Klassische Moderne verbunden mit Wiener Klassik – so begrüßte das Symphonieorchester Vorarlberg (SOV) sein Abopublikum für die neue Saison. Der Auftakt war überzeugend!
Oberflächlich gesehen mag das Programm des ersten Abokonzertes des SOV, das am Samstag in Feldkirch und am Sonntag in Bregenz stattfand, spröde oder gar zusammenhanglos gewirkt haben. Doch dem war nicht so. Das erlebte man im Hören dieser erstaunlichen Werke, und das brachte der sympathische Dirigent des Abends, Roland Kluttig, in einer kurzen Ansprache zum Ausdruck, mit der er den Umbau zwischen den beiden ersten Stücken des Programms füllte. Denn die Aufstellung des Orchesters für das erste Werk, Béla Bartóks „Musik für Saiteninstrumente; Schlagzeug und Celesta“, war unüblich: Zwei gleiche Gruppen von Streichern saßen einander gegenüber. Hinten mittig gab es die anderen im Titel genannten Instrumente.
Bedeutendste Komposition der Moderne
Diese „Musik“, 1937 als Auftrag des legendären Basler Kammerorchesters unter Paul Sacher uraufgeführt, gilt als eine der bedeutendsten Kompositionen der Moderne überhaupt. Formal geradezu minutiös gearbeitet, beglückt es beim unmittelbaren Hören mit Schönheit. Sei es der behutsame Beginn der Bratschen, der sich in einer „Fächerfuge“ nach und nach mächtig aufbaut. Oder seien es die aparten Instrumentierungen, wenn das Xylophon den dritten Satz beginnt oder die Streicher mit harten, schlagwerkgestützen Pizzikati überraschen. Hervorragend wiedergegeben durch die Musiker des SOV und sorgsam dirigiert von Roland Kluttig, vermochte diese ungewöhnliche Musik das Abopublikum zu überzeugen.
Vergleichsweise angepasst zeigt sich das zweite Werk des Abends, das Violinkonzert des zu seiner Zeit sehr renommierten Komponisten Boris Blacher, das bei seinem Erscheinen 1948 den Menschen nach dem Krieg Leichtigkeit und Frohsinn vermitteln wollte. Der Sohn des Komponisten, Kolja Blacher, der schon einmal beim SOV zu Gast war, spielte mit Hingabe das Werk seines Vaters. Er erfreute mit seinem eleganten Ton beim sehr schönen Mittelsatz und schuf einen energetischen Übergang ins schwungvolle Finale.
Großartiges Konzert
Mit einer Partita von Johann Sebastian Bach, wohlphrasiert dargeboten, ließ Kolja Blacher die geheime Klammer des Programmes aufleuchten: Bach als Vorbild für bestens gearbeitete Partituren bei maximaler Klangschönheit. Auch Mozarts letzte Symphonie, drei Jahre vor seinem frühen Tod entstanden, die sogenannte „Jupitersymphonie“, ist von Bach beeinflusst. Auch sie wurde vom Symphonieorchester Vorarlberg unter ihrem Gastdirigenten Roland Kluttig sorgsam dargeboten. Die eher bedächtigen Tempi boten genug Zeit, die rhetorischen Floskeln ihrer wunderbaren Melodik auszuformulieren und das strahlende Finale als Höhepunkt aufzubauen. Ein großartiges Konzert und eine herausragende Leistung unseres SOV!
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