Pulverfass Nahost

Hamas-Anführer im Libanon bei Angriff getötet

Ausland
30.09.2024 08:38

Die palästinensische Terrororganisation Hamas meldete am Sonntag den Tod ihres Befehlshabers im Libanon. Fateh Sherif Abu el-Amin sei bei einem israelischen Angriff im Süden des Landes zusammen mit einigen seiner Familienangehörigen getötet worden. Die Hamas ist mit der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon verbündet.

Israel erhöhte den Druck auf die Hisbollah, damit diese mit ihren Angriffen aufhört und sich aus dem Grenzgebiet zurückzieht. Die israelische Armee meldete am Montag den Angriff dutzender Hisbollah-Ziele in der libanesischen Bekaa-Region. Es seien „Dutzende von Abschussrampen und Gebäuden“ ins Visier genommen worden, „in denen Waffen in der Bekaa-Region im Libanon gelagert wurden“, erklärte die Armee. Die Schiitenmiliz gab ihrerseits am Montag den Tod ihres Kommandanten Nabil Kaouk bekannt.

Ziele im Jemen von Israel bombardiert
Außerdem bombardierten nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Kampfflugzeuge auch im rund 1800 Kilometer entfernten Jemen Ziele, unter anderem Kraftwerke und einen Hafen, über den die Houthi-Miliz iranische Waffen und militärische Vorräte transportiert haben soll. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Die Hafenstadt Hudaida wurde laut Augenzeugen von Explosionen erschüttert. Der Houthi-nahe TV-Sender Al-Masirah meldete vier Tote. Wie die Hisbollah greift auch die Houthi-Miliz Israel immer wieder an - nach eigenen Angaben aus Solidarität mit der Hamas, gegen die Israel seit fast einem Jahr Krieg führt.

Unterdessen beginnen im Libanon am Montag dreitägige Trauerfeiern für den am Freitag durch einen gezielten israelischen Luftschlag in einem Vorort Beiruts getöteten Hisbollah-Chef. Die Schiiten-Miliz hat allerdings bisher keine Informationen über seine Beisetzung bekanntgegeben. Auch gibt es scheinbar noch keinen Nachfolger für Nasrallah.

Sorge vor einer Bodenoffensive wächst
Es wächst die Sorge, dass Israels Armee zu einer Bodenoffensive im Süden des Nachbarlandes übergehen könnte. Nach der Tötung Nasrallahs hatte Israels Armeechef Herzi Halevi am Samstag diese Möglichkeit angedeutet. Er habe Pläne für das Nordkommando der Streitkräfte gebilligt. „Herausfordernde Tage liegen vor uns“, sagte er. Die israelische Armee sei „in höchster Alarmbereitschaft, sowohl in defensiver als auch offensiver Hinsicht, an allen Fronten“. Sie sei gerüstet für das, was als Nächstes komme.

Experten sprechen von einer möglichen „Falle“, in die Israel geraten könnte. Trotz des Todes von Nasrallah und fast der gesamten oberen Führungsebene verfüge die Hisbollah immer noch über Tausende von erfahrenen Kämpfern und ein umfangreiches Waffenarsenal, mit dem sie in ihren südlibanesischen Hochburgen auf vorbereitetem Terrain Israels Truppen erhebliche Verluste zufügen könnte, schrieb das „Wall Street Journal“.

Wartet Hisbollah nur auf Einmarsch Israels?
Die Hisbollah könne es gar nicht abwarten, dass Israel im Südlibanon einmarschiert, zitierte die Zeitung eine frühere israelische Abgeordnete und heutige Mitarbeiterin der Denkfabrik Atlantic Council. Eine israelische Bodenoffensive könne der Hisbollah helfen, sich wieder „aus der Asche“ zu erheben und die Unterstützung der breiten libanesischen Gesellschaft wiederzugewinnen, hieß es.

Israels Befehlshaber seien sich zwar der Gefahr von Bodenkämpfen bewusst, schrieb die Zeitung. Das politische Problem bestehe jedoch darin, dass Israels erklärtes Kriegsziel – die Rückkehr von 60.000 Israelis, die durch die Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden – mit Luftschlägen allein kaum zu erreichen sei.

Mehr als 210.000 vertriebene Menschen
Seit Beginn der neuen Konfrontationen wurden im Libanon nach UN-Angaben mehr als 210.000 Menschen vertrieben, unter ihnen etwa 120.000 Menschen allein im Verlauf der vergangenen Woche. Die Zahl könnte, auch gemessen an Erfahrungen des vergangenen Kriegs mit Israel im Jahr 2006, den Vereinten Nationen zufolge aber noch deutlich höher liegen.

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