Nach der Wahl ist vor der Wahl, sagt der Volksmund. Dennoch erwarten sich die Wähler nun erst einmal eines von den Parteien: Dass diese so rasch wie möglich ihre Arbeit aufnehmen – das geht auch aus einer „Krone“-Umfrage in allen vier Landesvierteln in Niederösterreich hervor. Direkt nach einer Wahl und somit noch vor allfälligen Koalitionsverhandlungen ist aber erst einmal die Zeit der Reaktionen.
Während der Bundeskanzler in seinem ersten Statement das Ergebnis der ÖVP nun einmal hinterfragen will und zugleich Regierungsbereitschaft signalisiert, dauerte es in Niederösterreich etwas, bis die Reaktionen aus den jeweiligen Parteizentralen in St. Pölten hinausdrangen. Das lag vor allem an dem knappen Rennen um Platz eins im weiten Land. Nicht einmal ein Prozent lag bei der ersten Hochrechnung kurz vor 18 Uhr zwischen Volkspartei und Freiheitlichen. Und zwar zu Gunsten der Blauen wohlgemerkt.
„Wahlkampf war sehr fordend“
Als Erstes trauen sich die Grünen aus der Deckung. „Es war eine schwierige Zeit, der Wahlkampf war sehr fordernd“, erzählt die Spitzenkandidatin Elisabeth Götze der „Krone“. Ob die Flut das eigene Kernthema Klima noch einmal befeuert hat? – „Da war die Briefwahl schon gelaufen“, so Götze, die durch die Katastrophe eher einen Bonus für die reagierende ÖVP sieht. „Wir haben uns zuletzt eher auf Sozialpolitik konzentriert, das ist das Thema der Zukunft und soll es auch bleiben“, meint die Grüne, die auch in ihrem Heimatort Eichgraben ein Minus von sieben Prozent hinnehmen musste. Aber, so Götze: „Wichtig ist, dass es keine Mehrheit für einen Volkskanzler Kickl gibt.“
Neos sehen sich als Wahlgewinner
Neos-Sprecherin Indra Collini meldete sich ebenfalls erst vor den Kameras des ORF Niederösterreich zu Wort: Trotz besserer Umfragewerte überwiege bei ihr die Freude. „Wir zählen heute zu den Wachstumsgewinnern“, rechnet Collini vor, dass heuer 16.000 Wählerstimmen mehr für die Neos aus Niederösterreich gekommen sind, als noch vor fünf Jahren.
Kickl holt +8,8%, Heimvorteil für Babler
Apropos Herbert Kickl: Der FPÖ-Obmann wohnt in Purkersdorf, holte dort mit +8,8% deutlich kleinere Zuwächse als im Bund. Daheim zulegen konnte auch der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, ebenfalls rund 8 Prozent. Das hauchdünne Plus für seine Partei hob auch der SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwander hervor. Angesprochen auf das historisch schlechteste Ergebnis seiner Partei bei einer Nationalratswahl spricht er aber von einer „schallenden Ohrfeige“ für die aus dem Amt scheidende Regierung. Eine Obmanndebatte will der rote Parteimanager nicht führen: „Inhalte müssen diskutiert werden, nicht Personen.“ Für Zwander sei klar, dass die SPÖ eine Koalition anstreben soll: „Man soll regieren, wenn man es kann.“
Mit „breiter Brust“ stellte sich Udo Landbauer den Journalistenfragen. „Aber auch mit Dankbarkeit und Demut“, wie der Freiheitliche betonte. Niederösterreich liege beim Ergebnis im Bundestrend, was auch die Arbeit seiner Partei im Land bestätige. Hier fühle er sich auch wohl, wich er Fragen, ob er für ein Ministeramt zur Verfügung stehe, erneut aus. Auch zu möglichen Koalitionen nahm Landbauer nicht Stellung.
Mikl-Leitner: „Keine Koalition mit Kickl“
Deutlicher wurde Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „Keine Zusammenarbeit mit Herbert Kickl!“ Dass Karl Nehammer nun für die ÖVP die Verhandlungen führt, stehe für sie fest: „Er sitzt fest im Sattel.“ In den vergangenen Wochen sei es gelungen, die eigenen Wähler zu mobilisieren. „Dieses Ergebnis hat uns vor Monaten noch keiner zugetraut“, so die ÖVP-Obfrau am Sonntagabend. Zu diesem Zeitpunkt war das Kopf-an-Kopf-Rennen in Niederösterreich noch gar nicht entschieden. Aber Mikl-Leitner hielt dennoch fest: „Wir haben unser Ziel nicht erreicht, so deutlich muss man sein“
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