Eine 21-jährige Steirerin hat in Liezen zweimal dieselbe Tankstelle überfallen. Beim zweiten Mal hat sie mit einem Messer auf eine Angestellte eingestochen. Am Montag wurde die psychisch kranke Frau wegen schweren Raubes und Mordversuchs zu 14 Jahren Haft verurteilt und in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen.
„Gib mir das ganze Geld, sonst stech ich dich ab!“ Mit diesen Worten und bewaffnet mit einem Küchenmesser soll eine 21-jährige Frau eine Tankstelle im obersteirischen Liezen überfallen haben. Einmal im September letzten Jahres, und noch einmal heuer im März. Insgesamt erbeutete sie dabei rund 6600 Euro.
Beim zweiten Mal stach sie mit dem Messer siebenmal auf eine Tankstellen-Angestellte ein, obwohl ihr diese bereits das ganze Geld gegeben hatte. Es handelte sich dabei um eine ehemalige Arbeitskollegin – die Angeklagte hat einige Zeit vor den Überfällen selbst für etwa eineinhalb Monate in der Tankstelle gearbeitet. Die attackierte Frau kam mit viel Glück mit leichten Verletzungen davon.
Empathieloser Eindruck
Wegen schweren Raubs und versuchten Mordes musste sich die 21-Jährige am Montag am Landesgericht Leoben vor einem Geschworenensenat verantworten. Die zierliche und unscheinbare junge Frau spricht so leise und zaghaft, dass die vorsitzende Richterin sie bittet, mit ihrem Stuhl so weit wie möglich nach vorne zu rücken. „Sie wird einen sehr empathielosen Eindruck machen, das ist aber ihrer psychischen Erkrankung geschuldet“, hatte die Verteidigerin in Richtung der Geschworenen schon vorweggeschickt.
Damit sollte sie recht behalten. Zwar zeigte sich die junge Frau in der Verhandlung erstmals geständig, von Reue oder Einsicht aber keine Spur. Dafür erzählte sie erstmals seit ihrer Festnahme von einer Stimme, die sie kontrolliere und ihr auch gesagt habe, sie solle die Tankstelle überfallen. „Vor etwa vier Jahren hat in meinem Kopf etwas geknackt, seither höre ich diese Stimme“, schilderte die 21-Jährige.
Seit Jahren psychische Probleme
An dieser neuen Version mit der Stimme hegt Gerichtspsychiater Peter Hofmann seine Zweifel. Fest steht aber, dass die 21-Jährige seit Längerem gravierende psychische Probleme hat. Hofmann diagnostizierte unter anderem eine schizotype Störung, also keine ausgeprägte Schizophrenie, aber Symptome dieser Erkrankung. Die Angeklagte war schon mit 14 Jahren zum ersten Mal in Behandlung, weil sie sich daheim aggressiv verhalten und selbst verletzt hat. Die Hauptschule hat sie nach fünf Jahren ohne Abschluss verlassen, keinen Beruf erlernt und nur sporadisch gearbeitet.
Trotz allem sei sie bei der Tat zurechnungsfähig gewesen, befindet der Sachverständige. Sie habe die Überfälle sorgfältig geplant, was etwa gegen einen psychotischen Ausbruch spreche.
Geld für Zigaretten
Das Motiv – wenn auch unter Einfluss ihrer psychischen Erkrankung – verortet der Staatsanwalt in Geldnot. „Sie hatte schon länger keine Arbeit und hat große Mengen an Zigaretten konsumiert.“ Rätselhaft bleibt, warum sie beim zweiten Überfall auf eine Angestellte eingestochen hat, obwohl ihr diese widerstandslos das ganze Geld gegeben hat. „Ich verstehe nicht, warum. Wäre es blöd gelaufen, hätte sie einem fünfjährigen Kind die Mama genommen“, schildert das sichtlich gezeichnete Opfer, das heute nicht mehr an der Tankstelle arbeitet und in psychiatrischer Behandlung ist. Sie habe „den Drang gehabt, jemanden zu erstechen“, sagte die Angeklagte eher beiläufig.
Während der emotionalen Schilderungen der Zeugen sitzt sie mit einem Grinsen im Gesicht da. Von der Richterin gefragt, warum sie die ganze Zeit lache, antwortete die 21-Jährige: „Mir ist kalt.“ Lachen in völlig unangemessenen Situationen sei Teil ihres Krankheitsbildes, warf der Sachverständige ein.
Die Geschworenen befanden die Angeklagte in allen Punkten einstimmig für schuldig. Die 21-Jährige wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt und wird in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen – Urteil nicht rechtskräftig.
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