Vergangenen Juli soll ein Bauarbeiter in einem Hotel in Wien-Alsergrund zwei Arbeitskollegen erschlagen haben. Ein Gutachten bestätigt nun: Der Mann war zu den Tatzeitpunkten nicht zurechnungsfähig. Er entgeht damit einer Anklage wegen Doppelmordes.
Ein psychiatrisches Gutachten, das von der Staatsanwaltschaft angefordert wurde, hat ergeben, dass der 34-jährige tschechische Bauarbeiter zum Zeitpunkt der Tötung zweier Kollegen in einem Wiener Hotel im Juli nicht zurechnungsfähig war. Laut Nina Bussek, Sprecherin der Behörde, „wird der Beschuldigte aufgrund seiner fehlenden Schuldfähigkeit nicht wegen Doppelmordes angeklagt“.
Diagnose einer schweren psychischen Störung
Der psychiatrische Sachverständige sei zum Schluss gekommen, dass „der Mann die ihm vorgeworfenen Tötungsdelikte unter dem maßgeblichen Einfluss einer schwerwiegenden und nachhaltigen psychischen Störung begangen hat“, wie Bussek erläutert. Weiters sei der 34-Jährige als gefährlich eingestuft worden.
Befürchtung einer weiteren Straftat
Die Psychiater befürchten weitaus Schlimmeres: Sie befürchten eine hohe Wahrscheinlichkeit einer weiteren Straftat des Mannes wegen des hohen Grades seiner schweren psychischen Störung.
Der Sachverständige spricht sich in seinem Gutachten daher für eine – zeitlich unbefristete – Unterbringung in einem forensisch-therapeutischen Zentrum aus. Laut Bussek wurde der entsprechende Antrag noch nicht beim Landesgericht für Strafsachen eingebracht. Das Gutachten sei jedoch „eindeutig“.
Der Fall hatte damals für dramatisches Aufsehen gesorgt. Demnach hatte der 34-Jährige nach seiner Festnahme gestanden, am 16. Juli seinen 44 Jahre alten Arbeitskollegen in seinem Zimmer bewusstlos geschlagen und dann aus dem im vierten Stock gelegenen Fenster gestürzt zu haben.
Verhaftung erfolgte in Tschechien
Anfänglich wurde der Vorfall als Unglück eingestuft. Diese Einschätzung änderte sich jedoch, als eine Woche darauf ein weiterer Mitarbeiter des tschechischen Staatsangehörigen mit schweren Kopfverletzungen in seinem Hotelzimmer entdeckt wurde.
Der 34-jährige Verdächtige hatte sich am 23. Juli Zugang zum Zimmer seines 29-jährigen Kollegen verschafft und ihn dort mit extremer Gewalt attackiert. Die Ermittler konnten den Täter mithilfe von Überwachungsaufnahmen identifizieren. Anfang August wurde er in Tschechien verhaftet und später ausgeliefert.
Der Bauarbeiter hatte gemeinsam mit den beiden aus der Slowakei stammenden Opfern in derselben Firma gearbeitet, die die Arbeiter in einem Hotel unweit vom Franz-Josefs-Bahnhof untergebracht hatte. Zur Motivlage erklärte der Tatverdächtige nach seiner Überstellung nach Wien, er „habe sich von den beiden bedroht gefühlt“. Weiters hätten diese „der Mafia angehört“, wie er nach der Festnahme erklärte.
Die Aussagen des Mannes während seiner Vernehmung als Beschuldigter sowie sein Gesamtauftreten ließen bei den ermittelnden Polizeibeamten Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit aufkommen.
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