Wer stach zu?

Freispruch von Mordversuch am Wiener Reumannplatz

Gericht
02.10.2024 14:47

Ende März erschütterte eine Serie von Messerstechereien den Wiener Reumannplatz. Der Prozess um den ersten Angriff geht im Landl nun zu Ende. Am zweiten Prozesstag wird noch ein Zeuge gehört, der laut dem angeklagtem Syrer, der eigentliche Täter sei. Den Vorwurf streitet auch er ab. Die Geschworenen können am Ende nicht feststellen, wer wirklich zustach.

Tatort Reumannplatz: Am 17. März wurde am Wiener Brennpunkt ein 21-Jähriger niedergestochen. Weil er Zivilcourage bewies und ein junges Mädchen in Schutz nahm, das von einer Gruppe Syrer umstellt und beschimpft wurde, zückte einer ein Messer. Im Wiener Landesgericht sitzt nun ein 20-Jähriger den zweiten Prozesstag auf der Anklagebank – und trotzdem stellt sich die Frage: Ist es der richtige junge Mann?

Offener Haftbefehl gegen Zeugen
Denn der Syrer leugnet den Angriff vehement, den die Staatsanwaltschaft als versuchten Mord anklagt. Er sei nicht derjenige gewesen, der zum Messer gegriffen hat, sondern ein Bekannter. Der nun nach langer Aufenthaltsermittlung als Zeuge im großen Schwurgerichtssaal aussagen muss. Vorgeführt wird er aus der Untersuchungshaft – gegen ihn lag bereits ein Haftbefehl wegen eines Drogendeliktes vor. 

Ähnlichkeit ist unverkennbar
Doch auch der 29-jährige Syrer will nicht der Messerstecher gewesen sein: „Ich war am Reumannplatz zu dem Zeitpunkt, aber nicht in dem Bereich, wo das passiert ist. Ich hab‘ das erst im Nachhinein erfahren“, lässt er im Zeugenstand übersetzen. Auffällig: die beiden jungen Männer – der Angeklagte und sein Bekannter – sind ähnlich groß, haben dieselbe Statur. Bloß trägt der ältere Bart. „Wie lange haben sie den schon?“, fragt Herr Rat –, „Das kann ich nicht sagen“, so die Antwort.

Anwalt Wolfgang Haas verteidigt den 19-jährigen Syrer. (Bild: Andreas Schiel)
Anwalt Wolfgang Haas verteidigt den 19-jährigen Syrer.

Auch das 21-jährige Opfer und eine junge Zeugin des Messerangriffs können nicht sicher sagen, ob es denn nicht auch der 29-Jährige gewesen sein könnte, der zur Waffe griff. Deswegen fordert Verteidiger Wolfgang Haas einen Freispruch für seinen angeklagten Mandanten. Die Entscheidung liegt nun bei den Geschworenen.

Und die können nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit feststellen, dass es wirklich der 20-Jährige war, der den jungen Österreicher umbringen wollte. Er wird vom Mordversuch freigesprochen. Wegen gefährlicher Drohung und versuchter Körperverletzung – im Zusammenhang mit anderen Zwischenfällen – fasst er drei Monate bedingte Haft aus. Der Freispruch ist rechtskräftig.

Der angeklagte Mordversuch markiert Ende März den Beginn einer erschütternden Serie von Messerstechereien am Wiener Reumannplatz. Am selben Tag noch im Bereich der Favoritenstraße wurde ein 28-Jähriger von einem Unbekannten niedergestochen. Ebenfalls im März eskalierte am Reumannplatz ein Streit, bei dem ein 32-Jähriger einen tiefen Stich in den Oberschenkel erlitt. Am 24. Mai war ein Polizist am Keplerplatz von einem Jordanier (41) attackiert worden. Nur die Stichschutzweste, die der Beamte trug, rettete ihn vor schwersten Verletzungen. In der Gegend gilt seit 30. März eine Waffenverbotszone.

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