Bomben auf Beirut

Hisbollah bestätigt nun Tod ihres Chefs Nasrallah

Ausland
28.09.2024 12:20

Die libanesische Hisbollah hat den Tod ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah bestätigt. Nasrallah sei auf die „Seite seines Herrn“ gewechselt und habe sich seinen „großen und unsterblichen Märtyrern angeschlossen“, teilte die proiranische Schiitenmiliz auf Telegram mit.

„Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren“, hatte das israelische Militär zuvor öffentlich gemacht. Später bestätigte dies auch Frankreich. „Nach den Informationen, die wir haben, wäre der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, tatsächlich tot“, erklärte das französische Außenministerium am Samstag. Man sei in Kontakt mit regionalen Partnern im Libanon, um eine Eskalation zu vermeiden.

Israel hatte am Vortag nach eigenen Angaben einen Luftangriff auf das Hauptquartier der vom Iran unterstützten Miliz in Beirut ausgeführt. Es soll sich unter Wohngebäuden befunden haben.

Israelische Angriffe auf die südlichen Vororte von Beirut. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Israelische Angriffe auf die südlichen Vororte von Beirut.

Schwerster Schlag Israels gegen Hisbollah seit Jahrzehnten
Der Tod Nasrallahs, der die Organisation seit 30 Jahren anführte, ist der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und damit einen ihrer größten Feinde seit Jahrzehnten. Welche Folgen das für den Konflikt mit Israel, für die Nahost-Region sowie im Libanon selbst haben wird, ist zurzeit kaum absehbar. Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Schiitenmiliz. Er war einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah. Er hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt als sie in der Zeit seines Vorgängers war.

Ein Iraker trägt bei der Beerdigung eines Militärkommandanten der irakischen Hisbollah-Brigaden in Bagdad eine Anstecknadel mit dem libanesischen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah. (Bild: APA/AFP/AHMAD AL-RUBAYE)
Ein Iraker trägt bei der Beerdigung eines Militärkommandanten der irakischen Hisbollah-Brigaden in Bagdad eine Anstecknadel mit dem libanesischen Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah.
Der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah (Bild: APA Pool/AFP/Al-Manar)
Der Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah

Beiruts südliche Vororte gleichen der „Hölle“
Hunderte Menschen flohen in Beirut vor Israels Angriffen in den südlichen Vororten in das Zentrum der Hauptstadt. Der Schock stand den Menschen ins Gesicht geschrieben. Überall harrten verängstigte Familien mit Tränen in den Augen auf den Straßen aus, wie eine Reporterin in Beirut schilderte. Die Menschen, die aus den südlichen Vororten, in denen die Hisbollah besonders stark ist, ins Stadtzentrum flohen, sprachen von einer „Hölle“. Sie suchten in der schwülen Nacht Schutz in Parks, auf der Straße und an öffentlichen Stränden. Sie sei barfuß geflohen, erzählte eine Frau. Am frühen Morgen herrschte laut Augenzeugen gespenstische Ruhe. Ein Bewohner der Hauptstadt sprach von einem „Albtraum“.

Hunderte Tote befürchtet
Örtliche Fernsehsender zeigten nächtliche Explosionen südlich von Beirut in der Nähe des internationalen Flughafens. Es waren Brände und Folgeexplosionen zu sehen. Retter suchten unterdessen weiter nach Überlebenden des massiven Luftangriffs vom Freitag, bei dem laut Libanons staatlicher Nachrichtenagentur NNA mehrere Gebäude in dem dicht besiedelten Vorort Haret Hreik zerstört wurden. Es könne Dutzende oder gar Hunderte Tote geben.

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Der Krieg im Libanon könnte zu einer weiteren Eskalation mit Beteiligung externer Mächte führen.

(Bild: AFP)

UN-Generalsekretär António Guterres

Guterres warnt vor Ausweitung des Krieges
UN-Generalsekretär António Guterres warnte eindringlich vor einer Ausweitung des Konflikts. „Der Krieg im Libanon könnte zu einer weiteren Eskalation mit Beteiligung externer Mächte führen“, sagte er bei einer UN-Sicherheitsratssitzung in New York. „Wir müssen einen regionalen Krieg um jeden Preis vermeiden.“ Seit dem Beginn der schweren israelischen Angriffe im Libanon sind nach UN-Angaben bereits Zehntausende Menschen nach Syrien geflohen. Derweil meldete Israels Armee in der Nacht weitere Luftangriffe auf „Terrorziele“ in Beirut, die zur Hisbollah gehörten“. Einzelheiten wurden in der Mitteilung nicht genannt.

Die Bewohner sind fassungslos. (Bild: APA/AFP/ANWAR AMRO)
Die Bewohner sind fassungslos.

Israels Armee hatte in der Nacht weitere Angriffe im Gebiet der libanesischen Hauptstadt bekanntgegeben. Es seien Waffenproduktionsanlagen, Gebäude, in denen moderne Waffen gelagert würden sowie Kommandozentralen der proiranischen Miliz attackiert worden, hieß es. Nach Aussagen des israelischen Armeesprechers Daniel Hagari lagerten unter zivilen Wohngebäuden unter anderem Raketen, die auch eine Bedrohung für die internationale Schifffahrt sowie strategische Einrichtungen in Israel darstellten. Die israelische Armee hatte die Bewohner der angegriffenen Gegend zuvor zur Evakuierung aufgerufen.

Die Verwüstung im Viertel Haret Hreik in den südlichen Vororten Beiruts (Bild: APA/AFP/ANWAR AMRO)
Die Verwüstung im Viertel Haret Hreik in den südlichen Vororten Beiruts
(Bild: APA/AFP/ANWAR AMRO)

Die Hisbollah wies die Darstellung der israelischen Armee zurück, Waffenlager der Miliz anzugreifen. In den angegriffenen Gebäuden befänden sich keine Waffen oder Depots.

Unterdessen griff Israels Militär nach eigenen Angaben auch im Süden des Libanons erneut Stellungen der Hisbollah-Miliz an. Nach Beschuss aus dem Libanon habe die Luftwaffe die Abschussvorrichtung bombardiert, teilte die Armee in der Nacht mit. Es seien zuvor von dort mindestens drei Geschosse auf Israel abgefeuert worden, von denen die meisten abgefangen worden seien. Zudem seien weitere Stellungen der Schiiten-Miliz im Südlibanon angegriffen worden, darunter Gebäude, in denen die Hisbollah Waffen gelagert habe.

Angriff auf Hauptquartier der Hisbollah
Der von Israel gemeldete Angriff auf das Hauptquartier der Hisbollah sei der bisher „aggressivste Schritt“ Israels der vergangenen zwei Wochen mit ausgeklügelten Geheimdienstoperationen, gezielten Tötungen und schweren Bombardierungen, schrieb das „Wall Street Journal“. Die Miliz solle gehindert werden, über die Grenze nach Israel vorzudringen. Bisher habe es sich bei den Angriffen in Beirut um „gezielte Tötungen“ von Hisbollah-Kommandeuren gehandelt, schrieb die „Times of Israel“. Die jüngsten Angriffe seien jedoch umfangreicher und zielten auf die Zerstörung der Infrastruktur sowie ranghohe Personen ab.

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