Abschied von Bühne

Endlich trocken: „Ich hab‘ genug vom Bierzelt“

Steiermark
29.09.2024 11:00

Als Cover-Sänger und Stimmen-Imitator ist Herbert Schnalzer aus Sinabelkirchen viele Jahre erfolgreich auf der Bühne gestanden. Nun nimmt er Abschied – nicht zuletzt weil er die alkoholgetränkte Stimmung auf und vor der Bühne nicht mehr aushält.

„Seit zwölf Jahren, vier Monate und 16 Tage bin ich trocken.“ Für den Musiker und Sänger Herbert Schnalzer aus Sinabelkirchen ist jeder Tag ohne Alkohol ein Sieg über sich selbst. Heute trinkt er Himbeerkracherl statt Rotwein, stilles Wasser statt Wodka. „Schon ein Mon Cherie wäre zu viel, um wieder in den besoffenen Trott zu fallen“, sagt er.

Gerade die Musikszene, in der er sich seit Jahrzehnten bewegt, ist vom Klischee befangen, eng mit übermäßigem Alkoholkonsum verbunden zu sein. „Darüber spricht man nicht, obwohl es viele betrifft. Alkohol gehört zum Geschäft. Das ist gang und gäbe“, sagt der ehemalige Sänger der Partyband Egon 7. Vor dem Auftritt schnell ein, zwei Jägermeister gegen das Lampenfieber. Auf der Bühne müssen dann „Runden“ getrunken werden, um das Publikum im Festzelt bei Laune zu halten. „Alkohol ist immer verfügbar, hilft Hemmschwellen zu überwinden. Mit Alkohol traut man sich mehr, wird lockerer und hält Druck und Publikum besser aus“, erzählt Schnalzer, der all das selbst erlebt hat.

Herbert Schnalzer in seinen wilden Jahren (Bild: Alois Absenger)
Herbert Schnalzer in seinen wilden Jahren

„Du übersiehst die Gefahr mit dem Alkohol so leicht. Je benebelter man ist, umso mehr hält man aus. Da lachst du über den Stinkefinger im Publikum. Ich habe mir Sachen erlaubt, die ich als Nüchternen niemals tun würde“, blickt der 50-Jährige zurück auf ein Jahrzehnt als Alkoholiker. „In dieser Zeit hatte ich 80 bis 100 Auftritte im Jahr. Der selbst auferlegte Druck, stets das Beste zu geben, hat mich immer mehr in die Sucht getrieben. Mein tägliches Quantum an zwei Flaschen Rotwein und einige Flaschen Bier hat mir zwar beim Spielen kein Problem gemacht, aber mein Körper stand kurz vor dem Kollaps. Ich hatte 123 Kilogramm, war aufgedunsen und ständig krank“, erzählt er.

„Habe mehrmals versucht aufzuhören“
Vieles deutete darauf hin, dass er sofort mit dem Trinken aufhören muss. „Ich habe es mehrmals versucht“, sagt er. Doch erst ein tragischer Unfall brachte das Glas zum Überlaufen. „Mit 2,2 Promille bin ich auf den Bahnschienen zu stehen gekommen. Mein Glück war, dass zu diesem Zeitpunkt die Ostbahn gesperrt war, sonst wäre es tragisch ausgegangen“.

Seit 12 Jahren ist Schnalzer trocken (Bild: Alois Absenger)
Seit 12 Jahren ist Schnalzer trocken

Ein halbes Jahr war der Musiker auf kaltem Entzug, war längere Zeit in Gesprächstherapien, um Körper und Geist trocken zu legen. „Es war eine verdammt harte Zeit, aber ich lerne nur durch Schmerzen“, gesteht sich der getrennt lebende Familienvater ein. „Ich greife nichts mehr an, weil ich mir selbst nicht vertraue.“

Schluss mit Bierzelt
Um jeglicher Versuchung zu widerstehen, verlässt der Musiker und Sänger nun die Festzeltbühnen – nach fast 30 Jahren. Der Schlussstrich wird am 5. Oktober mit dem Konzert „50 Shades of Voices“ im forumKloster Gleisdorf gesetzt.

Und was kommt danach? „Ich mache weiterhin meine Podcasts, bin Verleger, neuerdings auch Stadionsprecher. Ich singe bei Trauungen und spiele die eine oder andere Hochzeit, weil hier das Klientel cooler und vor allem nüchterner ist.“

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