Die zurückgehende Flut hat Zehntausende Tümpel und Lacken zurückgelassen. Diese sind jetzt Brutstätten für Stechmücken ...
Nur langsam weicht die Flut – und vor allem in den Auen, aber auch in Parks und so manchen Gärten wird das Wasser wohl noch bis in den Spätherbst stehen bleiben. Weil es außerdem nach der Naturkatastrophe noch so mild ist und vielleicht noch wärmer wird, finden Gelsenweibchen genügend Biotope zum Ablegen ihrer Brut. Selbst in Gießkannen oder anderen Behältern wird es daher schon bald vor zuckenden Larven wimmeln, die sich dann zu echten lästigen Blutsaugern entwickeln werden.
Deren Stiche sind zwar nervig bis schmerzvoll, doch es naht auch eine andere Insektengefahr – jene durch exotische Mücken, die Malaria, eine lebensbedrohliche Krankheit, übertragen können. Diese wird oft von Infizierten als Grippe oder Magen-Darm-Infekt gedeutet. Laut WHO erkranken jährlich 240.000 Millionen Menschen an Malaria, 600.000 Patienten sterben daran.
Malaria in Österreich?
Die Krankheit wird durch Parasiten, sogenannte Plasmodien, verursacht, übertragen durch Anopheles-Mücken. Wissenschafter warnen indes, dass die Ausbreitung der Infektionskrankheit auch Österreich erfassen kann. Denn höhere Temperaturen begünstigen diese Entwicklung, während es den Gelsen in manchen Gebieten Afrikas zu heiß wird beziehungsweise Wasserflächen austrocknen.
Professor Till Bärninghausen, Direktor des Heidelberger Instituts of Global Health, vermutet sogar, dass wegen der Klimaerwärmung Krankheiten wie Malaria auch im europäischen Raum endemisch werden können. Sie würden sich dann in bestimmten Gebieten mit passenden Bedingungen relativ rasch verbreiten.
Neue Malaria-Mücke in Süditalien gesichtet
Umso dramatischer klang die Meldung im April, als in Süditalien nach 50 Jahren eine neue Malaria-übertragende Gelse gesichtet wurde. „Die damals erwähnte Malaria-Anopheles-Art entsprach jedoch so gar keiner Sensation, denn sie ist in Italien schon länger bekannt und befindet sich auch auf der Inventarliste heimischer Insekten“, berichtet Ökologe Bernhard Seidel. Er hat bereits 2013 eine für Österreich neue Art dieser Fiebermücken entdeckt. In einzelnen Exemplaren davon konnten Malariaerreger nachgewiesen werden.
Das verwendete Material wurde damals jeweils in den Monaten Juli und August gesammelt. Laue Nächte bieten beste Bedingungen für die Mücken, es müssen nicht einmal Tropennächte sein. Die Problematik sei jedoch nicht alleine von einem milden Wetter abhängig.
Grundsätzlich sei es falsch, die Anophelesgelsen per se als gefährlich zu bezeichnen. Ihre Rolle als Malariaüberträger benötigt nämlich einen entsprechend großen Pool an Trägern. Globalisierung und starke Reisetätigkeit verstärken die Gefahr von Malaria. Die Stechmücken halten sich gerne bei menschlichen Siedlungen, insbesondere bei Stallungen von Haustieren, auf.
„Das österreichische Gesundheitssystem ist nicht in der Lage, auf die Dynamik von Malaria-Gelsen vorab zu reagieren“, so Wissenschafter Seidel weiter. „Die Folgen einer Epidemie, ja bereits einiger weniger Fälle wären beängstigend. Nicht einfach nur für die jeweils erkrankten Menschen, sofern ihre Erkrankung überhaupt erkannt wird, sondern auch, was die finanzielle Belastung angeht, weil dem Blutspendewesen mehrstellige Millionenkosten entstehen würden“, analysiert der Experte.
Das österreichische Gesundheitssystem ist nicht in der Lage, auf die Dynamik von Malaria-Gelsen vorab zu reagieren. Die Folgen einer Epidemie, ja bereits einiger weniger Fälle wären beängstigend.
Ökologe Bernhard Seidel
Reisende schleppten sogar schon Tigermücken ein
Aber nicht nur Malaria ist auf dem Vormarsch – die bekannten Fälle wurden von Reisenden in die EU eingeschleppt —, längst sorgt die Asiatische Tigermücke, die Zika und Dengue-Fieber überträgt, für Angst, Schrecken und Todesfälle. Sie wurde in Mitteleuropa gesichtet.
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