Ungebrochen beliebt

Im gelben Universum der kultigen „Simpsons“

Unterhaltung
30.09.2024 06:00

In den USA startete gestern die 36. Staffel, auf Pro 7 vor wenigen Tagen die 35. – dazu gibt es aktuell eine Ausstellung im Karikaturmuseum in Krems. 35 Jahre „Die Simpsons“ haben global ihre Spuren hinterlassen und die Popkultur der Moderne entscheidend mitgeprägt.

Die Legende besagt, dass „Simpsons“-Erschaffer Matt Groening die Rohfassung der gelben Kultfiguren ursprünglich in 15 Minuten gezeichnet hat – heute können Millionen von Menschen quer über den Globus aus dem Kanon der wohl berühmtesten nicht-menschlichen Familie der Fernsehgeschichte zitieren. Gestern feierte auf dem US-amerikanischen Sender Fox die 36. Staffel Premiere. In unseren Breitengraden ist die 35. Staffel seit einigen Tagen auf Pro 7 zu sehen. Ein absoluter Renner sind aber vor allem die klassischen Staffeln aus den 90er-Jahren, die seit geraumer Zeit auf krone.tv für beachtliche Quoten sorgen.

Hochadel der Prominenz
So mancher bezeichnet den nicht enden wollenden Erfolg der „Simpsons“ als größtes Medienphänomen aller Zeiten. Tatsächlich ist es besonders verwunderlich, dass die sozial-, religions- und gesellschaftskritischen Themen gerade in den oft sehr bigotten USA für derart hohe Einschaltquoten sorgen. Wer bei den „Simpsons“ als Gast auftreten darf, gehört zum Hochadel der internationalen Prominenz. Zu den bekanntesten Gästen zählen etwa Sir Paul McCartney, die Rolling Stones oder Lady Gaga – nur mit der aktiven Zusage eines amerikanischen US-Präsidenten können die Macher nach wie vor nicht dienen. Dafür gab es auch schon eine österreichische Beteiligung: in Form des aus Kärnten stammenden Hollywood-Starkochs Wolfgang Puck.

In den 35 Jahren seit ihrer Erstausstrahlung verzeichnet die Kultserie knapp 800 Episoden – der Hype um das fiktive Springfield im Niemandsland von Amerika ist ungebrochen. „Der Erfolg der ,Simpsons‘ begründet sich auf Groenings Erfolgsrezept: Subversiv und unterhaltsam sollte die Serie sein“, analysieren Gottfried Gusenbauer und Anna Steinmair. Die beiden kuratieren die aktuelle und noch bis 30. Juni 2025 laufende Ausstellung „Hier kommt Bart!“ im Karikaturmuseum Krems. Anlässlich des 35-jährigen Jubiläums der Sendung wird dort erstmals in Europa die Privatsammlung William Heeter und Kristi Correa gezeigt. Die Storyboards und Produktionsfolien konzentrieren sich dabei auf die ersten 13 Staffeln, wo die „Simpsons“ noch analog und handgemacht gezeichnet wurden.

Beliebte Klassiker
„Aus heutiger Sicht sind sie angenehm unperfekt gezeichnet. Man erkennt die handgemachte Trickfilm-Produktion klassischer Schule.“ Ab der 14. Staffel wurde die Serie digital produziert. „Heute erscheinen sie austauschbar und perfekt. Der Zauber des Anfangs ist weg. Heute ist alles vorhersehbarer.“ Die besondere Magie der alten Staffeln ist aber nicht nur in der Herstellung begründet – auch bei den „Simpsons“-Fans gelten die klassischen Folgen als die beliebtesten. „In den ersten Folgen wurden inhaltlich alle wichtigen Charaktere und Storylines gesetzt“, erläutert das Kuratoren-Team, „im Prinzip sind es danach nur noch Variationen des Settings. In 35 Jahren wurden schon unzählige Geschichten erzählt. Neue zu erfinden, wird immer schwieriger.“

Noch bis 30. Juni 2025 wird den „Simpsons“ im Karikaturmuseum Krems gehuldigt. (Bild: Walter Skokanitsch)
Noch bis 30. Juni 2025 wird den „Simpsons“ im Karikaturmuseum Krems gehuldigt.

Ungeschlagen sind die „Simpsons“, wenn es ums Prophetische geht. Ganze Webseiten befassen sich mit der Tatsache, dass bereits unzählige Annahmen oder aufgeworfene Ideen später auch ihren Weg in die Realität fanden. So sagten die Macher der Serie im Laufe der Jahre etwa die Präsidentschaft von Donald Trump, die Marktdurchdringung der populären Smartwatches oder den Kauf von Century Fox durch Disney voraus. Auch die globale Verbreitung des Coronavirus lässt sich aus älteren Folgen der „Simpsons“ herauslesen. Ebenfalls thematisch am Tableau: Die grassierende Cancel-Culture, die die „Simpsons“ längst selbst traf. Den beliebten indischen Supermarktbesitzer Apu Nahasapeemapetilon mussten die Verantwortlichen nach öffentlichem Druck aus der Serie streichen, weil er in seiner Verkörperung rassistische Stereotype bedienen würde.

Sich selbst wiederfinden
Der unendlich wirkende Kosmos der „Simpsons“ besteht aus einzigartigen Charakteren, unzähligen Handlungssträngen und vielen Querverweisen. Nicht zuletzt findet sich so gut wie jeder Mensch selbst in der einen oder anderen Figur wieder, was ein elementarer Baustein des anhaltenden Erfolgs ist. „Sie sind nicht nur für ihre humorvollen Charaktere bekannt, sondern sie sind zugleich Karikatur der klassischen Sitcom-Familie und damit indirekt des westlichen Familienideals“, so Gusenbauer und Steinmair, „politische Überzeugungen werden hinterfragt und gesellschaftliche Phänomene diskutiert. Mit beißender Sozialkritik wird der Mythos des ,American Dream‘ entlarvt“. Auch wenn die aktuellen Staffeln nicht mehr das Feuer der Klassiker besitzen – mit dem Phänomen der „Simpsons“ werden wir uns noch lange beschäftigen.

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