Laut der Stadtregierung herrscht Wohnungsnotstand, aber im dafür zuständigen Amt herrscht seit Monaten Chaos – und jeder schaut zu! Die Hintergründe sind haarsträubend.
Wohnen war das zentrale Thema im Innsbrucker Wahlkampf. Was haben die Innsbrucker Parteien nicht alles versprochen: Wohnen muss leistbarer werden, Leerstand muss bekämpft und die Wohnungsvergabe auf neue Beine gestellt werden. Parallel soll das Amt vom Rathaus aussiedeln und in der Bürgerstraße unterkommen, ein Unterfangen, das die Steuerzahler viel Geld kosten wird. Aber der Reihe nach.
Ich war stets auf eine sehr korrekte Vorgangsweise bedacht. Fehler wollte ich mir in Anbetracht der Vorkommnisse keine erlauben.
Frühere Amtsvorständin Moscovscaia
Bild: zVg
Alle Instanzen missachtet
Warum das Innsbrucker Wohnungsamt seit Monaten ohne Amtsleitung dasteht, ist allein für sich betrachtet schon ein Skandal. Denn vor vier Monaten wurde die damalige Leiterin, eine alleinerziehende Mutter, auf die brutalstmögliche Weise abgesägt. Und zwar am letzten Tag ihrer vierwöchigen Probezeit, am letzten Dienstag im April kurz vor Dienstschluss um 17 Uhr. Verantwortlich dafür: Der damalige grüne Stadtchef Georg Willi.
Es dürfte sich also um eine seiner letzten Amtshandlungen überhaupt gehandelt haben. Und er überging die Magistratsdirektorin dabei komplett, ebenso den damaligen Stadtsenat, der die Bestellung der Expertin einstimmig beschlossen hatte – ein seltenes Ereignis bei der damals zerstrittenen Konstellation.
Mit BM Anzengruber akkordiert
„Mir sind bei der Kündigung keine Gründe genannt worden. Lediglich, dass meine Kündigung angeblich bereits mit dem neuen Bürgermeister (Anm.: Johannes Anzengruber abgesprochen war. Ich will klarstellen, dass ich mir während meiner Amtszeit nichts zuschulden kommen lassen habe. Den mir bei der Anstellung angewiesenen Dienstweg habe ich gewissenhaft eingehalten“, betont die ehemalige Amtsleiterin für Wohnungsservice Iulia Moscovscaia gegenüber der „Krone“. Zuvor hatte sie sich in einem Hearing gegen mehrere Mitbewerber klar durchgesetzt. Die gebürtige Moldawierin vermutet eine „Palastrevolte“, eine Intrige, angezettelt von engen Mitarbeiterinnen Willis.
Die „Krone“ bat den nunmehrigen Vize-BM um eine Stellungnahme. Aus datenschutzrechtlichen Gründen könne er zu dem Fall nichts sagen, teilte er mit. Auch BM Anzengruber (JA) winkt ab: Er sieht die Zuständigkeit nicht bei sich. Das Wohnungsamt wurde nach der Wahl wieder den Grünen anvertraut. Zufall oder Berechnung?
In Anbetracht gewisser Ungereimtheiten im Amt handelte ich ausschließlich nach dem Okay bzw. der Freigabe meiner Vorgesetzten.
Frühere Amtsvorständin Moscovscaia
Bild: zVg
Personal aufgestockt, Gründe unklar
Wie auch immer: Seit Monaten werkelt der Apparat vor sich hin. Seltsamerweise wurde er, obwohl seit Mai quasi führungslos, personalmäßig um mehr als das Doppelte (!) aufgestockt. Was unter dem früheren, langjährigen Referenten der Wohnungsvergabe und späteren Amtsleiter für Wohnungsservice Christian Zabernig mit sieben Personen zu bewerkstelligen war, dafür sollen jetzt mehr als 16 notwendig sein.
Im Rathaus ist zu hören, die Stimmung im Amt ist schlecht, die Fluktuation hoch, langjährige Mitarbeiter gehen. Zabernig war einer davon, der das Hineinregieren aus Willis Büro satthatte. Doch was machte die beiden dort federführend tätigen Damen so umtriebig bzw. so nervös?
Erneute Bewerbung
„Ich war stets auf eine sehr korrekte Vorgangsweise bedacht. In Anbetracht gewisser Ungereimtheiten im Amt handelte ich ausschließlich nach dem Okay bzw. der Freigabe meiner Vorgesetzten, denn Fehler wollte ich mir in Anbetracht der Vorkommnisse keine erlauben“, verrät Moscovscaia kryptisch.
Sie will die grundlose Demontage durch das Willi-Büro nicht auf sich sitzen lassen: Sie bewirbt sich wieder. Seit Freitag ist die Stellenanzeige online. Fünf Monate hat sich die Stadtregierung dafür Zeit gelassen. So viel zum Thema Wohnungsnotstand in Innsbruck!
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