Zollfreigrenze wackelt

In Brüssel steigt der Druck auf Temu und Shein

Digital
26.09.2024 14:47

Deutschland und Österreich machen sich gemeinsam mit anderen EU-Staaten für eine stärkere Kontrolle von Online-Händlern wie den chinesischen Firmen Temu und Shein stark. „Wir können nicht länger hinnehmen, dass täglich Hunderttausende Pakete mit Produkten eintreffen, die den europäischen Standards nicht entsprechen“, sagte der deutsche Staatssekretär Sven Giegold (Grüne) in Brüssel.

Gemeinsam mit Österreich, Polen, Dänemark, den Niederlanden und Frankreich drängt die deutsche Bundesregierung die EU-Kommission dazu, konsequent Strafen zu verhängen, wenn sich Online-Händler nicht an geltende Regeln halten und beispielsweise nichts unternehmen, wenn Produkte auf ihren Seiten als unsicher eingestuft werden. In Österreich fordern der Handelsverband und die Wirtschaftskammer mehr Maßnahmen, um den „fairen Wettbewerb“ mit chinesischen Online-Händlern wiederherzustellen.

Kocher für Senkung oder Abschaffung der Zollfreigrenze
Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) spricht sich für die Absenkung oder Abschaffung der Zollfreigrenze von 150 Euro bei Produkten aus, die in die Europäische Union (EU) importiert werden. Ansonsten würde der Wettbewerb zwischen europäischen Online-Handelsplattformen und jenen außerhalb Europas (u.a. Temu, Shein) verzerrt werden, sagte Kocher am Donnerstag im Vorfeld des EU-Wettbewerbsrates in Brüssel. Mit Blick auf das geplante Verbrenner-Aus bis 2035 sei Technologieneutralität wichtig.

Shein und Temu erfreuen sich in Deutschland und Österreich großer Beliebtheit. Das liegt vor allem an den niedrigen Preisen. Die Portale sind jedoch umstritten. Handelsvertreter, Politiker und Verbraucherschützer kritisieren unter anderem Produktqualität, mangelnde Kontrollen und unfaire Wettbewerbsbedingungen. „Das betrifft Umweltrecht, das betrifft Verbraucherrecht und das gilt natürlich auch für Fragen wie Datenschutz und geistige Eigentumsrechte“, sagte Giegold. Die Plattformen weisen solche Vorwürfe zurück.

Die Länder schlagen vor, durch eine umfassende Datenerhebung und eine engere Zusammenarbeit von Behörden Verstöße zu erkennen und zu ahnden. Dem Kölner Handelsforschungsinstitut IFH zufolge kaufen 43 Prozent der Verbraucher in Deutschland bei Marktplätzen wie Temu und Shein. Laut dem Branchenverband BEVH entfallen fünf Prozent der Bestellungen im deutschen Onlinehandel auf die beiden Anbieter. Diese hätten ihren Marktanteil binnen eines Jahres mehr als verdoppelt.

In Österreich wächst die Bekanntheit asiatischer Online-Händler und -Marktplätze laut Handelsverband stetig. So würden bereits drei Viertel der österreichischen Bevölkerung AliExpress/Alibaba (71 Prozent) sowie rund die Hälfte Shein (52 Prozent) und Temu (50 Prozent) kennen. Aufgebaut werde diese Markenbekanntheit vor allem durch bezahlte Werbung auf Social Media und Suchmaschinen, hieß es vom Handelsverband zur APA. Auch die Nutzungsraten sind laut dem Branchenverband hoch, insbesondere bei Shein. Der Modehändler Shein werde bereits laut Schätzungen von 42 Prozent der 15- bis 27-Jährigen genutzt, bei Personen über 50 Jahren seien es 10 Prozent. Bei Temu hätten ebenfalls 42 Prozent der jungen Österreicherinnen und Österreicher bereits bei Temu bestellt, die Tendenz sei stark steigend.

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