Partys, Trauerfeiern

Tirols Parteien: Unbändiger Jubel bis Totenstille

Die „Tiroler Krone“ klapperte die Partys der Parteien ab. Ausgelassen gefeiert – samt „Herbert“-Sprechchören – hat im „Heiligen Land“ nur die FPÖ.

Ein Lokal mit einem großen, verglasten Saal hat sich die FPÖ in Innsbruck ausgesucht. Ein geschickter Schachzug, denn so drangen die Jubelschreie der Abgeordneten nach außen. Mit stolzer Brust feierten die Freiheitlichen ihren Erfolg, sie brüllen sich vor Euphorie regelrecht die Seele aus dem Leib. „Wir sind die klaren Sieger – dank unserem Spitzenkandidaten Herbert Kickl“, strahlte Landesparteichef Markus Abwerzger.

Unbändige Freude bei den FPÖ-Funktionären.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Minutenlange „Herbert“-Sprechchöre der Funktionäre folgten. „Bei diesem Ergebnis haben sie nun ein echtes Problem. Denn uns auszugrenzen, funktioniert nicht mehr. Ich bin im Fall der erste, der dagegen protestiert“, verdeutlicht er, „und im Tiroler Landhaus schwitzt einer heute ganz besonders: LH Anton Mattle. Unser Mister ,Minus-55-Prozent wird nicht mehr lange Landeshauptmann bleiben.“

FP-Landesparteichef Markus Abwerzger und Spitzenkan- didat Peter Wurm (re.) marschierten beim Song „The Final Countdown“ von der Band Europe in den gläsernen Saal.

(Bild: Johanna Birbaumer)

Der Tiroler Spitzenkandidat Peter Wurm spricht von einem „Arbeitssieg“ und mahnt davor, „übermütig“ zu werden. „Doch jetzt wird zuerst einmal ordentlich gefeiert“, schreit er und verkündet zugleich, „dass es heute Freigetränke gibt“.

Totenstille herrschte bei der Volkspartei: Landes-GF Florian Klotz, Tomac, Thaler und Hechenberger (v. links) grübelten.

(Bild: Birbaumer Christof)

Totenstille bei der ÖVP
Ein komplett gegenteiliges Bild zeigt sich bei der ÖVP. Es herrscht Totenstille, kein Mucks ist zu hören – außer als bei der ersten Hochrechnung das blaue Ergebnis verkündet wird, entkommt einer Frau ein gequältes Stöhnen. Es ändert sich auch später nichts an der verzwickten Lage. Barbara Thaler, Präsidentin der WK Tirol, und Josef Hechenberger, Präsident der LK Tirol, unterhalten sich heimlich, still und leise. LH-Stv. Josef Geisler grübelt ebenfalls und Landespolizeidirektor Helmut Tomac nimmt beinahe demonstrativ einen Schluck von seinem Aperol Spritz.

Enttäuschung bei der SPÖ: Spitzenkandi- tatin Yildirim (Mi.), Pawlata und Zumtobel.

(Bild: Birbaumer Christof)

Verhaltene Stimmung bei SPÖ
Verhalten ist die Stimmung auch bei der SPÖ. Auffallend: Parteichef und LH-Stv. Georg Dornauer ist nicht anwesend, er kommt auch nicht später, er kommt überhaupt nicht – denn er ist in Wien. Die Stellung halten etwa Spitzenkandidatin Selma Yildirim, LA Eva Pawlata – es wirkt, als habe sie ihr Lächeln anbringen müssen – und LA Rene Zumtobel. „Bundesweit sind wir bitter enttäuscht, das Ergebnis macht mich nachdenklich. Wir werden im Bundesparteivorstand darüber beraten, wie es nun weitergeht. Tirolweit bin ich zufrieden. Wichtig ist: Wir haben unser Wahlziel, das zweite Mandat zurückzuholen, erreicht“, bilanziert Yildirim.

Die grüne Spitzenkandidatin Neßler mit LA Mair (Mi.) und Innsbrucks Vize-BM Willi.

(Bild: Birbaumer Christof)

Grüne: „Ob die Wahlparty heute gut wird, ist unsicher“
Das eine oder andere gequälte Lächeln gibt es auch bei den Grünen. Spitzenkandidatin Barbara Neßler sagt: „Ein gutes Wahlergebnis würde uns trösten, aber das haben wir derzeit nicht im Angebot.“ LA Gebi Mair versucht es mit Galgenhumor: „Die Party wird vielleicht lange gehen, aber ob sie gut wird, ist unsicher.“

Freudig reagierten die Neos. Bei ihrer Wahlparty waren etwa Laura Flür (2. v. re.) und LA Birgit Obermüller (Mi.) dabei.

(Bild: Birbaumer Christof)

Bei Neos bessere Stimmung
Deutlich besser ist die Stimmung bei den Neos. Hier freut man sich „über jedes Prozent“. Einer ist auch aber hier abwesend: Spitzenkandidat Dominik Oberhofer, der wegen einer Lungenentzündung außer Gefecht ist, im Bett liegt.

Die Stellung hält mitunter Laura Flür, Platz zwei auf der Landesliste: „Wir sind mit dem Tiroler Ergebnis sehr zufrieden. Derzeit liegen wir klar vor den Grünen. Unser Ziel war es, eine starke Tiroler Stimme nach Wien zu senden – das haben wir mit Dominik Oberhofer erreicht.“