Bei Bullen brodelt es

Pulverfass Salzburg steht kurz vor der Explosion

Bei Österreichs Vizemeister brennt der Hut: In der Champions League droht das frühzeitige Aus, Personalentscheidungen sorgten für Verwunderung und die Fans skandierten nach dem 0:4 gegen Brest lautstark: „Bullenschweine!“

Eines muss man Salzburg-Trainer Pep Lijnders lassen: Er versuchte das 0:4 gegen Brest in der Champions League nicht ansatzweise schönzureden.

Pep Lijnders suchte keine Austerden. (Bild: APA/BARBARA GINDL)
Pep Lijnders suchte keine Austerden.

„Ich habe es satt“
Er nehme das Ergebnis voll auf seine Kappe, erklärte der Niederländer. Sich auf die Jugend seiner Truppe rauszureden, wie es in der Vergangenheit (Stichwort: Jaissle) der Fall war, kam nicht in Frage. „Ich habe es satt, dass uns die Leute als jung bezeichnen. Das ist keine Entschuldigung“, stellte der 41-Jährige unmissverständlich klar. Die Stimmung in der Mozartstadt ist freilich am Tiefpunkt. Das hat gleich mehrere Gründe.

  • Desaströse Bilanz
    0 Punkte. 0 Tore. 7 Gegentreffer. Salzburg erwies sich bislang als „Agent 007“ in der Königsklasse und blieb weit hinter den eigenen Ansprüchen. „Wir verteidigen die Konter zu schlecht. Auch in der eigenen Box ist es nicht gut genug“, fand Mads Bidstrup deutliche Worte.
  • Trainer-Lieblinge
    „Die Gründe (für die Niederlage) werde ich nicht jetzt sagen, aber es gibt sicher Gründe“, gab sich Amar Dedic, der zu den wenigen Lichtblicken zählte, kryptisch. Wie ein Insider der „Krone“ verriet, gab es intern zuletzt Verwunderung über Startelf-Berufungen. Salzburg hatte auf dem Weg in die Königsklasse Twente und Kiew eliminiert. Dafür bekam die Truppe viel Lob – auch und vor allem von Lijnders. Bei Sparta Prag standen dann aber plötzlich mit Bajcetic und Clark zwei Neuzugänge in der Startelf, die bis dahin kein Spiel für den Vizemeister absolviert hatten. Das Duo soll beim Coach aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit bei Liverpool ein besonders hohes Ansehen genießen.
Stefan Bajcetic stand gegen Prag in der Startelf, gegen Brest wurde er eingewechselt. (Bild: GEPA/GEPA pictures)
Stefan Bajcetic stand gegen Prag in der Startelf, gegen Brest wurde er eingewechselt.
  • Fan-Wut
    Janis Blaswich sah beim Gegentreffer zum 0:3 nicht gut aus. Das nahmen Tausende Salzburg-Fans zum Anlass, um Alex Schlager im Tor zu fordern. Der erwies sich als perfekter Teamplayer und versuchte die Anhänger zu beruhigen. Vergeblich! Blaswich, der heute eine Einberufung ins DFB-Team erhalten soll, wurde sogar verhöhnt, als eine 08/15-Parade des Deutschen überschwänglich gefeiert wurde. Das Team quittierte das Verhalten mit Missachtung und ging nach Spielschluss nicht in die Kurve. Der harte Fan-Kern antwortete, indem er „Bullenschweine“ skandierte und rief: „Wir sind Salzburg und ihr nicht.“

Der Vizemeister gleicht aktuell einem Pulverfass, das jederzeit explodieren könnte. Ausgerechnet jetzt wartet in der Liga das Topspiel bei Meister Sturm

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