und „Braun hatten wir schon mal, war kacke“. Auch eine Aufzählung ist zu sehen, was die Bevölkerung opfern würde, wenn die FPÖ bei der Nationalratswahl gewinnen sollte und ein Aufruf unseres multikulturellen Daseins, wobei unsere „Zahlen arabisch“ wären und die Demokratie auf „griechischen Ursprungs“ fußt. 

Wirbel um Vorwurf der Beamten
Das dürfte einem Beobachter wohl zu viel gewesen sein – prompt stehen zwei Beamte der Polizei Lamprechtshausen vor der Tür. Die beiden sollen ihm „Sachbeschädigung“ vorgeworfen haben, eine Beschwerde sei eingegangen, die nun von der Staatsanwaltschaft geprüft wird. Recht verwundert ließen die Beamten den 70-Jährigen zurück, das Plakat hatte er eben erst – am 22. August – angebracht.

Ein Anruf bei der Polizeiinspektion genügte, die Beamten bestätigten den Eingang der Beschwerde. Doch war es mutmaßlich nicht, wie die Beamten zunächst an seiner Tür behaupteten, wegen des Verdachts auf Sachbeschädigung, hier hatten sich die Polizeibeamten wohl geirrt. Vielmehr soll eine Anzeige wegen Rufschädigung vorgebracht worden sein. 

In Graz sorgten zuletzt Fake-Plakate für Wirbel.  (Bild: Krone KREATIV/Scheriau, Traby, zVg)
In Graz sorgten zuletzt Fake-Plakate für Wirbel. 

FPÖ-Plakat angebracht – und wieder entfernt
Die Wochen nach dem ersten Besuch der Behörden verlief zunächst ereignislos. „Lediglich einmal wurden unsere Plakate beschmiert und Passanten machten Fotos davon. Gelegentlich fuhr ein Auto vorbei, ein Mann stieg aus und fotografierte den beklebten Gartenzaun. Der ist dann aber auch schnell wieder gefahren“, erzählt Kasper gegenüber der „Krone“.

Kurios wird die Situation, als Kasper plötzlich ein für die FPÖ werbendes Plakat gegenüber seines Hauses wahrgenommen hatte. Denn kurze Zeit später stehen die Beamten erneut vor seiner Tür. Der Vorwurf dieses Mal: Eine Vorladung des Verdachts von politisch motivierten Raub. Denn offenbar wurde das FPÖ-Plakat entfernt. „Die Polizei wollte mich dann mit auf die Polizeistation nehmen.“ Der 70-Jährige dementiert, das Plakat gestohlen zu haben. Kasper, sichtlich gelassen, würde aber gerade noch frühstücken, wie er den Beamten erklärt: „Sie sollen mir doch bitte eine Ladung postalisch zukommen lassen“. 

Im Gegensatz zu der Anzeige wegen Rufschädigung seines angebrachten Plakats, zu der Kasper bis heute keinen Brief bekam, wartet er dieses Mal auf seine Vorladung bei der Polizei. 

Beschmierungen sorgen für Aufruhr
In letzter Zeit kam es immer wieder zu Beschmierungen von Plakaten – sowohl rechte Parolen, als auch der Aufruf zu Standhaftigkeit gegen Kickl. Auch satirische Plakate, wie jene von der „Tagespresse“ sorgten für Empörung bei der FPÖ, die Wahlkampfslogans wie „Euer Wille Geschehe“ in „Gesiegheiligt werde dein Name“ umdichtet. Anhänger Kickls sind sichtlich erzürnt über derartige Vergleiche – wie auch über jene von Elmar und seiner Tochter Nadine Kasper. 

Erwähnt muss bleiben, dass auch Herbert Kickl selbst nicht mit fragwürdigen Vergleichen und propangandistischen Parolen spart. Es ist derselbe Mann, der „Schweinskotelett statt Minarett“ oder „Daham statt Islam“ erfunden hat, die auf ähnliche Weise Ressentiments schürt und polarisiert. Letztendlich wird wohl die Justiz feststellen, ob die Vorwürfe gegen die Verdächtigen zutreffen und wie die rechtlichen Konsequenzen aussehen werden.

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