15- bis 25-Jährige:

Bereits jeder Dritte folgt Gesundheits-Influencern

Digital
27.09.2024 09:29

75 Prozent der 15- bis 25-Jährigen in Österreich folgen Influencern auf sozialen Medien. 30 Prozent geben dabei an, speziellen Gesundheits-Influencern zu folgen, zitiert Unterhaltungsforscherin Kathrin Karsay von der Universität Wien beim European Health Forum Gastein (EHFG) aus einer aktuellen Studie.

Sie ortet steigende Aufmerksamkeit für die psychische Gesundheit. Kritisch sieht Karsay allerdings, dass auch Lifestyle-Influencer zu mentaler Gesundheit posten, weil das Thema Klicks bringt.

Die steigende Aufmerksamkeit für psychische Gesundheit dürfte durch die Corona-Pandemie angetrieben worden sein, vermutet Karsay. Die ebenfalls erhöhten Anstrengungen gegen dieses Krankheitsfeld seien wichtig, weil sie zu Destigmatisierung und früheren Diagnosen führen.

„Junge Menschen nutzen Social Media, um an Informationen zu kommen“, berichtete Karsay. Influencer werden oft als „Role Model“ gesehen und auch Ähnlichkeiten mit der Person sind Motive zum Folgen eines Accounts. „Nicht jeder ist ein Experte.“ Es handle sich auch um ein „Geschäftsmodell“ für Influencer, betonte sie.

Mehr Regulierung gefordert
30 Prozent der jungen Menschen in Österreich sagen laut der Studie, sie haben bereits ein Produkt für gesundheitliche Zwecke gekauft, weil es ein Influencer empfohlen hat. „Ich wünsche mir mehr Regulierung, wenn Influencer über mentale Gesundheit sprechen und Produkte bewerben“, sagte Karsay. Die Jugend habe allerdings noch viel Vertrauen in Gesundheitsorganisationen und -personal.

Die Unterhaltungsforscherin ortet auch eine gewisse „Trivialisierung und Verherrlichung“ von mentalen Problemen. Es sei „irgendwie im Trend, psychische Beschwerden zu haben und ich sehe das als Problem“, sagte sie. Jeder hätte nun Burn-out oder Angstzustände. Es komme auf Social Media zu steigenden Selbstdiagnosen und Überinterpretationen von psychischen Beschwerden.

„Ich betone, dass man sich mehr Informationen einholen und einen Spezialisten kontaktieren sollte. Man kann sich nicht selbst diagnostizieren“, sagte der ungarische EU-Abgeordnete, Mediziner und Influencer András Kulja über seine Videos. Als Arzt sei es ihm auch wichtig, dass er in seinen Clips über bedeutsame Gesundheitsthemen redet, nicht nur „heiße Themen“, die online mehr Aufmerksamkeit bringen.

Löschungen nach Schädlichkeit priorisiert
Allein zu Gesundheitsfragen gab es im Vorjahr auf YouTube 300 Milliarden Videoaufrufe, berichtete Götz Gottschalk, Leiter der Abteilung Gesundheit bei YouTube. Ärzte hätten oft nicht so viel Zeit für ihre Patienten, wie sie brauchen würden. „Die Plattform hat unlimitiert Zeit“, sagte er. Viele Falschinformationen während der Pandemie hätten dazu geführt, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO an Bord geholt wurde und Videos von seriösen Quellen als solche gekennzeichnet sind. Bei Falschinformationen im Netz und deren Löschung werde priorisiert, was „direkt schädlich“ ist. Zu behaupten, die Erde sei flach und man könne von ihr hinunterfallen, sei eine andere Bedrohung, als wenn Süßigkeiten zur Behandlung von Diabetes angepriesen werden, erläuterte Gottschalk.

„Man entscheidet selbst, wem man folgt“, betonte Conor Warren, Gründer von Spark UK, einer von jungen Menschen geführten Organisation für mentale Gesundheit in Großbritannien. „Soziale Medien sind hier, um zu bleiben“, hielt der 18-Jährige fest. Es sei nicht alles negativ, sondern auch viel positiv. Er habe selbst unter psychischen Beschwerden gelitten und das Problem gehabt, mit einem Spezialisten direkt darüber zu sprechen, weil er es gewohnt war, mit seinen Freunden über Messaging-Dienste zu kommunizieren. Daher gehörten Angebote ohne übliche Kommunikationswege gefördert, wie Text-Services zur Unterstützung der psychischen Gesundheit, empfahl Warren.

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