Wüstes Buhgeschrei

Staatsoper: Skandal um Verdis „Don Carlo“!

Kritik
28.09.2024 13:27

Skandal um Giuseppe Verdis „Don Carlo“ an der Wiener Staatsoper: Jubel für Maestro Philippe Jordan, der russische Regisseur Kirill Serebrennikov dankte lachend für wüstes Buhgeschrei und Protestrufe! Fazit: eine tiefgekühlte Inszenierung.

(Bild: kmm)

„So ein Schmarrn!“, „Für den Sch. . .dreck bezahlt man!“ Schon in der Pause der „Don Carlo“-Premiere der Wiener Staatsoper ließen manche Publikumskommentare an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig. Während der Aufführung störten öfter Zwischenrufe und Gebuhe. Einmal so laut, dass Dirigent Philippe Jordan ein weißes Taschentuch als Friedensfahne schwenkte. Zum wütenden Buhgeschrei am Schluss verbeugten sich Serebrennikov und sein Team amüsiert.

(Bild: Frol Podlesnyi)
(Bild: c_Frol Podlesnyi)
(Bild: _c_Wiener Staatsoper_Sofia Vargaiová)
(Bild: c_Frol Podlesnyi)
Joshua Guerrero als Don Carlo (Bild: c_Wiener Staatsoper_Sofia Vargaiová)
Joshua Guerrero als Don Carlo

Verdis „Don Carlo“ erzählt von ungestillten Leidenschaften, selbstzerstörerischen Träumen, von Intrigen und Kampf um Macht und Freiheit. Doch in dieser eiskalten Inszenierung gefrieren die Emotionen: Serebrennikov übersiedelt Spaniens Königshof Philipps II. in ein Institut für Kostümkunde, die Hauptfiguren der Oper werden durch lebende Kleiderpuppen verdoppelt. An ihnen demonstriert er parallel zur Geschichte Carlos die Rituale des Anziehens und wie man in diesen – fantastisch gearbeiteten, in Videos auch in den Details bestaunbaren – Wunderwerken der Mode jegliche (Bewegungs-)Freiheit verliert. Was an Herzmanovsky-Orlandos Stück „Exzellenzen Ausstopfen – ein Unfug“ erinnert. 

Asmik Grigorian  (Bild: Wiener Staatsoper_Michael Pöhn)
Asmik Grigorian 

Ein Endspiel in kalten Betonräumen, ohne jede Atmosphäre, ein Verwelken der Figuren, deren Handeln auf die „Vanità“-Arie Elisabettas von der „Nichtigkeit des Irdischen“ zustrebt. Musikalisch retten Philippe Jordan und das ausgezeichnete Staatsopernorchester die Aufführung aus ihrer Fadesse: Vor allem mit der hervorragenden, ungemein profilierten Asmik Grigorian (Elisabetta) und der kämpferisch leidenschaftlichen Eve-Maud Hubeaux (Eboli). Bei der Herrenriege denkt man wehmütig an den Glanz früherer Stimmen. So bei Roberto Tagliavini (Philipp II.) und beim eher unprofilierten Joshua Guerrero (Carlo). Étienne Dupuis ist ein verlässlicher Rodrigo. Hervorragend der Staatsopernchor.

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