Maria Lazars 2022 in ihrem Nachlass entdeckte dystopische Komödie „Die Hölle auf Erden“ erfährt am Samstag in den Kammerspielen unter der Regie von Anna Marboe ihre Uraufführung.
Die aus Wien vertriebene, aus einer assimilierten jüdischen Familie stammende Schriftstellerin Maria Lazar (1895-1948) wird im Gegensatz zu vielen in der Nazizeit boykottierten Schriftstellerinnen – wie Mela Hartwig, Anna Gmeyner oder Else Feldmann – erst seit wenigen Jahren wiederentdeckt. Die Vielschreiberin Lazar arbeitete ab den frühen 1920er-Jahren am Tag als Journalistin und Übersetzerin für renommierte Wiener Blätter und Schweizer Zeitungen.
Nachts schrieb sie Romane – auch deshalb, da sie das gemeinsame Kind aus der Ehe mit dem Journalisten Friedrich Strindberg zu ernähren hatte.
Auf der Welt droht ein totaler Krieg alles zu vernichten. Nur ein guter Gott kann helfen, die Katastrophe abzuwenden. Gott ist aber längst in Pension und hat sich aus seinen Geschäften zurückgezogen.
Redakteur Hubert Berger über den Inhalt
Flucht nach Dänemark
Im zunehmend faschistisch ausgerichteten Österreich sah die glühende Sozialdemokratin für sich keine Zukunft mehr. Darum trat sie im Juni 1933 gemeinsam mit Bertolt Brecht und Helene Weigel die Flucht nach Dänemark an und lebte dort mit dem Dramatiker und der Freundin aus Kindheitstagen.
1939 flüchtet sie nach Schweden und schied 1948 nach einer langwierigen, unheilbaren Krankheit freiwillig aus dem Leben.
Die Komödie steht den beißend komischen Dystopien Jura Soyfers oder Friedrich Dürrenmatts in nichts nach.
Redakteur Hubert Berger über das Stück
Maria Lazars beißende, dystopische Komödie
Landestheater-Intendantin Irene Girkinger stellt, wie berichtet, in der Spielzeit 2024/25 den inhaltlichen Fokus weiter hin zu „Gegenwartsthemen“ und „Zeitgenössischem“. Zeitgenössisch ist das Stück „Die Hölle auf Erden“, das heute, am Samstag, dem 28. September, unter Regie von Anna Marboe in den Kammerspielen uraufgeführt wird.
Schon in ihrem Roman „Die Eingeborenen von Maria Blut“, den sie 1935 im dänischen Exil unter dem Pseudonym Esther Grenen verfasste, zeigt sich Lazars Talent als radikale politische Satirikerin. Die Komödie „Die Hölle auf Erden“ steht den beißend komischen Dystopien Jura Soyfers oder Friedrich Dürrenmatts in nichts nach.
Krieg droht alles zu vernichten
Der Nachlass Maria Lazars, darunter auch mehrere Theaterstücke, befand sich bis zum November 2022 im Haus von Lazars Enkelin in Nottingham und kam Ende 2022 auf Vermittlung von Verleger Albert C. Eibl als Schenkung an die Österreichische Exilbibliothek. Die Rechte am Nachlass werden vom Wiener Verlag „Das vergessene Buch“ verwaltet.
Kurz noch zum Inhalt der Komödie „Die Hölle auf Erden“: Auf der Welt droht ein totaler Krieg alles zu vernichten. Nur ein guter Gott kann helfen, die Katastrophe abzuwenden. Gott ist aber längst in Pension und hat sich aus seinen Geschäften zurückgezogen. Missmutig schickt er Petrus, seinen engsten Vertreter, mit zwei Engeln nach Genf. Sollen die drei doch versuchen, Verantwortung zu übernehmen? Wer am Ende aber für Frieden sorgt, das wird hier noch nicht verraten ...
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