Die Solokarriere von Alison Moyet begann beinahe unfreiwillig. Als Sängerin des Synthie-Pop-Duos Yazoo („Only You“, „Don‘t Go“) wurde sie zu Beginn der 80er-Jahre bekannt. Doch nach nicht mal zwei Jahren gingen Moyet und Keyboarder Vince Clarke getrennte Wege. 1984 veröffentlichte die Britin ihr erstes Soloalbum „Alf“, das ein großer Erfolg wurde.
Jetzt, 40 Jahre später, blickt die Sängerin mit der unverwechselbaren, kraftvollen und gleichzeitig warmen Soulstimme zurück – mit einem neuen Album, einem Podcast und einer ausgedehnten Tournee im kommenden Jahr. In Deutschland wird sie im April 2025 vier Konzerte geben, in Österreich ist kein Auftritt geplant.
Rückschau in die Vergangenheit
Für ihr Album „Key“ hat Alison Moyet 16 Solosongs aus vier Jahrzehnten neu interpretiert. Darunter sind bekannte und weniger bekannte Lieder, Hitsingles genauso wie sogenannte Deep Cuts, also Tracks, die eher als Geheimtipps gelten, aber bei Fans beliebt sind. Obendrein hat sie zwei neue Songs aufgenommen.
„Wenn man auf 40 Jahre zurückblickt, muss man natürlich die Hits einbeziehen, weil sie Teil der Geschichte sind“, sagt Moyet im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur in London. Ihre neuen Versionen von „All Cried Out“, „Is This Love?“ oder „Love Resurrection“ sind äußerst gelungen und haben zum Teil ein völlig neues Flair.
Echt und ehrlich
„Oft ist es so, dass man einen Song schreibt und ihn sofort aufnimmt, bevor er wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist“, erzählt die 63-Jährige. „Man weiß also noch gar nicht, was den Song wirklich ausmacht, was einen damit verbindet.“ Das sei bei den Neuaufnahmen natürlich anders, womit die Interpretation authentischer werde. Dass es echt und ehrlich ist, liegt Moyet besonders am Herzen.
Zu den weniger bekannten Titeln und dennoch zu den Highlights zählt „Fire“, ursprünglich 2007 auf dem Album „The Turn“ erschienen, das laut Moyet wenig Beachtung fand. „Es gibt Phasen in einer Karriere, wo niemand Interesse an dir hat“, sagt sie. „Das stört mich nicht. Aber manchmal gehen dabei Songs, die einem viel bedeuten und wichtig sind, einfach verloren.“ Mit „Key“ will sie diesen Liedern neue Aufmerksamkeit verschaffen.
Das Spiel mit Vibrationen
Wie bei Moyets Konzerten klingt der Synthie-Pop auf dem Album klar durch – aus gutem Grund. „Bei elektronischer Musik kann ich den Klang meiner eigenen Stimme besser wahrnehmen“, erklärt sie. „Dadurch habe ich mehr Kontrolle über meinen Gesang und einen saubereren Hintergrund, um mit meinen eigenen Klängen und den Vibrationen meiner Stimme zu spielen.“
Moyets markante Stimme klingt immer noch fabelhaft. Es ist ein Genuss. Die Songs sind hervorragend produziert und haben einen frischen, zeitlosen Klang, obwohl es ihr nach eigenen Angaben nicht um eine Modernisierung ging. Alles in allem ist „Key“ ein würdiges Werk zum 40. Solo-Jubiläum der Ausnahmesängerin Moyet, die mit ihrer Karriere heute zufrieden ist.
Keine großen Hit-Erwartungen
„Ich mache mir keine Gedanken über Hits, denn ich bin 63“, sagt sie und lacht. „Ich erwarte nicht, im Radio gespielt zu werden oder so was. Dafür lebe ich lange genug und ich habe gesehen, wie es bei anderen in der Musikbranche gelaufen ist.“
Den Ruhm, der mit dem Erfolg einherging, lehnte Alison Moyet sowieso stets ab. Sie litt sogar zeitweise unter der öffentlichen Aufmerksamkeit. Heute ist sie mit sich im Reinen und stellt klar, warum sie weiterhin Musik macht. „Es ist absolut nicht mein Antrieb, Platten zu verkaufen oder im Rampenlicht der Medien zu stehen. Das Einzige, was mich motiviert, ist der Wunsch zu singen und live zu singen.“
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