Kunstforum Wien

Paul Gauguin: „Bad Boy“ der Klassischen Moderne

Kunst
02.10.2024 14:56

„Gauguin – unexpected“: Das Kunstforum Wien zeigt erstmals nach 60 Jahren eine große Retrospektive zum Werk des Vaters der Moderne. Die von Evelyn Benesch kuratierte Schau ist bis 19. Jänner 2025 im Ausstellungshaus auf der Wiener Freyung zu sehen!

(Bild: kmm)

Er nannte sich selbst „wildes Tier“, war aufbrausend, hatte zu – wer weiß, wie vielen – Mädchen um die 13 oder 14 Beziehungen, für die er seine dänische Frau und die Kinder stehen ließ:

Paul Gauguin (1848 bis 1903) gilt mit den Stars des frühen 20. Jahrhunderts Cézanne, Vincent van Gogh – mit dem ihn eine streitbare Freundschaft verband, weil Vincents Bruder Theo Gauguins Kunsthändler war -, als einer der Väter der Klassischen Moderne. Gauguin skandalisieren wir heute allerdings gerne.

„Gauguin, ein Bad Boy?“, fragt Direktorin Ingried Brugger. „Wir reden über Missbrauch Minderjähriger, ekelhafte Exotik und Kolonialismus. Schrecklich! Aber wir beurteilen das alles aus heutiger Sicht. Um 1900 hat man damit in den französischen Kolonien auf Tahiti oder den Marquesas gegen kein Gesetz verstoßen.“

Paul Gauguin, „Stillleben mit Blumen und Idol“, um 1892 Öl auf Leinwand 40,5 x 32 cm   (Bild: © Kunsthaus Zürich Geschenk Walter Haefner, 1995)
Paul Gauguin, „Stillleben mit Blumen und Idol“, um 1892 Öl auf Leinwand 40,5 x 32 cm  
Paul Gauguin, „Tahitianerinnen beim Baden“, 1892 Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen 109,9 x 89,5 cm (Bild: bpk | The Metropolitan Museum of Art)
Paul Gauguin, „Tahitianerinnen beim Baden“, 1892 Öl auf Papier, auf Leinwand aufgezogen 109,9 x 89,5 cm
Paul Gauguin, „Interieur mit Aline“, 1881 Öl auf Leinwand 75,7 x 86,9 cm (Bild: © Sheffield Museums Trust/Foto: Rheinisches Bildarchiv, Marc Weber)
Paul Gauguin, „Interieur mit Aline“, 1881 Öl auf Leinwand 75,7 x 86,9 cm

„Gauguin – unexpected“ nennt Kuratorin Evelyn Benesch ihre spektakuläre Schau, die sie im Kunstforum erstmals nach der Ausstellung im Belvedere anno 60 zeigt. „Wir wollen Gauguin und der Diskrepanz zwischen seinem Leben, seiner Sexualität und den Märchenbildern Gerechtigkeit widerfahren lassen. Und es geht um den weniger bekannten Gauguin, der in der Bretagne, in der Künstlerkolonie von Pont-d’Aven, ausgehend vom Spätimpressionismus über den Symbolismus seinen Stil als „Synthetist“ und eine neue Bildhaftigkeit entwickelte.“

Paul Gauguin, „Frau vor einem Stillleben von Cézanne“, 1890 Öl auf Leinwand 65,3 x 54,9 cm (Bild: bpk / The Art Institute of Chicago / Art Resource, NY / Elyse Allen)
Paul Gauguin, „Frau vor einem Stillleben von Cézanne“, 1890 Öl auf Leinwand 65,3 x 54,9 cm
Paul Gauguin, „Heugarben in der Bretagne“, 1890 Öl auf Leinwand 74,3 x 93,6 cm (Bild: © National Gallery of Art, Washington)
Paul Gauguin, „Heugarben in der Bretagne“, 1890 Öl auf Leinwand 74,3 x 93,6 cm

Wichtig sind nicht mehr „Ausschnitte aus der Natur, sondern Darstellungen von Stimmungen, Archetypen und Gefühlen.“ Das Kunstforum präsentiert 80 hinreißende Objekte seit 1875, aber auch „unexpected“ seine tahitischen Skulpturen, Druckgrafiken wie den Volpini-Zyklus der Albertina sowie seine Buchillustrationen zu „Noa Noa“. 

„Gaugin – unexpected“: Kunstforum Wien, 1010, Freyung; 3. Oktober bis 19. Jänner 2025. Infos: kunstforumwien.at

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