Es ist einfach nicht mehr zumutbar für Bewohner und Mitarbeiter – das ist das Ergebnis einer Prüfung der hygienischen und baulichen Situation in der Innsbrucker Notschlafstelle am Schusterbergweg. Die muss vorübergehend zusperren. Ein Ersatzschlafplatz für 90 Frauen und Männer muss her.
Wenn es Nacht wird in Innsbruck, sieht man Tag für Tag Dutzende Obdachlose Richtung Schusterbergweg marschieren. Dort betreiben die Tiroler Sozialen Dienste (TSD) eine Notschlafstelle für jene, die ganz unten sind. „Es ist das unterste soziale Netz – und deshalb umso wichtiger. Wenn die Menschen nicht bei uns unterkommen, haben sie keine Alternative mehr“, erläutert TSD-Sprecher Florian Stolz.
Einen betroffenen Bereich haben wir sofort gesperrt.
Florian Stolz, Sprecher Tiroler Soziale Dienste
Sachverständiger ortete Handlungsbedarf
90 Frauen und Männer gehen in dem Haus regelmäßig ein und aus. Die Notschlafstelle ist fast immer voll belegt. Doch jetzt haben sich die hygienischen Bedingungen zugespitzt. „Ein Sachverständiger, der für uns regelmäßig dort prüft, ist zu dem Schluss gekommen, dass Handlungsbedarf besteht“, bestätigt Stolz gegenüber der „Krone“ einen Bericht des ORF.
Bettwanzen haben sich in der Notunterkunft offenbar derart ausgebreitet, dass sie mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr zu bekämpfen sind. Der TSD-Sprecher betont, dass trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen solche Schädlinge immer wieder in Taschen und Rucksäcken von den Bewohnern eingeschleppt werden.
Festgestellt wurde vom Sachverständigen auch ein Schimmelbefall in einer Sanitäranlage. „Diesen Bereich haben wir sofort gesperrt“, erklärt Stolz. Doch der Bettwanzen könnten die Mitarbeiter im laufenden Betrieb nicht mehr Herr werden, ergänzt der TSD-Sprecher. Daher muss die Notschlafstelle geräumt werden und ist vorerst nicht bewohnbar.
Die Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf. Wir lassen niemanden auf der Straße stehen.
Johannes Anzengruber, Bürgermeister
Bild: Christian Forcher
Land und Stadt haben Ersatzquartiere im Visier
Wohin nun mit den Obdachlosen vom Schusterbergweg. „Die Leute sind nicht mobil. Und wir können sie nur betreuen, wenn wir sie im Raum Innsbruck unterbringen“, erläutert Stolz die wichtigste Grundbedingung. „Wir arbeiten daran, rasch eine Lösung zu finden“, hieß es am Donnerstag vonseiten der Sozial-Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ) und des Innsbrucker Bürgermeisters Johannes Anzengruber. Der Stadtchef dazu: „Auch wenn das Land zuständig ist, unterstützen wir die Landesregierung natürlich. Die Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf. Wir lassen niemanden auf der Straße stehen.“
Zelte und Winternotschlafstelle als Lichtblick
Donnerstag zur Mittagszeit dann der Lichtblick: Die TSD hat Ersatzquartiere für die Obdachlosen im Visier. Die Winternotschlafstelle in der Richard-Berger-Straße in Innsbruck soll als Übergangsquartier dienen. 20 Personen finden dort Platz. „Dort werden wir die vulnerablen Gruppen unterbringen“, erklärt Stolz. Der Rest der Betroffenen soll in Zelten neben der Winternotschlafstelle vorerst unterkommen, bis der Standort Schusterbergweg saniert und wieder bewohnbar ist.
Diese Investition ist nur möglich, wenn die Notschlafstelle hier langfristig bleiben kann.
Florian Stolz, Sprecher TSD
Schleuse mit Wärmebehandlung als mögliche Lösung
Stolz geht davon aus, dass die Notschlafstelle in einigen Wochen wieder bewohnbar sein wird. Die Zeit drängt, denn das jetzt gefundene Ersatzquartier wird spätestens im November dringend für andere Personen gebraucht und Zelte sind für die kalte Jahreszeit keine Option.
Wie kann man in Zukunft verhindern, dass sich Bettwanzen in der Notschlafstelle derart ausbreiten? Das ist die Frage, der sich die Verantwortlichen stellen müssen. Stolz spricht von der Möglichkeit, beim Eingang eine Schleuse zu errichten, in der das Gepäck der Bewohner einer speziellen Wärmebehandlung unterzogen wird, durch die die in den Taschen mitgeschleppten Wanzen getötet werden. „Doch diese Investition ist nur möglich, wenn die Notschlafstelle hier langfristig bleiben kann.“
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