Am Montag ist am Wiener Landesgericht der Prozess gegen einen rücksichtslosen Autoraser fortgesetzt worden. Dieser hatte sich in der Nacht auf den 9. Dezember 2023 einer Polizeikontrolle entzogen und der Exekutive eine kilometerlange Verfolgungsjagd quer durch die Stadt geliefert hatte. Dabei baute der 35-Jährige mehrere Unfälle, Personen wurden schwer verletzt.
Der Angeklagte hatte beim Prozessauftakt Mitte Juli den Tötungsvorsatz bestritten. Ein Polizist, der sich gemeinsam mit einem Kollegen dem Raser in den Weg gestellt hatte, schilderte nun den Geschworenen, wie man vergeblich versucht hatte, den Mann zum Stoppen zu bringen. Im Bereich Gaudenzdorfer Gürtel – Eichenstraße wurde eine Straßensperre errichtet, doch der Raser fand eine Lücke und raste über eine Verkehrsinsel auf die Polizisten zu.
Er ist mit voller Geschwindigkeit über die Verkehrsinsel drübergezogen. Ohne Rücksicht auf mich. Es war ihm einfach wurscht. Er hätte mich zu hundert Prozent komplett niedergestreut.
schildert ein Polizist
Polizist konnte sich mit Sprung retten
„Ich bin vor ihm gestanden, mit gezogener Schusswaffe und habe ‘Stop! Polizei! Halten!‘ gerufen,“ gab der 40-jährige Beamte zu Protokoll. Der Angeklagte habe keine Anstalten gemacht, dem Befehl nachzukommen: „Er ist mit voller Geschwindigkeit über die Verkehrsinsel drübergezogen. Ohne Rücksicht auf mich. Es war ihm einfach wurscht. Er hätte mich zu hundert Prozent komplett niedergestreut.“ Er habe sich im letzten Moment mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können.
Der Angeklagte hatte sich am 8. Dezember von seinem Cousin einen über 20 Jahre alten, nicht mehr für den Verkehr zugelassenen Jaguar gekauft. Bei der allerersten Ausfahrt erregte er gleich die Aufmerksamkeit einer Zivilstreife. An einer Kreuzung am Mariahilfer Gürtel wollten die Polizisten ihn anhalten, doch der Angeklagt stieg aufs Gas. Es war der Beginn einer wilden Verfolgungsjagd ...
Familie bei Flucht vor Polizei verletzt
Trotz Rotlichts übersetzte der 35-Jährige mehrere Kreuzungen mit weit überhöhter Geschwindigkeit und brachte andere Verkehrsteilnehmer und Fußgänger in Gefahr. Am Matzleinsdorfer Platz erfasste er einen Radfahrer, der infolge ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Am Landstraßer Gürtel geriet der Raser auf die Gegenfahrbahn und setzte seine Fahrt als Geisterfahrer fort. Er krachte schließlich in einen ihm entgegenkommenden Pkw, in dem sich eine vierköpfige Familie befand. Die Mutter, die am Beifahrersitz saß, wurde schwer, ihre Tochter leicht verletzt. Der Vater, der am Steuer saß, und der Sohn blieben unverletzt.
„Ich hab nur die Lichter gesehen“, erinnerte sich die 52-jährige Frau als Zeugin. Dann habe es schon gekracht. Sie erlitt Brüche mehrerer Brustwirbel und eines Halswirbels sowie einen Kreuzbandriss und Außenmeniskusriss am rechten Knie. Auch ihren Beruf kann sie vorerst nicht mehr ausüben.
Lenker nicht das erste Mal vor Gericht
Der Mann wurde am 12. Januar 2023 nach einer Haftstrafe in Tschechien entlassen. 2019 war er in Brno ohne Führerschein, mit einer großen Menge Cannabis, mehreren Pistolen und einer Kalaschnikow im Auto erwischt worden. Er lieferte sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei und wurde wegen Gemeingefährdung, Drogen- und Waffenbesitzes sowie weiterer Vergehen verurteilt. Aufgrund guter Führung wurde er nach der Hälfte der Strafe entlassen.
Prozessfortsetzung im Oktober
Die nunmehrige Verhandlung, in der ihm neben versuchtem Mord mehrere Körperverletzungen, vorsätzliche Gemeingefährdung und Gefährdung der körperlichen Sicherheit vorgeworfen werden, wird am 29. Oktober fortgesetzt. Im Fall einer Verurteilung drohen ihm zehn bis 20 Jahre oder lebenslange Haft.
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