Salzburger Problembad

Endlich wieder offen: Schüler finden’s „cool“

Salzburg
01.10.2024 08:00

Seit Montag ist das Paracelsusbad in Salzburg mit Netz wieder in Betrieb. Schüler sind begeistert. Mancher Lehrer hat schon gar nicht mehr an eine Wiedereröffnung geglaubt.

Das lange Warten hat fürs Erste ein Ende. „Springen wir heute?“, fragten dutzende Schüler ihre Lehrer am Weg von ihrer Schule bis ins Salzburger Paracelsusbad. Klassen vom Doppler-Gymnasium und dem Gymnasium Zaunergasse nahmen ab 8 Uhr begeistert das Sportbecken in Anspruch. Und endlich hörten sie einen Lehrer rufen: „Jetzt geht’s auf den Turm!“.

Schulschwimmen wurde zurückgeworfen
Statt wie angekündigt im Juli, öffnete die Stadt Salzburg erst gestern ihren pannengeplagten Schwimmtempel wieder. Viele Kinder und Jugendliche kamen während der 14-monatigen Sperre und davor während Corona kaum zum Schwimmen. „Es gibt Klassen bei uns, da können 11 von 27 Schülern nicht schwimmen“, sagt eine Lehrerin nachdenklich.

Der erste reguläre Badegast war Julian Kessler. (Bild: Tschepp Markus)
Der erste reguläre Badegast war Julian Kessler.

Umso größer war am Montag die Freude der Schüler. Auf vier Bahnen konnten sie schwimmen und vor allem von den Sprungbrettern ins kühle Nass springen. „Cool!“, schallte da immer wieder durch die große Halle. Die ist jetzt unterhalb der lamellengeschmückten Decke mit einem Schutznetz versehen, damit nichts herunterfällt. „Wir haben schon fast nicht mehr an die Eröffnung geglaubt“, zeigte sich Sportlehrer Andreas Sandmayr erleichtert.

20 Schulen haben fürs laufende Schuljahr wöchentliche Termine gebucht. Jede Woche können jetzt auch Stammgäste wie Julian Kessler wieder ihre Bahnen ziehen. Er war ein paar Minuten nach 10 Uhr der erste Gast im regulären Badebetrieb. „Es ist so praktisch, wieder dieses Bad in der Stadt zu haben“, war der Uniassistent begeistert. Mit einem Lächeln begrüßte ihn Betriebsleiter Sönke Eckl-Henningsen. Erst kürzlich hieß es „Wasser Marsch!“. Es dauerte vier Tage, die monatelang leeren Becken mit 800 Kubikmetern Wasser zu füllen.

Ein Prestige-Projekt mit vielen Pannen

Im Salzburger Paracelsusbad gab seit der Eröffnung immer wieder Probleme. Während der Bauphase lief der Keller mit Wasser voll. Nach Querelen sprang der Restaurant-Pächter wieder ab. Dann waren die Chlorwerte im Kinderbecken zu hoch. Fehlender Sichtschutz gab zu Beginn Passanten im Kurgarten Einblicke in die Umkleiden. Das Prestige-Projekt kam seit der Eröffnung 2019 nie zur Ruhe.

Die Panne, die zum endgültigen Desaster führte, datiert im Juli 2023. Da hing plötzlich ein Teil der optisch auffälligen Lamellendecke ein Stück herunter – direkt über dem Familienbecken!

Saniert wurde seit der Sperre noch nichts
Nur langsam wurde bekannt, was dazu geführt hatte und wie groß das Ausmaß des Schadens ist. Wie die Stadt Salzburg als Bauherrin bekannt gab, waren minderwertige Schrauben schuld an dem Desaster. Die ausführende Baufirma hatte diese eingebaut und sich auf einen Gutachter verlassen.Das weiß die Stadt seit Dezember 2023. Aber saniert wurde bis heute nichts. Bürokratie dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Die komplizierte Deckenkonstruktion eine weitere. Sie sei eben ein Prototyp, wird argumentiert. Das fast 60 Millionen Euro teure Bad ist seit Montag wieder offen – bis im Frühjahr die Sanierung beginnen soll. 

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