Es reicht ein Blick darauf, wie oft das Beratungstelefon der St. Elisabeth-Stiftung in Wien läutet: Schon 2540 Mal suchten heuer vor allem Alleinerziehende Hilfe, rund 1000 mehr als letztes Jahr. Neben finanziellen Nöten geht es oft um überraschende Sorgen, die politisch recht leicht zu lösen wären.
Eine der Überraschungen, die aus den Zahlen der Beratungsstelle der Erzdiözese Wien hervorgeht, betrifft allein schon die Definition von „alleinerziehend“: Rund 40 Prozent der hilfesuchenden Frauen – weiterhin ist der Anteil von alleinerziehenden Vätern verschwindend gering – sind im klassischen Sinn Alleinerzieherinnen. Die St. Elisabeth-Stiftung spricht allerdings von einer hohen „Dunkelziffer“: Für viele Frauen ist der Partner, etwa wegen beruflich bedingter Abwesenheit, nicht verfügbar. Bezieht man sie mit ein, entfallen fast 80 Prozent der Beratungen auf Alleinerzieherinnen.
Durch liegen gebliebene Anträge über Monate ohne Geld
Wenig überraschend machen die steigenden Preise und Wohnkosten gerade Alleinerziehenden das Leben schwer. Für viele von ihnen sei das Leben schlicht „nicht mehr leistbar“, warnt die Stiftung. Das trägt auch zu wachsender psychischer Belastung bei. Der Blick auf Details zeigt jedoch, dass das Drehen an politischen Stellschrauben einige Erleichterung bringen könnte: Allein die schnellere Bearbeitung von Anträgen könnte Alleinerzieherinnen monatelange Zeiten ohne Einkommen ersparen.
Es gibt nicht genug Kindergartenplätze oder Teilzeitjobs, die familienfreundlich sind. Auch die fehlende Integration trägt das ihre dazu bei.
Anna Millauer, Leiterin der Beratungsstelle der St. Elisabeth-Stiftung
Bild: St. Elisabeth-Stiftung
Teufelskreis Kindergartenplatz
Viele Frauen sehnen sich nach der Unabhängigkeit eines eigenen Einkommens und scheitern oft am Teufelskreis: ohne Arbeitsplatz kein Recht auf einen Kindergartenplatz, aber ohne gesicherten Kindergartenplatz kein Job oder eine AMS-Schulung. Gerade im Niedriglohnsektor sind Angebote durch Arbeitszeiten am Morgen, Abend und Wochenende zudem kaum mit familiären Verpflichtungen vereinbar. Die Betreuung der Kinder während der Ferien schließlich bindet ebenfalls viele Alleinerziehende an ihr Zuhause.
Auch den Helfern geht das Geld aus
Die St. Elisabeth-Stiftung hilft, wo sie kann, doch es fällt ihr selbst immer schwerer. Durch den hohen Andrang dauert es bis zu sechs Wochen bis zu einem persönlichen Beratungsgespräch. An eine Aufstockung des Personals ist nicht zu denken, denn die Spenden werden immer weniger, obwohl sie steuerlich absetzbar sind. Die Vergabe der Babypakete musste bereits gänzlich eingestellt werden, Gutscheine für Lebensmittel und anderen Grundbedarf können nur noch in Ausnahmefällen hergegeben werden.
Weiterhin hält die Erzdiözese aber an ihrem Sonntagsfrühstück für Alleinerziehende in Wien am jeweils ersten Sonntag des Monats fest. Bis Dezember sind die Termine bereits bestätigt. Um maximal vier Euro Unkostenbeitrag pro Kind (Kleinkinder und Geschwisterkinder zwei Euro, Anmeldung nötig) kümmern sich Betreuerinnen um das Kind, während alleinerziehende Mamas und Papas auf ein Frühstück eingeladen sind, um zumindest einmal kurz „den Kopf freizuhaben für gute Gespräche“.
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