Anonyme Anzeigen
„Heckenschützen“ scheinen derzeit in Mode zu sein
Anonyme Anzeigen gegen Politiker boomen. Vor allem in Wahlkampfzeiten. Meist kommt zwar nichts heraus, aber der Angezeigte ist angepatzt. Und der Anzeiger bleibt im Dunkeln.
Sie sind vergleichbar mit den feigen Heckenschützen, die sich verstecken und tarnen, um aus dem Hinterhalt zu agieren. Und auch sie tun es unter dem Deckmantel der Anonymität, machen es vielleicht manchmal auch nur aus Spaß, oft aber wohl mit dem Ziel, jemand ganz einfach anzupatzen, anzuprangern, zu schwächen.
Die Rede ist von jenen Zeitgenossen, die, anstelle die Zeit des Lebens zu genießen, diese dazu nutzen, um andere zur Anzeige zu bringen. Sie tun es geheim – sind also zu feige, um mit dem Namen für eine Sache geradezustehen. Nun ist es bei Verbrechen und Tätern natürlich verständlich, dass man diese anonym anzeigt. Schließlich will man ja nicht unbedingt, dass der oder die Täterschaft einem ungeladen einen „Besuch“ abstattet, der eher unfreundlich sein wird.
Mangel eigener Ideen
Anders verhält es sich freilich in der Politik: Da scheint es mittlerweile Mode geworden, also „In“ zu sein, einen möglichen Konkurrenten anonym anzuschwärzen. Meist an Mangel eigener Ideen, spezialisiert man sich auf das Anpatzen anderer. Speziell vor Wahlen ist eine – wahrscheinlich rein zufällige – Häufigkeit feststellbar.
Nicht mehr als absurder Anfangsverdacht
Diese Erfahrung musste zuletzt auch Tirols LH-Stv. Georg Dornauer (SPÖ) machen, weil er – immerhin als für den Sport zuständiges Regierungsmitglied – es tatsächlich gewagt hatte, zur Fußball-EM nach Berlin zu einem Österreich-Spiel zu fahren. Die Anzeige bzw. das Verfahren gegen ihn wurde mittlerweile eingestellt. Mehr als ein absurder Anfangsverdacht lag nicht vor. Bis zur Einstellung des Verfahrens war Dornauer aber von manchen Medien genüsslich „vorgeführt“ worden, was natürlich ganz im Sinne des anonymen, feigen Anzeigers war.
Hörl wurde „Opfer“ einer anonymen Anzeige
Dieser Tage wurde bekannt, dass auch Langzeit-Nationalrat Franz Hörl (ÖVP) „Opfer“ einer dieser hinterfotzigen Anzeigen wurde. Hörl befindet sich im Wahlkampf für die sonntägige Nationalratswahl. Er hat einen Vorzugsstimmenwahlkampf gestartet, da er von seiner eigenen Partei hierzulande gar nicht mehr berücksichtigt und auf Bundesebene nur mehr an unwählbarer Stelle gelistet wurde. Hörl hat sich tatsächlich getraut, öffentlich ein sogenanntes „Notwehrrecht“ im Kampf gegen den Wolf zu fordern.
Anzeigen als quasi Fingerübung
Anonym jemand zur Anzeige bringen, geht übrigens ganz leicht. Ist quasi eine Fingerübung. „Sie können einfach einen Brief mit der Anzeige schreiben, ohne Ihren Namen und Ihre Adresse zu nennen. Diese Anzeige schicken Sie dann an die Polizei“, heißt es dazu im Internet. Eine Rückverfolgung auf den Anzeiger ist ausgeschlossen. Als Angeschwärzter hat man keinerlei Chance, auch wenn sich der Anfangsverdacht nicht bestätigt und die Ermittlungen eingestellt worden sind, den Namen des Anzeigers in Erfahrung zu bringen.
Dass mit diesen oft unsinnigen Anonymanzeigen erfolgreich Beamte blockiert werden, die womöglich Besseres zu tun hätten, sich um Wichtigeres kümmern sollten, kommt hinzu. Aber das stört scheinbar nicht...
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