Die Stimmung bei der ÖVP ist trotz der hohen Verluste nicht schlecht, sogar positiv. Das Minus war erwartet worden. Enttäuschung gibt es über den zweien Platz, im Endspurt hat sich die Volkspartei Hoffnungen auf den Sieg gemacht. „Wir stehen da, mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagte Generalsekretär Christian Stocker: „Jetzt feiern wir trotzdem.“
Das tat man dann auch ausgiebig. Es floss viel Bier und Wein, es gab reichlich zu essen. Parteichef und Kanzler Karl Nehammer war bei einem ersten, kurzen Auftritt sogar zum Scherzen aufgelegt: „Du musst das Taferl anders halten“, korrigierte er einen Anhänger im Festzelt, der das „Danke“-Schild verkehrt hielt.
„Keiner muss sich Vorwürfe machen, wir haben uns zurückgekämpft.“ Es werde zu analysieren sein, „warum mehr Menschen zu den Radikalisierten laufen als zu uns, der Kraft der Mitte. Wir müssen die Menschen wieder mehr überzeugen“, so Nehammer.
ÖVP hat die meisten Optionen
Unter den Funktionären, Abgeordneten und Regierungsmitgliedern, die alle zahlreich bei der Party vor der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse erschienen waren, war die Stimmung durchwachsen. Die ÖVP hat zwar den ersten Platz verloren, aber trotzdem die meisten Optionen. „Ich habe vor der Wahl gesagt: Wenn wir Erster werden, sind wir Kanzler und wenn wir zweiter werden, sind wir auch Kanzler“, so ein Partygast.
Dass die FPÖ besser abgeschnitten hat als die letzten Umfragen vorausgesagt haben, führt man in der ÖVP darauf zurück, dass die Freiheitlichen offenbar Nicht-Wähler mobilisiert haben. Vielleicht habe auch das von der Meinungsforschung in den letzten zwei Wochen vor der Wahl ausgerufene Kopf-an-Kopf-Rennen für die Blauen mobilisiert, meint ein Abgeordneter.
„Dafür, dass wir fünf Jahre lang zerschossen wurden, ist es nicht schlecht“
Für die türkise Partei hat die ÖVP jedenfalls gut mobilisieren können, es war viel los. Die Gäste unterhielten sich angeregt und analysierten eifrig die Lage. „Es wird spannend“, meint ein junger Mann. „Man muss es realistisch sehen. Dafür, dass wir fünf Jahre lang zerschossen wurden, ist das Ergebnis nicht schlecht“, so ein anderer Funktionär. Einigkeit herrscht darüber, dass Bundespräsident Alexander van der Bellen, FPÖ-Chef Herbert Kickl den Regierungsbildungsauftrag geben muss. „Es wird ihm nichts anderes übrig bleiben“, heißt es einhellig.
Die ÖVP war fast mit versammelter Regierungsmannschaft vor Ort, neben Abgeordneten und Funktionären schauten auch viele Parteigranden vorbei: der frühere Landeshauptmann Erwin Pröll, Ex-Vizekanzler Josef Pröll, Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter.
Nehammer rief seine Parteifreunde auf, Erfolge anzuerkennen. Jetzt gelte es, die Menschen noch mehr von sich zu überzeugen. Bei der Wahlparty stellte man sich geeint hinter den Bundesparteichef. Es gab viel Applaus für Nehammer.
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